Pleinfeld beteiligt sich nicht an einer landkreisweiten vhs

5.5.2021, 06:06 Uhr
Pleinfeld beteiligt sich nicht an einer landkreisweiten vhs

© Foto: Robert Renner

Das Abstimmungsergebnis verwundert insofern nicht, weil bereits in einer früheren nicht öffentlichen Sitzung des Marktgemeinderats die Tendenz absehbar war. In der letzten und mit rund 50 Zuhörern gut gesuchten Marktgemeinderatssitzung begründeten die Vertreter der Fraktionen in ihren Statements auch, warum ein Beitritt zu einer Landkreis-Volkshochschule für Pleinfeld keine Vorteile bringe.

So argumentierte CSU-Fraktionsvorsitzender Stefan Ritzer, dass man die gute und wertvolle Arbeit der Pleinfelder Bürgerwerkstatt, die seit vielen Jahren durch viel ehrenamtliches Engagement getragen werde, nicht gefährden wolle. Aus Ritzers Sicht sei auch ohne den Beitritt Pleinfelds eine landkreisweite Volkshochschule (vhs) noch möglich.

Die 20 000 Euro, die Pleinfeld jährlich für den Beitritt zur Kreis-vhs hätte zahlen sollen, seien noch immer ein finanziell überschaubarer Beitrag, wenn er auf die 26 Kommunen aufgeteilt werde, die bereits ihren Beitritt zur landkreisweiten Volkshochschule erklärt haben. Wie berichtet, haben 26 der insgesamt 27 Kommunen im Landkreis, also alle außer Pleinfeld, erklärt, dass sie dem Zweckverband für eine landkreisweite vhs beitreten wollen.

Bekenntnis zur Bürgerwerkstatt

Die Pleinfelder SPD will ihr Votum nicht als Entscheidung gegen eine Landkreis-vhs, sondern als klares Bekenntnis für die Pleinfelder Bürgerwerkstatt verstanden wissen. Felix Michahelles führte für die Sozialdemokraten aus, dass das ehrenamtliches Engagement in der Bürgerwerkstatt unter keinen Umständen gefährdet werden dürfe.

Die ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Bürgerwerkstatt hätten klar signalisiert, dass aufgrund der Regeln durch einen Beitritt zur vhs, wie Mindestteilnehmeranzahl oder die geforderte Zertifizierung der Referenten, die Existenz der Pleinfelder Einrichtung gefährdet wäre und aus diesem Grund auch massive Nachteile für das ehrenamtliche Engagement der Bürgerwerkstatt zu erwarten seien.

Daher könne die SPD einem Beitritt nicht zustimmen. Weil auch der Partei Erwachsenenbildung sehr wichtig sei, hoffe Michahelles, dass die vhs eine andere Lösung finden werde, die auch ohne Pleinfeld funktioniert. Er regte an, dass Pleinfeld seine Bürgerwerkstatt noch attraktiver machen und mit einem Betrag von rund 10 000 Euro jährlich unterstützen solle. Diesen Betrag wollen die Sozialdemokraten auch in den Finanz- und Hauptausschuss einbringen.

Landkreis-vhs als Konkurrenz?

Gerhard Fuchs brach für die Freien Wähler (FW) ebenfalls eine Lanze für die Bürgerwerkstatt und meinte: "In Pleinfeld ist mit der Bürgerwerkstatt eine gewachsene Institution da, die gut funktioniert."

Die FW hätten Bedenken, dass durch die Konkurrenz einer landkreisweiten Volkshochschule in Pleinfeld das bürgerschaftliche Engagement leiden würde. Fuchs nannte ein konkretes Beispiel: "In der Bürgerwerkstatt kann ein Muttersprachler Englisch unterrichten, bei der vhs bräuchte er ein Zertifikat und es müssten bestimmte Standards eingehalten werden."

Dadurch könnten aus Sicht der Freien Wähler unter Umständen Talente verloren gehen. Fuchs betonte: "Wir wollen, dass die Bürgerwerkstatt weiterlaufen kann, und wollen aber auch, dass eine landkreisweite vhs zustande kommt."

"Keine Zusatzleistung"

Bürgermeister Stefan Frühwald (CSU) war es wichtig, noch einmal daran zu erinnern, dass es sich der Pleinfelder Gemeinderat keineswegs leichtgemacht habe mit der Entscheidung und nach einer Kompromisslösung gesucht habe. Letztlich hätte der Beitritt zu einer Landkreis-vhs für Pleinfeld aber nach Ansicht aller Gemeinderäte "keine Zusatzleistung" gebracht und man habe deshalb lieber die Bürgerwerkstatt und die eigenen Mitarbeiterinnen, die alle einen tollen Job machten, unterstützen wollen.

Günter Voit formulierte es für die Fraktion von Bündnis 90/Grünen so: "Die Idee eines Zweckverbandes, der im Landkreis die Erwachsenenbildung koordiniert, halten wir für sinnvoll und wünschenswert." Dazu wäre aus Sicht der Grünen allerdings "ein Konzept mit einer klaren Programmatik und einer inhaltlichen Struktur" notwendig, aus dem deutlich werde, welche Vorteile und welcher Nutzen sich für die beteiligten Kommunen ergeben könnte, zum Beispiel durch den Austausch spezieller Kursangebote.

Im vorliegenden Antrag gehe es dagegen nach Ansicht der Grünen-Fraktion nur darum, dass die Personalkosten für die beiden bestehenden Volkshochschulen in Gunzenhausen und Weißenburg anteilig von allen Kommunen getragen werden. Weil die Grünen aber vor allem die Arbeit der Bürgerwerkstatt nicht gefährden, sondern noch mehr unterstützen und fördern wollten, könnten sie dem Antrag in der vorliegenden Form nicht zustimmen.

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