Open Air am Berg: Hausdurchsuchung, Insolvenz und Hoffnung

4.10.2019, 13:54 Uhr
Open Air am Berg: Hausdurchsuchung, Insolvenz und Hoffnung

  2019 fand das Festival nicht statt und man erfuhr im April dieses Jahres auch warum. Der ausrichtende Verein JOKE war pleite. Offenbar, weil ein Vorstandsmitglied in die Kasse gegriffen hatte. Nun soll es 2020 aus dem Nichts ein Comeback geben. Einer der treibenden Kräfte ist Nico Leubert aus Raitenbuch.

Die Geschichte ist dramatisch. "Eines Tages habe ich gesagt: jetzt überweise ich die Rechnung halt selber und bin zur Bank", erzählt Nico Leubert. "Dann habe ich festgestellt, dass kein Geld mehr da war." Der Beginn eines kräftezehrenden Ringens um die Zukunft eines Traditions-Open-Airs. Im September 2018 erstattete der Vorstand des JOKE e.V. Anzeig wegen des Verdachts auf Untreue gegen eines seiner Mitglieder.

Zu diesem Zeitpunkt fehlten rund 80 000 Euro in der Kasse des Vereins. Dementsprechend viele Rechnungen des 2018er-Open-Airs waren offen, Mahnung um Mahnung trudelte ein. "Es gab lange recht vernünftige Erklärungen", erinnert sich Leubert. Erst durch seinen Besuch bei der Bank offenbarte sich, wie groß die Probleme waren. "Seitdem habe ich mich eigentlich ständig damit beschäftigt", erzählt der Raitenbucher, der in Würzburg Lehramt studiert. "Ich habe in dem Jahr wahnsinnig viel gelernt. Auch, wieviel man leisten kann, wenn man es muss."

Während er gemeinsam mit dem Vorstandsteam hinter den Kulissen bemüht war, mit allen Mitteln die Forderungen der Gläubiger zu befriedigen, musste man in der Öffentlichkeit Stillschweigen bewahren. Die ermittelnde Staatsanwaltschaft hatte das den Vereinsvertretern geraten, weil sie Verdunkelungsgefahr bei dem verdächtigten ehemaligen Vorstandsmitglied sahen.

Nach diversen Benefiz-Veranstaltungen und privaten Auslagen von Vereinsmitgliedern sah es zwischenzeitlich so aus, als könnte der Verein noch die Kurve bekommen. Bis nach Angaben des aktuellen Open-Air-Teams im April 2019 die Staatsanwaltschaft eine Hausdurchsuchung bei dem Verdächtigen anordnete.

Dabei fand man ungeöffnete Post an den Verein. Darunter eine bislang unbekannte Forderung im niedrigen fünfstelligen Bereich. Das brach dem Verein endgültig das Genick. Nach einem Termin bei einer Beratungshilfe rieten die Experten, die Segel zu streichen und Insolvenz anzumelden.

Das Verfahren wurde im August eröffnet und der Verein wenige Wochen später aufgelöst. Nun wird versucht, mit dem Eigentum des JOKE e.V. soweit möglich die Forderungen der Gläubiger zu befriedigen. Das könnte das traurige Ende der Geschichte sein, wenn nicht eine ganze Reihe von Menschen mit soviel Enthusiasmus und Leidenschaft an dem Open Air hängen würde. "Wir haben gesagt: Jetzt haben wir soviel Arbeit da reingesteckt und das wäre jetzt einfach schlimm, wenn das alles für umsonst gewesen wäre", erzählt Leubert. "Außerdem darf man so eine Institution nicht sterben lassen."

Vor wenigen Tagen kündigte man überraschend an, dass man einen neuen Verein gründen wolle und die Geschichte des Open Air am Berg an Pfingsten 2020 ein neues Kapitel bekommen sollte. Zur Zeit würden verschiedene Modelle diskutiert, wie man ein solches Festival stemmen könnte, heißt es in dem Post.

Etliche Partner hätten bereits Unterstützung zugesagt, so Leubert. "Außerdem ist in den schwierigen Zeiten der ganze Verein zusammengerückt. Ganz viele aus der alten Garde haben ihre Hilfe angeboten." Dazu zählt auch Walter Meyer-Schraufstetter alias "Peyer" aus Reuth am Wald, der über etliche Jahre hinweg das Booking für das Open Air am Berg betreut hat.

"Wir werden nicht aufgeben und wünschen uns, mit euch, liebe Festivalgemeinde, Freunde und Partner, nächstes Jahr an Pfingsten den Berg zu rocken – mit einem neuen Verein, aber dem gleichen Spirit und vielen unvergesslichen Festivalmomenten", heißt es auf der Facebook-Seite. Mehr als 400 Menschen haben den Beitrag schon mit "Gefällt mir" markiert und erste Ideen für Crowdfunding-Kampagnen werden bereits diskutiert.

Leicht wird die Mission Comeback aus dem Stand trotzdem nicht. "Das heißt jetzt erstmal nur, dass wir wollen, und noch nicht, dass es auch klappt", so Leubert. In einigen Wochen werde man mehr wissen.

 

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