Naturfriedhof im Weißenburger Stadtwald?

18.11.2020, 16:41 Uhr
Naturfriedhof im Weißenburger Stadtwald?

© Foto: Robert Renner

Dort hatte Jürgen Fischer den Stadtrat und seine Gäste schon beim Waldbegang im September hingeführt. Insgesamt stellte der Forstamtsleiter damals drei Standorte vor.

Bei jenem im Abteil "Alte Bürg" handelt es sich um einen "65-jährigen Buchen-Eschen-Linden-Ahornbestand mit Spitzahorn, Kirsche, Lärche, Douglasie und Fichte", heißt es in den Sitzungsunterlagen. Er befindet sich südlich der Staatsstraße 2228 nach Oberhochstatt von Weißenburg kommend rechter Hand der Abzweigung zum Schotterwerk. Dort besteht bereits ein kleiner Parkplatz. Von diesem aus sind es noch rund 50 Meter bis zum geplanten Naturfriedhof-Standort.

Die CSU stimmt dagegen

Gegen diesen Standort sprachen sich lediglich Fritz Felleiter (CSU) und Andre Bengel aus. Der SPD-Fraktionsvorsitzende begründete dies damit, dass ihm ein Naturfriedhof in der Waldabteilung "Thäleinschlag" besser gefallen würde. Zwölf Stadträte und Oberbürgermeister Jürgen Schröppel votierten für die "Alte Bürg".

Knapper ging es beim Grundsatzbeschluss zur Einleitung des Bauleitplanverfahrens zu. Dafür sprachen sich acht Stadträte und der OB aus, die sechs Hauptausschussmitglieder der CSU votierten dagegen. Trotzdem dürfte es wohl auch bei der Entscheidung in der Stadtratssitzung am 26. November eine Mehrheit geben.

Die Christsozialen hatten kurz vor der Ausschusssitzung noch einen Geschäftsordnungsantrag gestellt, den Beschluss zu vertagen. Sie wollten erst noch die Verwaltung prüfen lassen, welche Kosten durch einen Naturfriedhof entstehen werden. Die CSU sei nicht gegen einen Naturfriedhof oder die vorgestellten Standorte, sagte Klaus Drotziger. Der Fraktionsvorsitzende: "Ich hebe meine Hand aber nicht, wenn ich nicht weiß, was es kostet."

"Das wird Erträge bringen"

Die Ausgaben seien "überschaubar", sagte der OB. Am Standort "Alte Bürg" müssten nur der Parkplatz überarbeitet, ein paar Wege angelegt und eine Toilette aufgestellt werden. Gedacht ist an ein Mobil-WC, das mit einer Holzverkleidung versehen werden soll. Aufgrund der Erfahrungen mit anderen Naturfriedhöfen sei nicht mit einem Draufzahlgeschäft zu rechen, unterstrich der OB. "Im Gegenteil, das wird Erträge bringen."


https://www.nordbayern.de/region/wei%C3%9Fenburg/bestattungen-in-weissenburg-werden-teurer-1.4259924


Die CSU wollte außerdem geprüft haben, wie sich die Auslastung des Süd- und des Westfriedhofs in den vergangenen fünf Jahren verändert hat, sie will Baumbestattungen künftig auch am Südfriedhof zulassen und – falls nötig – den Westfriedhof verkleinern. Und die Verwaltung sollte klären, ob möglicherweise anstelle eine Naturfriedhofs im Stadtwald auch Teile des Westfriedhofs so genutzt werden könnten.

Kein Bestattungstourismus

OB Schröppel will die Themen allerdings nicht verquickt sehen. Ein Naturfriedhof im Stadtwald sei ein "sinnvolles, nachgefragtes Angebot" zusätzlich zu den Bestattungsarten auf den beiden städtischen Friedhöfen. Es handle sich um eine "ganz andere Bestattungsform". Und aus Gesprächen mit Bürgern wisse er, dass etliche nicht im Pappenheimer Friedwald, sondern im hiesigen Stadtwald beerdigt werden möchten.

Auf Nachfrage von Manuela Mühlöder (Freie Wähler) machte er aber nochmals deutlich: "Wir wollen keinen Bestattungstourismus. Der Naturfriedhof soll nur für Bürger aus Weißenburg und aus dem Landkreis sein."

"Braucht's das?"

Drotziger vertrat dennoch die Meinung, dass von der Entscheidung "das komplette Friedhofswesen berührt wird". Da die Pflege der Friedhöfe "die Weißenburger Bürger relativ viel Geld" koste und auf diesen möglicherweise genug Platz vorhanden sei, stelle sich mit Blick auf die Kosten in Sachen Naturfriedhof die Frage: "Braucht‘s das?"

Die Fragen der CSU seien "ja alle sinnvoll", doch sie seien kein Grund, die Entscheidung über einen Naturfriedhof zu verschieben, meinte Heinz Gruber. Es gebe Anfragen, und Weißenburg sollte als Kreisstadt ein derartiges Angebot machen, befand der Freie Wähler.

Andre Bengel störte das kurzfristige Einreichen des CSU-Antrags. Der erste Antrag der SPD zum Thema Naturfriedhof sei fast ein Jahr alt, da hätten die Christsozialen "genug Zeit zum Überlegen" gehabt. Der SPD-Fraktionschef: "Die Diskussion jetzt zu diesem Zeitpunkt finde ich nicht in Ordnung."

Zwei weitere Standortvorschläge

Seiner Auffassung nach sind die Weißenburger Friedhöfe auch "nicht überdimensioniert". Sie müssten neu organisiert werden, und dafür brauche es den Platz. Außerdem seien Baumgräber auf einem Friedhof "etwas ganz anderes als ein Naturfriedhof".

Auf diesen Unterschied wies auch seine Parteifreundin Inge Pfitzinger-Miedel hin. Sie griff ferner das Thema Grabpflege auf, die viele nicht mehr leisten könnten oder wollten und sich für eine Bestattung auf einem Naturfriedhof entscheiden. Und auch Victor Rother (Die Linke) sieht "großen Bedarf".

Nicht zum Zuge kommen Standorte in den Abteilungen "Alte Gemeinde" und "Thäleinschlag". Letzterer ist ein 100-jähriger Eichen-Roteichen-Buchen-Fichten-Lärchenbestand östlich der Verbindungsstraße zwischen der Bundesstraße 13 und Haardt. Genutzt werden könnten die Wanderparkplätze "Haselespan" und "Thäleinschlag". Eine "Feinerschließung" ist vorhanden, heißt es in den Sitzungsunterlagen.

Am Standort "Alte Gemeinde" findet sich ein "15-jähriger Buchen-Hainbuchen-Bergahornbestand mit einzelnen 130-jährigen Buchenüberhältern" nördlich der Ortsverbindungsstraße nach Heuberg. Dort fehlen Erschließung und Parkplatz bisher.

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