Neues Leben in alten Gemäuern am Ellinger Tor

17.6.2020, 05:57 Uhr
Neues Leben in alten Gemäuern am Ellinger Tor

© Foto: Die Denkmalschutz-Immobilie

Die betreffenden Häuser in der Schulhausstraße haben es in Weißenburg zu einiger Prominenz gebracht. Sie standen 2009 im Mittelpunkt einer hitzigen Diskussion um Sinn und Zweck der Denkmalpflege. Der damalige SPD-Fraktionsvorsitzende im Weißenburger Stadtrat, Günter Kreißl, hatte vorgeschlagen, die Häuser "wegzufetzen". Sie stünden seit Jahren leer, seien wenig ansehnlich, vernünftige Nutzungsideen gebe es nicht und außerdem würden sie den Blick auf Ellinger Tor und Stadtmauer verstellen.

Allerdings standen und stehen die Häuser unter Denkmalschutz, was bei manchem für Kopfschütteln sorgte, weil die Gebäude nicht gerade als Zierde wahrgenommen wurden. Zudem sind sie auch nicht sonderlich alt – sie stammen aus der Mitte des 19. Jahrhunderts –, aber aus Sicht der Denkmalpflege sind sie aus einem anderen Grund bedeutsam: Die Häuser zählen zu der ersten Welle der planmäßigen Wohnbebauung außerhalb der Stadtmauer, die für Weißenburg über Jahrhunderte hinweg die Grenzen gesetzt hatte. Sie symbolisieren so den Beginn einer neuen Zeit.

Infolge des Kreißelschen Wegfetz-Vorschlags bildeten sich unterschiedliche Lager und es entspann sich eine intensive Diskussion über einen möglichen Abriss. Die endete vorläufig damit, dass man das Thema zu den Akten legte und die Häuser einfach weiter (leer) stehen ließ.

2012 schließlich gab es mit Gronauer einen Interessenten für die Häuser, der mit dem Weißenburger Architekten Hans-Heinrich Häffner zusammenarbeitete. Die Stadt ließ mit Fördermitteln des Denkmalschutzes eine Machbarkeitsstudie durchführen und es kam zu weiteren Verhandlungen.

Die gestalteten sich allerdings als schwierig. "Wir haben verschiedenste Projekte und Konzepte vorgestellt, das hat sich aber alles zerschlagen", erklärte Gronauer gegenüber unserer Zeitung. Zwischenzeitlich weigerte sich der Stadtrat, Gronauer das Gebäude für einen symbolischen Kaufpreis zu überlassen.

 

Der letzte Anlauf

 

Hier besserte der Ellinger nun noch mal nach und zahlte den Bodenrichtwertpreis der Grundstücksfläche. "Das war nun der letzte Anlauf, und ich bin froh, dass es geklappt hat", so Gronauer. Die Häuser in direkter Nachbarschaft des Ellinger Tors stünden an einem für Weißenburg zentralen Ort und sollten sich auch angemessen präsentieren.

Seine Idee sieht vor, im Erdgeschoss auf Straßenniveau auf der ganzen Länge der beiden Gebäude Gastronomie unterzubringen. Die soll dann auch einen Biergarten in der Grünfläche im Stadtgraben, auf der Rückseite des Gebäudes betreiben. Im ersten Stock sowie im Dachgeschoss der beiden Häuser können insgesamt sechs Ferienwohnungen untergebracht werden, so Gronauer.

Man habe eine Planung, nun gehe man den Brandschutz an und werde sich dann um die Akquirierung von Zuschüssen kümmern. Hier gebe es bei Töpfen wie dem Entschädigungsfonds aber längere Wartezeiten, sodass nicht mit einem schnellen Sanierungsbeginn zu rechnen sei. Gronauer: "Die Zeitschiene könnte sein, dass wir 2022 mit den Arbeiten beginnen und dann 2024 vielleicht fertig sein könnten."

Weißenburgs Oberbürgermeister Jürgen Schröppel zeigte sich zufrieden mit dem Verkauf. "Das Wichtigste ist, dass das wieder in eine Nutzung kommt. Und wir haben da einen, der schon bei anderen Objekten gezeigt hat, dass er das kann." Tatsächlich ist es Gronauers Beruf, Denkmalimmobilien zu vermitteln, Nutzungskonzepte zu entwickeln und Förderkulissen zu organisieren. Er betreibt das Unternehmen "Die Denkmalschutz-Immobilie".

"Das ist nichts Neues für mich", stellte er mit Blick auf die Häuser in der Schulhausstraße fest. "Nur dass ich die Arbeit diesmal nicht für meine Kunden mache, sondern direkt für mich." Sein Unternehmen hat seinen Sitz auf dem Ellinger Karlshof, den Gronauer vorbildlich und denkmalgerecht saniert hat.

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