Raitenbucher in Neuseeland: "Du kannst nirgends mehr hin"

29.3.2020, 19:18 Uhr
Raitenbucher in Neuseeland:

© Foto: Privat

Binnen weniger Stunden wurde aus einem Urlaub ein einziges Fragezeichen. Der Grund: das Coronavirus. Neuseeland versucht mit massiven Maßnahmen eine Ausbreitung zu stoppen. Binnen 48 Stunden wurde das Land gesperrt. "Es ist alles geschlossen worden, man darf nur noch zum Einkaufen und ins Krankenhaus. Reisen ist verboten, alle Flüge sind gecancelt", erzählt Leubert via Whatsapp. "Auch alle Hostels und Campingplätze haben jetzt zugemacht, du kannst hier nirgends mehr hin."

Und zwar bis zum 1. Mai. Der Rückflug des Raitenbuchers geht aber am 29. April, und das auch noch vom anderen Ende Neuseelands aus. Die Situation ist völlig unübersichtlich – und das nicht nur in Neuseeland, denn in vielen Ländern hängen derzeit noch Reisende aus dem Landkreis fest und harren einer Rückführung.

Tausende Urlauber suchen nach Schlafplätzen

Für eine Woche hat Leubert in Neeuseeland nun eine Bleibe gefunden. Über Facebook hat er sich mit drei ebenfalls gestrandeten Dresdnern zusammengetan und einen Bungalow gemietet. Ein Glücksfall, denn im Moment sind mehrere Tausend Urlauber auf der Suche
nach Schlafplätzen. Friedrich von Barnekow, einer der Dresdner Abiturienten, erzählt, wie die Lage in dem Hostel war, aus dem sie am Mittwoch geworfen wurden. "Vier Leute saßen da völlig verzweifelt rum, weil sie wussten, dass sie jetzt in der Luft hängen."

Ihm und seinen zwei Freunden wird es auch langsam mulmig zumute, denn nach sechs Monaten im Land hätten sie am gestrigen Freitag den Heimflug antreten wollen. Der wurde gecancelt, und zwar ohne Rückerstattung. "Es wird jetzt mit dem Geld knapp, weil wir gar nicht wissen, wie viele Tage wir hier noch bleiben müssen."

Tatsächlich weiß das im Moment keiner. "Die Informationslage ist sehr schwierig hier", sagt Leubert. Er hat sich für das Rückholprogramm der Bundesregierung angemeldet. So wie 12 000 andere Deutsche in Neuseeland, wie das Onlineportal "Neuseeland für Deutsche" berichtet. "Man bekommt da irgendwann eine Mail, wann der Flug geht."

Zuletzt hieß es, man wolle innerhalb der nächsten zwei Wochen eine Lösung finden. Aber die neuseeländische Premierministerin hat nunmehr verkündet, dass durch die Reisebewegung der Touristen keine Gesundheitsgefahr für die Neuseeländer bestehen dürfe. Die Ministerien würden gerade prüfen, wie man mit Rückholaktionen umgehe. Bis 31. März soll die Prüfung abgeschlossen sein, dann könnte es neue Verhandlungen geben.

All das klingt eher so, als müssten Leubert und seine neue Dresdner Reisegruppe sich noch mal auf die Suche nach einem Notquartier machen. Im schlimmsten Fall hat Leubert zumindest noch den geliehen Van von einem Freund seines Onkels, in dem er ein paar Nächte verbringen könnte. Nur ist der auch das nächste Problem:

"Wenn wir irgendwie ausgeflogen werden, dann wahrscheinlich von Christchurch. Dann muss das Auto aber hier wochenlang stehen bleiben, weil im Moment ja keiner reisen darf und auch der Fährverkehr eingestellt ist. Da habe ich schon auch ein schlechtes Gewissen." Zumal der Freund seines Onkels auf der Nordinsel und mehrere Hundert Kilometer entfernt wohnt.

Angst vor staatlicher Quarantäne

"Ich dachte erst, dass ich das hier irgendwie aussitze", erzählt Leubert. "Aber wenn du hier überhaupt nichts machen kannst, kein Dach über dem Kopf hast und auch nicht weißt, wie lange sich das zieht, dann wird das zu schwierig." Es gäbe wohl im schlimmsten Fall auch die Möglichkeit, sich beim neuseeländischen Staat zu melden, der dann für eine Unterbringung sorgt. "Aber so wie ich das verstanden habe, stecken die einen alleine in irgendeine Unterkunft in Quarantäne. Mehrere Wochen alleine und isoliert zu sein, das, glaube ich, ist für die Psyche sehr anstrengend und da habe ich auch ein bisschen Angst davor. Dann möchte ich lieber bei meiner Familie in Quarantäne sein und nicht in einem fremden Land."

Bei all dem Chaos hat sich der Raitenbucher aber seine Zuversicht bewahrt. Er erzählt seine Geschichte mit mildem Humor, ein bisschen Ratlosigkeit, aber keiner Spur von Panik oder Bitterkeit. "Irgendwie wird des schon", sagt er dann noch und schmunzelt kurz. Von Leuberts Zuversicht in einem Bungalow am anderen Ende der Welt lässt sich lernen.

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