Landrat Manuel Westphal startet im Krisenmodus

16.3.2020, 14:54 Uhr
Landrat Manuel Westphal startet im Krisenmodus

© Foto: Jan Stephan

Hinzu kommen die Rathäuser in Pappenheim und Treuchtlingen, die die CSU zurückerobert hat, die Stichwahl in Weißenburg und der klare Sieg von Karl-Heinz Fitz in Gunzenhausen. Dass sich der CSU-Kreisvorsitzende dennoch nicht euphorisch freut, hat einen einfachen Grund: das Coronavirus. "Es gibt schwierige Rahmenbedingungen", macht der 45-Jährige deutlich. Der Meinheimer wird als Landrat sofort im Krisenmodus durchstarten müssen.

In dieser Woche sind bislang noch Sitzungen des Landtags angesetzt, bei denen Westphal noch dabei sein muss. Doch parallel will er schon
– "als Gast" – an den verschiedenen Krisensitzungen im Landkreis teilnehmen, um ab 1. Mai nahtlos weitermachen zu können. Es gebe fortlaufend Gespräche auf allen Ebenen, wie man auf die Pandemie reagiert und die einschneidenden Maßnahmen umsetzt. Da sei es eben sinnvoll, auf Stand zu sein, damit er sich nicht erst am 1. Mai in alles einarbeiten muss.

Parallel dazu will er zusammenstellen, welche Themen für den Stimmkreis relevant sind, die er bereits angeschoben hat. Das Paket geht dann an Alfons Brandl in Herrieden. Der dortige Noch-Bürgermeister rückt am 1. Mai für Westphal in den Landtag nach.

Westphal in allen Kommunen vorn - bis auf eine

Westphal war in allen Kommunen im Landkreis klar vorn – mit Ausnahme von Markt Berolzheim. In seinem Wohnort, in dem er auch in den Gemeinderat gewählt worden ist, holte Mathias Hertlein 49 Prozent der Stimmen. Westphal landete mit 41,2 Prozent auf Platz zwei. Ansonsten war der Meinheimer überall erste Wahl. Die Spitzenergebnisse fuhr er in Bergen mit 79,1 Prozent, in Ettenstatt mit 76,6, in Burgsalach mit 76,4, Nennslingen mit 73,3 und in Höttingen mit 71,8 Prozent ein.

Auch in den großen Städten konnte der CSU-Mann überzeugen. Weißenburg 63,3 Prozent, Treuchtlingen 62,9 und Gunzenhausen 58,3 lauten die Zahlen. Dass er ausgerechnet in Gunzenhausen am schlechtesten in den drei Städten abgeschnitten hat, konnte sich Westphal auch nicht erklären. Als Meinheimer fühle er sich aber ohnehin mitten im Landkreis. "Wir können mit allen drei Städten gut."

In seinem Heimatort Gunzenhausen hat Stefan Bauer mit 13,5 Prozent ein gutes, aber nicht eines seiner besten Ergebnisse eingefahren (die waren in Pleinfeld mit 18,1, in Absberg mit 17,9 und in Langenaltheim mit 15,5). Mathias Hertlein holte in Markt Berolzheim ein starkes Ergebnis, gefolgt von Treuchtlingen mit 22,5, Weißenburg mit 19 und ausgerechnet Meinheim mit 16,9 Prozent.

Der SPD-Kandidat hat sicher den aufwendigsten Wahlkampf betrieben. Ging von Tür zu Tür, hat versucht Themen zu setzen und sich auch im Internet gut verkauft. Er räumte denn auch ein, "schon enttäuscht" zu sein. Die Stimmung, die ihm entgegenschlug, hatte ihn Besseres erwarten lassen. Und bei den vergangenen Wahlen hatte Uwe Döbler auch ordentlich vorgelegt, was natürlich auch Hoffnung schürte. Aber der 33-Jährige schaut auch nach vorne. "Jetzt geht es darum, die Themen über den Kreistag umzusetzen."

Auch für ihn überschattet die Corona-Krise die Situation. Den direkten Wahlkampf hat er schon Anfang der Woche eingestellt, die Wahlparty hat er abgesagt, und hätte das Radio-8-Wahlduell stattgefunden, hätte er kurzfristig abgesagt. "Diese Verantwortung müssen wir wahrnehmen", sagt Hertlein. Auch wenn vielen Menschen die Bedrohung noch reichlich abstrakt vorkommt. Insofern beneidet er Manuel Westphal auch nicht, der sein Amt unter Bedingungen antreten wird, die vor wenigen Wochen noch als unvorstellbar galten.

Bauer und Ebert sind zufrieden

Stefan Bauer ist hingegen mit seinem Ergebnis vollauf zufrieden. "Ich bin ja schließlich Politik-Novize", gibt er zu bedenken. Er habe das FW-Potenzial gut ausgeschöpft. Und mit 39 Jahren sei er auch noch jung genug für weitere Versuche. "So schnell gebe ich nicht auf." Als Unternehmer sei er es gewohnt, Verantwortung zu übernehmen, insofern wolle er sich nun auch in die Kreistagsfraktion der Freien Wähler einbringen.

Auch in Heidenheim war die Stimmung am Sonntagabend gelöst. Reinhard Ebert sieht sich mit 9,4 Prozent "auf Augenhöhe" mit den Freien Wählern und findet, dass seine Kandidatur ein Potenzial gehoben hat, das man seiner Partei gar nicht zugetraut hätte. In seinem Heimatort Heidenheim kam er auf stolze 20,1 Prozent. Aber auch in Gnotzheim (14,7), Polsingen (13,2) und Gunzenhausen (13) konnte der 56-jährige punkten. Unter anderem der Bürgerentscheid gegen die Umfahrung von Schlungenhof habe ihm genutzt, glaubt Ebert.

Auch er beneidet Westphal nur bedingt um die Situation, in der dieser seinen neuen Job anzutreten hat. Doch passt die Corona-Krise auch in Eberts Weltanschauung. Mit der Globalisierung hat er ohnehin massive Probleme. "Die Situation zeigt deutlich: Wir leben auf verdammt dünnem Eis." Der Wohlstand unseres Landes sei fragil, wie das Virus demonstriere.

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