„Mein Europa-Fotoalbum”

9.4.2013, 08:00 Uhr
„Mein Europa-Fotoalbum”

© Steiner

Der Gunzenhausener Politiker, den EHP-Leiter Prof. Dr. Joachim Grzega als „einer der bekanntesten europäischen Köpfe“ und als „Bayerns Mister Europa“ vorstellte, hat in der Region noch viele Fans – obwohl er seit über drei Jahren dem EU-Parlament nicht mehr angehört. Selbst SPD-Politiker wie Weißenburgs Oberbürgermeister Jürgen Schröppel, Gunzenhausens Bürgermeister Joachim Federschmidt und auch Pappenheims Rathauschef Uwe Sinn wollten den eingefleischten CSU-ler aus dem Nähkästchen plaudern hören. Was Friedrich eineinhalb Stunde lang dann auch äußerst kurzweilig und sympathisch tat.

Der bebilderte Vortrag war eine kleine Tour d’Horizon durch das politisches Leben des Gunzenhauseners, der seit Beginn des Europäischen Parlaments im Jahr 1979 zwischen Gunzenhausen, Straßburg und Brüssel pendelte. Und so war es auch logisch, dass Ingo Friedrich als erstes Foto die zwei Gebäude wählte, die 30 Jahre lang seine berufliche Heimat waren: das moderne Parlamentsgebäude in Straßburg und die Bayerische Vertretung in Brüssel, die 1903 als Forschungseinrichtung errichtet worden war.

Beide Gebäude sind Friedrich zufolge charakteristisch für die Europäische Union: Sie haben nicht die gleiche Ausstrahlung wie das Weiße Haus in Washington oder der Westminister Palast in London. Friedrich: „Es gibt kein Gebäude, das sagt, das sind wir!“ Dennoch habe er sich sowohl in Brüssel als auch in Straßburg von Anfang an heimisch gefühlt, wobei Brüssel politisch längst wichtiger sei als Straßburg.
Ein weiteres Bild zeigte den jungen EU-Parlamentarier am Rednerpult. Wenn man so will: eines der typischs­ten Fotos überhaupt. Denn Reden gehörten für ihn zum Alltag. Seine großen Themen: Die nationale Souveränität, die europäische Identität, Menschenwürde und Toleranz. Am Beispiel „Ehe“ illustrierte der Politiker, welche Probleme ein geeintes Europa mit sich bringen kann: „In einem Land ist jemand geschieden und im anderen ist er noch verheiratet . . .“ Oftmals stecke der Teufel eben im Detail. Das gelte für das Steuersystem genauso wie für den europäischen Binnenmarkt.

Ein Zeichen Europas

Zu seinen großen Erfolgen zählt Friedrich auch heute noch das Erscheinungsbild der Europa-Flagge, die auf seinen Antrag hin so gestaltet wurde, wie wir sie kennen und zwölf gelbe Sterne trägt. Als weiteren Erfolg verbucht er den 2004 von ihm ausgerufenen Wettbewerb, bei dem er Bürger bat, einen passenden Text für die bis heute noch wortlose Europahymne zu finden. Auch als Ehrenmitglied des Europäischen Parlaments wolle er sich weiterhin für die Symbole Europas einsetzen, kündigte er an.

Neben all der politischen Arbeit habe aber auch die „Gastlichkeit“ und der Austausch mit Kollegen und Freunden zu 30 Jahren EU-Parlament dazugehört, erzählte Friedrich. So seien die Parlamentarier vor allem während der ersten Jahre in Brüssel häufig zu Essen und Feiern eingeladen worden. Auch im Rückblick waren das für ihn „die schönsten Jahre“ seiner EU-Karriere.

Natürlich traf der Mittelfranke im Laufe seines politischen Lebens auch jede Menge Prominente, die ihn mal mehr, mal weniger beeindruckt haben. Seinen „Mentor“ Otto von Habsburg habe er als „Propheten, Missionar und einen alten Weisen“ erlebt. Ein Treffen mit dem früheren kroatischen Minis­terpräsidenten Ivo Sanader ist ihm dagegen nicht mehr in guter Erinnerung: Der Politiker sitzt seit 2012 wegen Korruption für zehn Jahre im Gefängnis, weil er illegale Provisionen von der Bank Hypo Alpe-Adria kassiert haben soll. Friedrich: „Ein Aufstieg, schlimmer als der von Wulff.“ Restlos begeistert ist er dagegen noch heute von Kanzlerin Angela Merkel, die für ihn „eine sagenhafte Frau“ ist; vor al­lem, weil ihr alle „Mannsbilder“ zuhören, wenn sie etwas sagt.

Trotz Euro-Krise ist Friedrich auch heute noch von der EU und der einheitlichen Währung des Euro überzeugt: „Eine stabile Währung ist in etwa genauso anstrengend wie gute Noten.“

Der Euro sei für ihn nach wie vor das stärkste Symbol für Europa, auch wenn er momentan mehr Sprengkraft als Integrationskraft habe. Dennoch wolle keiner freiwillig aus der Euro-Zone austreten, machte der Mittelfranke deutlich. „Turbulenzen gehören immer zu einem erfolgreichen Unternehmen dazu“, ist der CSU-ler überzeugt. „Laden Sie mich in 20 Jahren noch einmal ein und wir werden sehen, ob der Ingo Friedrich recht hat!“, schloss er seine Rede und bekam von den 70 Gästen begeisterten Applaus. EHP-Leiter Grzega überreichte ihm ein kleines Präsent und meinte: „Wir danken Ihnen, dass Sie Glanz in unser Haus gebracht haben.“
 

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