Naturschützer hoffen auf das Landratsamt

31.10.2014, 09:03 Uhr
Naturschützer hoffen auf das Landratsamt

© Zöllich

Es ist kalt und windig dort oben auf dem Berg gegenüber der Bechthaler Burg. Aber dafür genießt man auch einen uneingeschränkten Blick ins idyllische Anlautertal, das Filmfans mit seinen grünen Hügeln vielleicht ein wenig an das Auenland aus „Der Herr der Ringe“ erinnert. „Man muss schon hier oben stehen, um zu wissen, worum es geht“, stellte Richard Merg­ner fest. Nämlich um die geplante Asphaltierung eines Weges quer durch das Tal.
Der Landesbeauftragte vom Bund Naturschutz in Bayern war zusammen mit einer Delegation aus dem Landesvorstand zu einer Ortsbegehung eingetroffen. Das Anlautertal war einer von mehreren Konfliktherden im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen, den die Vorstandsmitglieder auf einer Rundreise besuchten.

Naturschützer sehen Gefahr für Tiere

Der Treffpunkt auf dem Hügel ist nicht nur wegen der Aussicht gut gewählt. Dort steht auch ein unübersehbares Schild mit der Aufschrift „Naturparkschutzzone“, Gleitschirmfliegen verboten. Ein weiterer Teil des Tals ist als europäisches FFH-Gebiet gekennzeichnet. FFH steht für Flora-Fauna-Habitat. Richard Schmidt, als Vorsitzender des örtlichen BN-Kreisgruppe, erläuterte den Anwesenden die geplante Asphaltierung des derzeitigen Schotterweges von Bechthal nach Bürg.

Als „Berliner Mauer durch das Tal“ hatte Umweltschützer Willi Reinbold die geplante Straße bei einem Ortstermin im August bezeichnet. Ganz so drastisch drückte Schmidt sich zwar nicht aus, doch man ist sich einig: Das Anlautertal ist eine der wenigen naturbelassenen Gegenden im Naturpark Altmühltal – und soll es auch bleiben. „Die Qualität ist durch diese Asphaltierung bedroht“, konstatierte Richard Schmidt.

Konkret wäre die Straße nach Ansicht des Bund Naturschutz nicht nur eine Zerstörung der Landschaft, sondern auch eine Gefahr für die darin lebenden Tiere. Insekten würden auf dem heißen Asphalt gegrillt, Reptilien überfahren werden. Zudem befürchten einige Anwohner der umliegenden Gemeinden durch die Asphaltierung ein erhöhtes Verkehrsaufkommen in Richtung A9, von einer „Rennstrecke zur Autobahn“ war bereits die Rede.

„Lächerlich“ hatte Raitenbuchs Bürgermeister Josef Dengler zumindest letztere Bedenken in einem früheren Gespräch genannt. Die geringe Breite des Weges würde ja beibehalten, von einer Rennstrecke könne man also nicht sprechen. Außerdem wären die Instandhaltungskosten einer asphaltierten Straße geringer als jene der bisherigen Schotterpiste.

Dengler: Straße als Lebensqualität

Es könne einfach nicht sein, so Dengler, dass eine Ortsverbindungsstraße, als welche die Strecke zwischen Bechthal und Bürg offiziell gilt, nicht geteert ist. „Man kann doch nicht erwarten, dass unsere Bürger noch mit Leiterwagen und Kühen unterwegs sind“, erklärte er zugespitzt. „Wir wünschen uns hier auf dem Land die gleiche Lebensqualität wie anderswo – und dazu gehören ordentliche, zeitgemäße Verbindungen.“

Die Naturschützer wollen diese Argumente nicht gelten lassen. Für sie wirkt es vielmehr, als wolle der Raitenbucher Bürgermeister die Straße hauptsächlich deshalb bauen, weil es Fördermittel dafür gibt – nicht aber aus einer wirklichen Notwendigkeit heraus. 

„Sachlich ist gerade in diesem Talabschnitt kein erweiterter Transportbedarf für größere agrarische Flächen zu entdecken“, schreiben die Kreisvorstände Karl Schmidt und Richard Schmidt beispielsweise in einem Brief an Dengler, der dem Weißenburger Tagblatt vorliegt. Auch die offizielle Einstufung der Strecke als Ortsverbindungsstraße kann der Bund Naturschutz nicht nachvollziehen, denn diese Aufgabe habe sie bislang „offenkundig nicht erfüllen müssen“.

Naturschutzbehörde muss entscheiden

Vonseiten der Gemeinden ist die geplante Asphaltierung bereits beschlossene Sache. Was derzeit allerdings noch aussteht, ist die Entscheidung der Unteren Naturschutzbehörde im Landratsamt. Weil das Anlautertal eine Naturparkschutzzone ist, hat die Behörde das Recht zum Erlaubnisvorbehalt. Heißt: Ohne deren Zustimmung geht nichts.

Das Landratsamt ist bereits über die Planungen informiert, schriftliche Unterlagen liegen der Behörde allerdings noch nicht vor. Unter anderem fehlt zu deren Vollständigkeit noch ein artenschutzrechtliches Gutachten, das die Gemeinden Titting und Raitenbuch in Auftrag gegeben haben. „Selbstverständlich wird alles umfassend geprüft, insbesondere die Naturschutzbelange“, hieß es vonseiten des Amts.

Ein Hoffungsschimmer für die Umwelt-Aktivisten. „Natürlich bauen wir darauf, dass im Landratsamt ein ausgewogener Blick herrscht“, erklärte der Bund Naturschutz in seinem Schreiben an den Raitenbucher Bürgermeister. Der will sich zu den laufenden Planungen jetzt nicht mehr rechtfertigen. „Es läuft seinen gewohnten, rechtsstaatlichen Weg – wie jedes andere Vorhaben auch.“    
 

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