Klimaneutrale Produktion

Landwirte wollen Unternehmen helfen

7.8.2021, 12:33 Uhr
Biomasseinstitut-Chef Bernhard Bauer erläuterte den Besuchern, wie Landwirte CO2 im Boden binden können und welche Vorteile das für regionale Unternehmen haben kann.  

© Jürgen Leykamm, NN Biomasseinstitut-Chef Bernhard Bauer erläuterte den Besuchern, wie Landwirte CO2 im Boden binden können und welche Vorteile das für regionale Unternehmen haben kann.  

Wer Klimaschutz betreiben will, der muss an verschiedenen Stellschrauben drehen, betonte Landrat Manuel Westphal. Es gelte zunächst den Ausstoß von CO2 zu reduzieren und verstärkt auf erneuerbare Energien zu setzen.

Dort, wo die Freisetzung von Kohlendioxid nicht vermieden werden kann, bleibt die Kompensation über die entsprechenden Zertifikate. Doch deren Zustandekommen „ist nicht immer transparent und auch nicht immer nachvollziehbar“, monierte Westphal. Ein besserer Weg sei es da, auf Partner vor Ort zu setzen und die hiesige Landwirtschaft miteinzubeziehen, umriss er den Kerngedanken der IKL.

"Ein ökologischer Ablass"

Wie er stand auch Norbert Bleisteiner als Chef des Fachzentrums für Energie und Landtechnik in Triesdorf dem Zertifikatehandel skeptisch gegenüber. Dabei handle es sich um einen „ökologischen Ablass“. Aber ein solches „Freikaufen“ werde auf Dauer nicht funktionieren. Sinnvoll sei indes eine regionale Lösung wie die Förderung des „Humusaufbaus als eine Möglichkeit der Kompensation“.

Eine solche biete ebenso die gezielte Aufwertung bestehender Landschaftselemente wie beispielsweise Hecken. Hier nun also kommen die Landwirte ins Spiel, die mit verschiedenen Maßnahmen für entsprechende Verbesserungen sorgen sollen. Auf freiwilliger Basis finanziert von regionalen Partnern, wie zum Beispiel die Treuchtlinger Firma Alfmeier, deren Geschäftsführer Andreas Gebhardt in Trommetsheim ans Rednerpult trat. Und dies auch in seiner Funktion als Arbeitskreissprecher der „Unternehmerinitiative Nachhaltigkeit und CO2-Neutralität für Altmühlfranken“ (UNNA).

Für die Betriebe sei der Wunsch der Kunden nach solch CO2-neutralen Produktion „ein viel schärferes Schwert“ als das der politischen Vorgaben. In der UNNA seien bereits die 14 größten mittelständischen Unternehmen des Landkreises gebündelt. Sie alle aber hätten ein gemeinsames Problem: Für eine Kompensation „müssen wir in die weite Welt gehen“. So wolle es die Politik. Hier gelte es den Spielraum für regionale Optionen zu öffnen, forderte Gebhardt in Richtung Berlin und Brüssel.

"Eine Blaupause"

Klappt dies, kann auch die IKL noch besser Fahrt aufnehmen, die natürlich auch noch jemanden braucht, bei dem die Fäden zusammenlaufen. Ein Part, den die FarmFacts GmbH übernimmt und so unter anderem die entsprechenden Verträge zwischen den Partnern gestaltet, aber auch Daten oder digitale Hilfsmittel zur Verfügung stellt.

Geschäftsführer Wolfgang Angermair betonte dabei in Trommetsheim: „Die IKL hat das Zeug zur Blaupause für weitere regionale Projekte zur Förderung der Nachhaltigkeit.“

Und genau diese seien auch die sinnvollen, wie der Bundestagsabgeordnete Artur Auernhammer unterstrich: „CO2 kann ich nicht in der Kernstadt von Nürnberg binden – dazu braucht man den ländlichen Raum!“ Dabei gelte es eben, die Maßnahmen „auf den einzelnen Bauernhof herunter zu brechen“. Die Landwirtschaft sei dazu bereit, „aber das geht nicht zum Nulltarif, sondern nur mit Honorierung“.

Dass im Landkreis hier schon einiges passiert, machte Alesheims Bürgermeister Manfred Schuster deutlich. „80 Prozent der Trommetsheimer Anwesen sind an das hiesige Nahwärmenetz angeschlossen“, betonte er. Gespeist wird es von der Biogasanlage von Landwirt Martin Goppelt, der die IKL als „motivierendes Projekt“ würdigte.

Bei einer kleinen Exkursion machten verschiedene Experten des Triesdorfer Bildungszentrums deutlich, was alles möglich ist. „Die Landwirtschaft ist die einzige Branche, die CO2 im Boden binden kann“, erklärte etwa Professor Bernhard Bauer, Chef des Biomasseinstituts. Der Anbau von Zwischenfrüchten sei dabei „eine kleine, aber wichtige Schraube“. Ebenso sorgten Wurzeln sehr gut für Humus – „aber wir können nicht alles mit Kleegras vollmachen“.

Weitere Bausteine

Heckenpflege gelte als ein weiterer wichtiger Ansatz, über den Markus Heinz, Leiter der Abteilung Pflanzenbau und Versuchswesen referierte. Ein weiteres wichtiges Element der IKL ist das Ziehen von Bodenproben, das für sie Karl Heller vom gleichnamigen Pflanzenbauservice in Walkershöfe (Ellingen) übernimmt.

Mit GPS-Unterstützung werden dabei die Felder abgefahren und dabei zufällige Stichproben entnommen. Und die verraten in Sachen Humus eine ganze Menge: „Ein Kubikzentimeter Erde enthält so viele Mikroorganismen wie es Menschen auf der Welt gibt“, so Heller.

Von Trommetsheim aus soll die „Initiative Klima-Landwirt“ nun weite Kreise in die verschiedenen Organisationen ziehen wie etwa UNNA oder die landwirtschaftlichen Verbände. „Das Projekt ist erst einmal auf drei Jahre angelegt“, so Landrat Westphal im Gespräch mit unserer Zeitung. „Dann sollen handfeste Zahlen, Daten und Fakten auf den Tisch kommen“ – mit dem Ziel einer Klimabilanz. Bleisteiner hofft, dass einmal auf 1000 Hektar Projekte der IKL umgesetzt werden.

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