Mit Gesichtsschutz in der Raiffeisenbank

2.5.2020, 05:54 Uhr
Mit Gesichtsschutz in der Raiffeisenbank

© Foto: Robert Renner

"Wenn früher einer vermummt die Bank betreten hat, war es ein Bankräuber." Wilfried Wiedemann, Vorstandsvorsitzender der Raiffeisenbank Weißenburg-Gunzenhausen, muss ein wenig schmunzeln und fügt hinzu: "Und jetzt müssen alle Kunden Gesichtsmasken tragen, wenn sie in unsere Filialen kommen."

Was zunächst lustig anmutet, hat durchaus einen ernsten Hintergrund: Corona-Zeiten machen es den Mitarbeitern von Geldhäusern nicht einfacher, die Maskenpflicht ist auch ein Sicherheitsthema. Langjährige Stammkunden erkennen die Mitarbeiter oftmals trotz des Mund-Nasen-Schutzes. Bei Menschen, die die Bank jedoch seltener oder erstmals betreten, ist die Sache schon schwieriger. Freilich führt kaum einer etwas Böses im Schilde, wenn er an den Schalter kommt, doch so ganz ohne ist manche Situation trotzdem nicht, machten Wiedemann und sein Vorstandskollege Gerhard Meyer beim Bilanzpressegespräch ihrer Bank deutlich.

Auch dieses lief natürlich anders als in der üblichen Weise und nach den geltenden Sicherheitsregeln ab: kein Handschlag zur Begrüßung, zunächst Schutzmasken tragen, bis die Sicherheitsabstände gewahrt waren, und eine Sitzordnung mit meterweitem Abstand. Und selbstverständlich war Corona auch bei der Pressekonferenz eines der zentralen Themen.

So erschweren die Gesichtsmasken beispielsweise auch die Videoüberwachung an den Geldautomaten, denn die Nutzer sind nicht mehr eindeutig auf den Aufzeichnungen zu erkennen. Wobei die Raiffeisenbank von ihren Kunden nicht einmal "verpflichtend erwartet", Corona-Masken zu tragen, wenn sie sich nur rasch mit Bargeld versorgen. "Wenn beispielsweise jemand abends oder nachts an den Geldautomaten geht und alleine in der Filiale ist oder die Sicherheitsabstände einhält, dann muss er nicht extra eine Maske aufziehen", sagt Wiedemann.

Bei Kontakten mit Menschen sieht dies allerdings anders aus. Daher tragen die Mitarbeiter an den Schaltern in den wieder geöffneten Raiba-Filialen allesamt Masken. Vom Vorstand gebe es zwar keine festen Regelungen für die einzelnen Bereiche in der Bank, aber es gelte natürlich, Mitarbeiter und Kunden zu schützen. "Wir haben eben auch Kunden, die zu den Risikogruppen zählen, und die erwarten von uns, dass wir entsprechend handeln", macht Claudia Menhorn, Bereichsleiterin Marketing, deutlich.

Ansonsten sollten die Mitarbeiter so handeln, wie es ihnen situationsbedingt "selber gut geht", und entsprechend entscheiden, sagt Wiedemann. Wer sich mit Mundschutz wohler fühle, solle ihn tragen, auch wenn er ohne Kundenkontakt nur intern arbeite. Wer die Sicherheitsregeln einhalte, könne da aber auch darauf verzichten.

Ihre Filialen öffnet die Raiba im Landkreis nun wieder schrittweise. Seit Dienstag sind jene in Weißenburg, Treuchtlingen, Langenaltheim, Pleinfeld, Nennslingen, Pfofeld, Gunzenhausen, Muhr am See, Dittenheim und Heidenheim bereits wieder in Betrieb. In allen gibt es die üblichen Plexiglas-Scheiben im Servicebereich und in vielen Beratungszimmern. Denn auch persönliche Beratungen sind möglich, wenngleich Wiedemann und Meyer dazu raten, nach wie vor den telefonischen oder digitalen Weg zu nutzen, wenn gewünscht und nötig auch in Form von Videokonferenzen.

Solche werden in Corona-Zeiten bei der Raiba auch hausintern statt der üblichen Besprechungen vielfach geschaltet, vor allem im extra eingerichteten Notfallteam, aber auch in anderen Bereichen, beispielsweise im Hinblick auf die Fusion mit der Raiffeisenbank Roth-Schwabach. Die Konferenzen können dann schon mal ein paar Stunden dauern. Wiedemann und Meyer haben dabei gleichermaßen festgestellt, dass diese Art des Arbeitens anstrengender ist als reguläre Besprechungen. Meyer: "Nach vier bis fünf Stunden lässt die Konzentration nach."

Für die Kunden "wichtiger denn je" ist nach seiner Auffassung in der Krisenzeit das Kunden-Service-Center. Dort können Bankgeschäfte per Telefon erledigt werden, egal ob es um Kontokarten, Beratungen, technische Unterstützung beim Onlinebanking oder Wertpapiere geht. Und auch die digitalen Leistungen der Raiba helfen nach Lesart Meyers in der Krise. Das solle aber "nicht die Botschaft sein, dass wir zur Internetbank werden", macht er deutlich. Denn ihm und Wiedemann fehlen die persönlichen Kontakte zu Mitarbeitern und Kunden. Und gerade im Bankbereich seien diese oftmals unerlässlich, meint Wiedemann.

Viel zu tun gab es in den vergangenen Wochen für die Firmenkundenberater, gerade auch im Gastgewerbe. Die Raiba habe bei Bedarf Liquiditäts- und Kredithilfen gewährt, beispielsweise Ratenreduzierungen oder Aussetzungen der Tilgung. Anfragen dazu kamen auch "in Teilen von Privatpersonen", berichtet Wiedemann.

"Klassische Rezession" erwartet

Die Pandemie mit dem Einbruch der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage und der Drosselung der Produktion zieht nach Lesart der Genossenschaftsbanken und ihrer Verbundpartner im zweiten Halbjahr 2020 auf jeden Fall eine "klassische Rezession" nach sich, zitierte Wiedemann Aussagen von Union Invest. Ab 2021 beginne wieder ein wirtschaftschaftlicher Aufschwung. Wiedemann: "Man rechnet also nicht mit einer längeren Rezession." Wenn alles so eintrete, wie von den Volkswirtschaftlern prognostiziert, werde es auch keine größere Inflation geben.

Für eine verlässliche Aussage, wie sich die Corona-Krise auf das Jahresergebnis 2020 der Raiffeisenbank Weißenburg-Gunzenhausen auswirken wird, ist es nach seinen Worten noch zu früh. "Wir werden die Folgen aushalten", meinte er. Probleme könnten aber "gewerbliche Verwerfungen" bereiten.

Keine Kommentare