Lebenshilfe Altmühlfranken lockt in die Kunst-Schranne

16.10.2019, 06:02 Uhr
Lebenshilfe Altmühlfranken lockt in die Kunst-Schranne

© Foto: Jürgen Leykamm

Bis Sonntag, 20. Oktober, sind dort die Werke von rund 100 Künstlern mit und ohne Behinderung zu bestaunen. Besonders erfreut zeigte sich zur Eröffnung Vereinsvorsitzender Wilfried Etschel darüber, dass "Menschen aus allen unseren Einrichtungen sich beteiligt haben".

Ebenso bilden viele der Exponate das Ergebnis verschiedener "inklusiver Kooperationen", so Geschäftsführer Martin Britz. So haben etwa die Römerbrunnenschule und das benachbarte Gymnasium das Thema "Steinzeit" gemeinsam umgesetzt. Und ein Stück Zaun, der die beiden Institutionen zumindest physikalisch trennt, entsprechend verziert und es so zu einem verbindenden Element umfunktioniert. Nach der Ausstellung wandert es in künstlerisch aufgewerteter Form auch wieder an seinen ursprünglichen Ort, so die Organisatorin Gertraud Lodermeyer, Leiterin der offenen Hilfen.

Lebenshilfe Altmühlfranken lockt in die Kunst-Schranne

© Foto: Jürgen Leykamm

Auch die Diskussion um den Plastikmüll findet sich in der Schranne kreativ umgesetzt wieder. Aus PET-Flaschen entstanden dreidimensionale Kunstobjekte, eine charmante Form des Upcyclings. Dass Inklusion auch innerhalb des Lebenshilfeangebots sehr bereichernd praktiziert werden kann, zeigt ein gemeinsames Werk von Kinder- und Seniorentagesstätte. Eine blumige Collage von Händen unterstreicht den Spruch: "Jeder von uns ist einzigartig – doch zusammen sind wir ein Meisterwerk!"

Auch Landrat Gerhard Wägemann nahm auf dieses Bild Bezug, leistete sich dabei aber einen bedenkenswerten Versprecher und sprach davon, wie "eigenartig" doch jeder sei. Trifft letztlich auch auf wirklich jeden auf der Welt zu – ist alles nur eine Frage des gewählten Blickwinkels. Andererseits ist es ja vielleicht auch gerade erst die individuelle Eigenartigkeit, welche die Kreativität erst so richtig freisetzt. Sie selbst bilde "ein gutes Feld, auf dem Menschen mit und ohne Behinderung zusammenwirken können", attestierte Weißenburgs Oberbürgermeister Jürgen Schröppel.

Wägemann wiederum wusste der Ausstellung reichlich "LOB" zu zollen, setzt sich dieses Wort doch auch aus den Anfangsbuchstaben des Jubiläumsmottos zusammen. Das Landratsamt selbst geht übrigens bezüglich inklusiver Kunst beispielhaft voran und zeigt in einer Dauerausstellung Werke von Künstlern mit Handicap. Für dieses Projekt wie auch für das Gelingen der Ausstellung in der Kunst-Schranne hat Susanne Scheuerlein als freie Mitarbeiterin der Lebenshilfe ihren maßgeblichen Beitrag geleistet. Sie ist neben Lodermeyer die zweite Hauptverantwortliche der Veranstaltung.

Selbst Kunstschaffende, leitet sie eine Kreativgruppe, deren "Lebenskünstler" bei der Vernissage ihr Gemeinschaftswerk präsentierten, das Bezug auf den "kleinen Prinzen" nimmt. Auch eine Partnerschule aus dem slowakischen Bytca steuerte spontan ein Kunstwerk bei. Getreu dem Motto geht es in diesen Tagen in der Schranne in der Tat recht vielfältig zu. Zu bunten Raben oder einem 3-D-Bild mit CDs gesellen sich die Titanic oder das Schloss Neuschwanstein. Oder auch ein Stück begehbarer Kunst, die Hildegard Knefs Wunsch "Für mich solls rote Rosen regnen" erfüllt. Das probierte unter anderem Grit Landwehr als Konrektorin der Römerbrunnenschule gleich aus.

Was die Veranstalter auf eine Idee brachte: Warum das Kunstobjekt nicht als Fotokulisse für das Standesamt anbieten? Oder für Hochzeiten versteigern? Auch andere Kunstwerke stießen so sehr auf Interesse und Nachfrage, dass bereits über Möglichkeiten des Verkaufs nachgedacht wird. Wichtiger als dies aber sei, dass die Nutzer der Lebenshilfeeinrichtungen durch das kreative Schaffen "ihre Stärken entdeckt haben", so Britz.

Die musikalischen Beiträge zur Vernissage lieferten der "TonArt-Chor" der Lebenshilfe, der Kinderchor des "Klangwerks Gersdorf" und die Band "SMULT".

InfoDie Ausstellung ist bis Freitag von 13 bis 18 und am Wochenende von 11 bis 18 Uhr zu sehen. Es gibt zahlreiche Mitmachaktionen – am Abschlusstag etwa wird von 14 bis 16 Uhr eifrig gemeinsam getrommelt.

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