Planungen

Schloss Syburg soll bald mit Leben gefüllt werden

14.11.2021, 06:05 Uhr
Schloss Syburg soll bald mit Leben gefüllt werden

© Jan Stephan, NN

Das Auto am Straßenrand geparkt, ein paar Meter zu Fuß die Straße lang, dann rechts in einen Feldweg: die Einfahrt zum Schloss. An ihrem Ende steht der Torturm eines der ältesten Adelssitze Frankens. Dass sich hier einige Dinge geändert haben, merkt man schnell.

Etwa daran, dass der Blick des Besuchers in den Innenhof des Syburger Wasserschlosses fällt. Das mächtige Eingangstor steht offen. Das war seit den 1970er-Jahren selten der Fall. Damals zog ein Schlossherr ein, der wenig mit der Welt, aber viel mit Gerichten zu tun hatte. Nach Jahrzehnten des Streits und nach Jahren der Verhandlungen scheint Schloss Syburg aber nun wirklich aus seinem Dornröschenschlaf zu erwachen.

Der Grund dafür kommt einem strammen Schrittes aus dem Innenhof entgegen. Hans-Jürgen Hilscher, der neue Schlossbesitzer. Ein drahtiger Mann voller Energie und Gestaltungswillen. Der 64-Jährige hat in seinem Unternehmer-Leben schon mal aus etwas Kleinem etwas sehr Großes gemacht. Und ein bisschen ist das nun auch die Idee mit dem Schloss.

Das Dach ist weg

1986 gründete Hilscher seine Firma in überschaubaren Dimensionen, 2021 beschäftigt dieses Unternehmen um die 400 Mitarbeiter an zehn Standorten weltweit mit einem Jahresumsatz von um die 45 Millionen Euro. Der Gründer selbst wurde von einem Fachmagazin zweimal zum Manager des Jahres gekürt, sein Unternehmen zu einem der 100 innovativsten in ganz Deutschland gewählt.

Hochkomplexe Kommunikationsprozesse für Automatisierungsprozessen sind das Geschäftsfeld, in dem Hilscher unterwegs ist. Industrie 4.0. Mindestens.

Kurz nach der Unterzeichnung des Kaufvertrags ist das Dach der Scheune eingestürzt.

Kurz nach der Unterzeichnung des Kaufvertrags ist das Dach der Scheune eingestürzt. © Jan Stephan, NN

Das Syburger Wasserschloss ist dagegen eher Mittelalter, mit viel gutem Willen 2.0. Obwohl in den letzten fünf Jahrzehnten durchgängig bewohnt, verfügt das Anwesen über keinen Wasseranschluss, keine Kanalisation und keine Zentralheizung. Neuerdings im Bereich der Scheune im Übrigen auch über kein Dach mehr.

Der Unternehmer wollte dieses Schloss

Das aber sind Details, von denen sich der 64-jährige Geschäftsmann nicht abschrecken lässt. „Das ist passiert, da hatte ich schon unterschrieben“, sagt Hilscher und schaut auf den Dachstuhl, der nun im Gebäude und nicht mehr darauf liegt. Dann zuckt er die Schultern. Mal hat man Glück, mal hat man keins, will er offensichtlich sagen.

Der Unternehmer wollte dieses Schloss. Und er hat es bekommen. Über Medienberichte wurde er auf die Geschichte des alten Gemäuers aufmerksam und erfuhr auch, dass es zum Verkauf steht. Mit den beiden Brüdern, die das Schloss nach dem Tod ihres Vaters geerbt hatten, wurde er sich schließlich einig.

Damit ging ein jahrelanges Geduldsspiel zu Ende. In dessen Verlauf war bereits eine Zwangsversteigerung angesetzt gewesen, die im letzten Moment von den Brüdern verhindert werden konnte. In der Folge gab es ein Schaulaufen mitunter illustrer Interessenten. Vom Swingerclub bis zum Internat reichten die losen Ideen der Kaufinteressenten, berichtete Klaus-Peter Zippel, der im Moment auch noch auf Schloss Syburg lebt.

Finanzkräftiger Investor

Dass der marode Bau dringend einen finanzkräftigen neuen Besitzer brauchte, wenn er noch zu retten sein sollte, das war über die Jahre allen Beteiligten klar. Auch das Landesamt für Denkmalpflege und das Landratsamt mühten sich deshalb im Rahmen ihrer Möglichkeiten, den Verkauf des Anwesens zu erleichtern.

Schloss Syburg soll bald mit Leben gefüllt werden

© limes-luftbild.de, NN

Hans-Jürgen Hilscher ist nun dieser Besitzer. Und hätte man sich im Vorfeld einen malen dürfen, dann hätte er vielleicht so ausgesehen wie der 64-Jährige. Er hat das nötige Kleingeld, er ist ein seriöser Geschäftsmann, ihm liegt persönlich viel an dem Schlossprojekt und er will eine Nutzung des Areals, das die Öffentlichkeit zumindest in Teilen in dieses wunderschöne Ensemble zurückholt.

Für Hilscher ist das Schloss sein nächstes Projekt. Das Unternehmen hat er gerade in die Hände seines Sohnes gelegt, aber er hat ganz offensichtlich erheblich zu viel Energie, um sich am blanken Nichtstun zu erfreuen. Also versucht er nun einen der ältesten Adelssitze Mittelfrankens in Rekordzeit zu sanieren und ihm eine neue Nutzung zu verpassen, die dauerhaft zu seinem Unterhalt beiträgt.

2025 schon fertig?

Syburg 2025 – lautet der schneidige Projekttittel. Die Zahl bezieht sich auf das Jahr, indem das Schloss samt angeschlossenem Event-Hotel fertig sein soll. Mangelnden Ehrgeiz kann man Hilscher nicht gerade vorwerfen. Ist das nicht extrem viel Arbeit?, fragt man ihn und der 64-Jährige zuckt die Schultern. So, als wollte er sagen: „Schon, aber wo ist das Problem?“

Hilschers Frau Anja Schikarski – selbst Unternehmerin im Gesundheitsbereich aus Ulm – steht inzwischen ebenfalls im Schlosshof. Die energischen Zeitpläne ihres Mannes begleitet sie mit wohlwollender Sympathie. „Er hat es nicht anders gewollt“, sagt sie lächelnd.

Aber auch sie hat sich längst in die Idee einer Zukunft auf Schloss Syburg verliebt, stellt man beim Gang über das Anwesen bald fest. Vorsichtig werden schon erste Ideen zu kulturellen Veranstaltungen auf dem Gelände entwickelt.

Ein Eventhotel

Aber das ist Zukunftsmusik. Gegenwart ist das marode Anwesen mit Scheune, Marstall, Kutscherhaus, Torturm, Orangerie und Hauptgebäude. Die Rede ist von rund 4400 Quadratmetern Gebäudefläche. Mehr als das 20-fache eines handelsüblichen Wohnhauses.

„Die Planungen werden sicher bis Mitte 2022 dauern, Ziel muss es dann sein, das Dach der Scheune bis Ende des Jahres dicht zu kriegen“, stellt Hilscher fest. Zunächst soll ein Notdach über der Scheune errichtet werden, um die Bausubstanz zu schützen. Ein Antrag beim Landesamt für Denkmalpflege läuft bereits.

Erste Maßnahme: Das Dach der Scheune muss neu gemacht werden.

Erste Maßnahme: Das Dach der Scheune muss neu gemacht werden. © Jan Stephan, NN

Aber was wollen Hans-Jürgen Hilscher und Anja Schikarski eigentlich aus Schloss Syburg machen? Im Wesentlichen drei Dinge. Erstens: Das Schloss soll im ersten und zweiten Obergeschoss ihr neues Zuhause werden. Im Erdgeschoss kann man sich zwei Räume für eine museale Nutzung vorstellen.

Zweitens: Im Park mit seiner Orangerie könnte eine Gastronomie einziehen und eine Art Ausflugscafé entstehen, das Touristen und Einheimischen offensteht, aber auch über Veranstaltungen bespielt wird. Drittens: In den Wirtschaftsgebäuden soll ein Tagungs- und Eventhotel eingerichtet werden.

Wellnessbereich im Marstall

„Das wird aber kein Dauerbetrieb, die Zimmerzahlen sind zu gering, um das wirtschaftlich betreiben zu können“, erklärt Hilscher. Circa 30 Zimmer bringt man nach seinen Planungen im Gebäudebestand unter. Die sollen an Firmen vermietet werden, die etwa auf der Messe in Nürnberg vertreten sind oder für Fortbildungen bewusst aufs Land wollen. Hilscher: „Ich habe da genug geschäftliche Kontakte und Erfahrungen, um zu wissen, dass es da Bedarf gibt.“

Auch für Hochzeiten oder andere Events sei das Areal buchbar. Neben den Unterkünften soll es im historischen Marstall einen aufwendigen Wellnessbereich mit Schwimmbecken, Sauna und Fitnessraum geben. Dazu einen großen Saal, in dem Veranstaltungen stattfinden können.
„Wenn das sechs bis sieben Wochen im Jahr vermietet ist, dann reicht uns das“, so Hilscher.

Ihm geht es bei der Nutzung vor allem darum, dass es dauerhaft Einnahmen gibt, die den Unterhalt des Anwesens mitfinanzieren und seine Zukunft auf Dauer sichern.

Fast jeder hat eine Geschichte zu Syburg

Dagegen hätte ganz sicher keiner etwas einzuwenden, denn dass das Interesse am Syburger Schloss ist groß, das haben die neuen Eigentümer bereits festgestellt. „Da kommen immer wieder Leute, die sich das anschauen“, erzählt Anja Schikarski. Und fast jeder hat eine Geschichte dabei, die ihn mit Schloss Syburg verbindet.

Jetzt scheinen endlich wieder neue geschrieben zu werden, und das Schloss kehrt zumindest in Teilen ins öffentliche Leben zurück. Auch wenn der Weg dorthin noch weit und vermutlich steinig ist. Am Willen der neuen Schlossbesitzer mangelt es auf jeden Fall nicht.