Regent meldet erneut Insolvenz an

22.7.2016, 09:40 Uhr
Regent meldet erneut Insolvenz an

© Robert Renner

Er habe „schweren Herzens beim zuständigen Amtsgericht in Ansbach einen Antrag auf Einleitung eines Insolvenzverfahrens über die Firma Regent gestellt“, teilte er mit. Und weiter: „Grund dafür ist ein Liquiditätsengpass von etwa 400000 Euro, den zu schließen mir in den vergangenen Wochen nicht gelungen ist.“ Damit fehle dem Unternehmen „trotz voller Auftragsbücher und großer Fortschritte in den letzten Monaten das notwendige Working Capital, um die laufenden Kosten zu bestreiten und das weitere Wachstum zu finanzieren“.

Es sei am vergangenen Freitag zu seinem „größten Bedauern nicht möglich“ gewesen, „die anstehenden Löhne pünktlich und korrekt auszubezahlen“. Daher blieb ihm keine andere Wahl als der Insolvenzantrag. Die Mitarbeiter wurden darüber von ihm umgehend informiert.

Krampf hatte den Herrenausstatter mit dem einst klangvollen Namen im Februar 2015 selbst aus der Insolvenz gekauft. Zuvor hatte das Unternehmen 13 Jahre lang zur italienischen Tombolini-Gruppe gehört. Doch die hatte an ihrer Weißenburger Tochter bald schon das Interesse verloren. Die Marke wurde immer mehr abgewirtschaftet und verschwand letztlich bei vielen Händlern aus dem Sortiment. Die Insolvenz war irgendwann die logische Konsequenz.

Doch mit Peter Krampf kam neue Hoffnung auf, vor allem bei den rund 50 Mitarbeitern. Der gebürtige Weißenburger wollte die Marke retten, und vieles deutete darauf hin, dass es ihm gelingt. Der 45-Jährige ist selbst auch trotz des Insolvenzantrags überzeugt, dass „die Neupositionierung der Marke“ seit der Übernahme des Traditionsunternehmens durch ihn gelungen ist.

Namhafte Kunden zurückgewonnen

Nicht nur in der Region hatte der Name Regent wieder einen Klang bekommen. Viele namhafte Händler von edler Herrenbekleidung wie Loden Frey, der renommierte Ausstatter Braun in Hamburg, aber auch Breuninger, um nur ein paar zu nennen, sind als Kunden zurückgekehrt und haben Regent wieder im Programm. Blätter wie die Süddeutsche Zeitung oder auch das FAZ Magazin widmeten dem Edelschneider große Beiträge. Zudem war es gelungen, neue, hoch qualifizierte Mitarbeiter – zum Teil von Konkurrenten – für das Unternehmen zu gewinnen.

Umso tragischer ist die jüngste Entwicklung. Der promovierte Wirtschaftswissenschaftler und Unternehmensberater sagt selbst, dass alle wirtschaftlichen Daten der Firma Regent nach oben zeigen. Im ersten Jahr nach der Insolvenz unter Tombolini gab es zwar noch rote Zahlen, doch mittlerweile ging es bergauf. Der Geschäftsführer: „Im ersten Halbjahr 2016 konnten wir bei einer Gesamtleistung von 1,2 Millionen Euro einen leichten Gewinn von 17000 Euro erwirtschaften.“

Das Handelsgeschäft habe sich im Vergleich zum vergangenen Geschäftsjahr verdoppelt, und die Einzelbestellungen seien „insbesondere dank einer starken Rückgewinnung von Privatkunden um 150 Prozent gestiegen“. Krampf: „Die Auftragslage der Firma Regent ist sehr gut, die Produktion ist auf vier Monate ausgelastet. Im ersten Halbjahr mussten wir angesichts der Auftragsfülle zum Teil sogar Überstunden fahren.“ Der Nähsaal sei „nahezu immer voll ausgelastet“ gewesen. Das Personal sei „hoch motiviert, sehr engagiert und fleißig“.

Allerdings fehlt nun das Kapital, um die laufenden Betriebskosten und die nächsten Entwicklungsschritte zu finanzieren. „Ich habe in den vergangenen Monaten sehr intensiv mit Banken, Investoren und anderen mögli­chen Kapitalgebern verhandelt“, versichert Krampf. Dabei seien die unterschiedlichsten Beteiligungs- oder Finanzierungsmodelle besprochen worden.

Umso bitterer ist für ihn, aber auch für seine Mitarbeiter, die Erkenntnis: „Leider scheiterten die Gespräche häufig daran, dass das Vertrauen in eine Textilproduktion am Standort Deutschland bei vielen potenziellen Investoren nicht vorhanden ist.“

Banken und andere Geldgeber hätten das Unternehmen generell schon schlecht bewertet, weil es zur kränkelnden Textilbranche gehört. Dass es vor knapp anderthalb Jahren schon einmal insolvent war, macht die Si­tuation nicht besser. Außerdem habe es geheißen, dass das Unternehmen im ersten Jahr nach der Insolvenz keine schwarzen Zahlen geschrieben habe. Krampf: „Welches Unternehmen schafft das schon?“ Wäre Regent ein Start-up-Betrieb der IT-Branche, wäre es hingegen kein Problem, Financiers zu finden.

Der Wirtschaftswissenschaftler hat mit der Übernahme von Regent einen Traum gelebt. Ein Stück weit ist der auch zur Realität geworden. Nun aber ist der Traum zerplatzt: „Das nennt man erfolgreich scheitern“, sagt er mit echtem Bedauern in der Stimme, und man merkt dem Unternehmer an, wie sehr ihm die Sache an die Nieren geht. Krampf: „Jetzt, wo es funktioniert, darf es nicht mehr funktionieren.“

Hoffen auf eine tragfähige Lösung

Dass sich keine Geldgeber fanden, bedauert er sehr, da er „nach wie vor an eine Zukunft von Regent“ glaubt und sogar davon „fest überzeugt“ ist. „Mir persönlich bedeutet als Weißenburger Regent nach wie vor sehr viel, und ich hoffe, dass sich im Insolvenzverfahren eine tragfähige Lösung für die Zukunft des Unternehmens und aller Mitarbeiter finden lässt“, sagt der 45-Jährige.

Er setzt nun darauf, dass „ein guter Insolvenzverwalter“ bestellt wird, der das Potenzial des 70 Jahre alten Traditionsunternehmens erkennt und die positive Entwicklung der jüngsten Zeit zu würdigen weiß. Er selbst sei gerne bereit, zur Fortentwicklung seinen Teil beizutragen: „Es ist nicht so, dass ich sage: Tür zu und jetzt weg.“

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