Langenaltheim beschränkt sich auf eine Sanierung

16.1.2021, 07:53 Uhr
Langenaltheim beschränkt sich auf eine Sanierung

© Archivfoto: Jürgen Leykamm

Dass man sich im Ringen um die Antwort so schwer tat, lag wohl auch daran, dass man sich in Langenaltheim die Frage ursprünglich gar nicht stellen wollte. Sie ist durch eine Förderzusage und den darauffolgenden "Rattenschwanz" vor die Füße gefallen.

2014 stellte das Landratsamt fest: Die 1981 erbaute Mehrzweckhalle erfüllt einige Brandschutzauflagen für Versammlungsstätten nicht und braucht eine neue Decke. Mit ein paar weiteren Sanierungsposten
– wie etwa dem Einbau eines barrierefreien WCs – errechnete die Verwaltung die Kosten und kam auf 420 000 Euro.

Eine Stange Geld für eine Gemeinde mit nur 2200 Einwohnern. Darum war die Freude groß, als der CSU-Bundestagsabgeordnete Artur Auernhammer Anfang 2019 die frohe Botschaft überbringen konnte: Die Sanierung wird zu 90 Prozent vom Bund gefördert. Nur noch rund 40 000 Euro müssten aus der Gemeindekasse berappt werden.

Eines kam zum anderen

Das Problem: Wo Fördergelder fließen, sind auch Auflagen zu erfüllen. Auflagen, die man beim ersten Ausrechnen der Baukosten noch nicht im Blick hatte. Auch der Dachstuhl muss ertüchtigt werden, da die Statik für die darauf montierte PV-Anlage eigentlich nicht ausreicht. Damit wird die notwendige Sanierung mindestens doppelt so teuer. Mit der minimalen To-do-Liste käme die Gemeinde nun bei der "kleinen" Sanierungsvariante auf 1,2 Millionen Euro – die Höhe des Zuschusses ändert sich jedoch nicht und bleibt bei rund 380000 Euro.

Langenaltheim beschränkt sich auf eine Sanierung

© Foto: Miriam Zöllich

Und dann ist man ins Grübeln gekommen. Wenn man schon so viel Geld ausgibt – warum dann nicht gleich "was Gescheites" machen und aufwendiger sanieren und modernisieren? Geschätzte Kosten: 2,5 Millionen Euro. Und wenn man schon so viel Geld ausgibt: Warum die Mehrzweckhalle dann nicht gleich abreißen und neu bauen? Geschätzte Kosten: 3,7 Millionen Euro.

Weil die in Aussicht gestellten Fördermittel nun zeitnah abgerufen werden müssen, drängte die Verwaltung im Gemeinderat auf eine Entscheidung. Welche der drei Varianten soll es sein: "kleine" Sanierung, "große" Sanierung oder Neubau? Eine Entscheidung, mit der sich das Gremium sichtlich schwer tat. Schon über Monate wurde herumüberlegt, um eine Entscheidung zu treffen, die man eigentlich nicht wollte.

"Eine Unverschämtheit"

Das sorgte dann auch in der jüngsten Gemeinderatssitzung für Unmut bei Kristin Rathsam (CSU/PWG): "Es ist eigentlich eine Unverschämtheit von Auernhammer, sich mit der Förderung zu rühmen, und jetzt kümmert sich keiner mehr um den Rattenschwanz, den das nach sich gezogen hat." Die Gemeinde würde mit den Folgen nun "im Regen stehen".


Die Gemeindegeschichte Langenaltheims


Sie plädierte für den Abriss und anschließenden Neubau der Mehrzweckhalle. "Beim Neubau hat man am meisten Potenzial, wir könnten uns auch Zeit verschaffen und weitere Fördermöglichkeiten ausloten." Bei der Sanierung könnten sich hingegen noch weitere versteckte Mängel zeigen, deren Beseitigung am Ende die Kosten nach oben treiben könnte. Dem stimmte auch Simon Mößner (SPD) zu und befürwortete klar den Neubau: "Wenn, dann g‘scheit."

In der Abstimmung wurde der Vorschlag jedoch mit elf zu drei Stimmen recht eindeutig abgelehnt, und etwas salopp brachte Bürgermeister Alfred Maderer den Grund dafür auch auf den Punkt: "Wir haben ja keinen Geldscheißer."

Andere drängende Projekte

Dankbar nahm offenbar auch Verwaltungsleiterin Daniela Erdinger diese Entscheidung zur Kenntnis. "Man kann ja einem Nackerten nicht in die Tasche greifen!" Eine derart hohe Investition könne sich die Gemeinde einfach nicht leisten und auch nicht vorstrecken. Zumal ja in den kommenden Jahren noch andere, teils dringende Projekte wie Straßensanierungen oder die Sanierungen im Rathaus anstehen, wo sich der Giebel schon sichtlich neigt.


Langenaltheim hat viele Projekte in der Pipeline


Blieb also die Frage: "kleine" oder "große" Sanierung? Architekt Anton Gerstmeier aus Nördlingen stellte die beiden Möglichkeiten gegenüber. Die kostengünstigste Sanierung würde im Wesentlichen nur die nötigen Reparaturen beinhalten – vor allem optisch bliebe alles weitestgehend beim Alten.

Bei der großen Variante für rund 2,5 Millionen Euro würde eigentlich nur der Betonkörper bleiben, alles andere – Bodenbelag, Fassade, Fenster, Innentüren, Dachstuhl, Sanitäranlagen – wird ausgetauscht und wäre dann "vergleichbar neuwertig", so der Planer. Die Gemeinderäte waren sichtlich hin- und hergerissen.

Nicht mehr aufschiebbar

Vor allem die Frage nach der Langlebigkeit der Maßnahmen trieb sie umher. "Wenn wir die kleine Variante nehmen, dann geht es doch peu a peu weiter", befürchtete Fritz Albrecht (CSU/PWG). Auch stellte er die Frage, ob man die Entscheidung nicht noch weiter aufschieben und weitere Informationen oder Fördermöglichkeiten einholen könne.

"Wir hätten eigentlich 2020 schon anfangen sollen, um die Förderung abzurufen", entgegnete Maderer, und Verwaltungsleiterin Daniela Erdinger fügte hinzu: "Wir haben eh Glück mit einem sehr kooperativen Sachbearbeiter."

Zudem stellte man sich die Frage nach der künftigen Nutzung der Halle. Braucht es überhaupt noch eine Genehmigung als Versammlungsstätte mit den damit verbundenen Auflagen? Bis auf das beliebte Neujahrskonzert der Feuerwehrkapelle ist die Resonanz auf Veranstaltungen eher rückläufig, zeigte der Bürgermeister auf. Bei einem Betrieb als reine Sportstätte dürften allerdings nur zwei weitere größere Veranstaltungen im Jahr durchgeführt werden.

Doppelte Ablehnung

Eine Abstimmung führte zunächst zu keiner Entscheidung: Mit sieben zu sechs Stimmen wurde die "große" Sanierung vom Gremium abgelehnt, mit sieben zu sechs aber auch die kleinere Variante. Nun versuchten die Mitglieder einen Kompromiss zu finden.

"In der Mitte liegt die Wahrheit", vermutete Thomas Daeschler (FW). Parteikollege Ralf Straßner schlug vor, den Kostenrahmen der "kleinen" Sanierung von 1,2 auf 1,5 Millionen anzuheben, um Luft nach oben zu haben und noch weitere Investitionen zu berücksichtigen. Der Vorschlag wurde mit elf zu zwei angenommen.

Alfred Maderer atmete hörbar aus: "Ein harter Kampf." Mit der Entscheidung kann er aber gut leben. "Wir behalten jetzt optisch die bisherige Halle – mit dieser Aussicht sind wir ganz zu Beginn ja auch in die Thematik reingegangen."

Er hofft nun, dass der Baubeginn noch heuer im Herbst erfolgen kann, um Corona noch für die Sanierungsarbeiten nutzen zu können – damit die Halle dann bereit ist, wenn wieder Veranstaltungen stattfinden können.

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