So wird das Ettenstatter Nahwärmenetz

14.4.2021, 12:00 Uhr
So wird das Ettenstatter Nahwärmenetz

© Foto: Jürgen Leykamm

Die Tagesordnung beinhaltete sowohl die Vorstellung des Projekts an sich, wie auch das Durchkauen und das Beschließen der Satzung für die neue Genossenschaft. Und natürlich galt es danach deren Organe im Rahmen einer ersten Generalversammlung zu wählen. Nach gut zweieinhalb Stunden war alles erledigt und die abendlichen Temperaturen erinnerten die Anwesenden beim Nachhauseweg auch gleich stimmungsvoll an ihren (Nah-)Wärmebedarf.

So wird das Ettenstatter Nahwärmenetz

© Foto: Jürgen Leykamm

Zum Vorsitzenden des Vorstands wählte die Versammlung den dritten Bürgermeister Stefan Rabus, sein Stellvertreter ist hier Rathauschef Wilhelm Maderholz selbst. Der dritte im Vorstandsbunde heißt Reinhold Sillinger.

Vorsitzender im Aufsichtsrat ist Bürgermeistervize Robert Auernhammer, den Stellvertreterposten hat in diesem Gremium Matthias Schade inne. Komplettiert wird es durch: Daniel Drescher, Manuel Ranzenberger, Kai Schneider, Uwe Seeliger und Wolfgang Wagner.

"Spontan haben sich heute Abend 39 Personen in unsere Mitgliederliste eintragen lassen", so Auernhammer am Ende der Freiluftversammlung. Und damit verbindlich bekundet, dass sie sich an dem Projekt beteiligen und ihren Haushalt an das Nahwärmenetz anschließen werden.


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Wer noch dabei sein will, muss sich bis 30. April dafür entscheiden. Man werde aber auch niemandem die Türe weisen, der sich am 1. Mai dazu entschließt.

Eine Erhebung im Vorfeld der Gründung hatte ergeben, dass in Ettenstatt, Burg und Enhofen bei insgesamt 118 Hausbesitzern die Bereitschaft gegeben ist, Teil des Netzes zu werden. Bei der Genossenschaft ist man guten Mutes, dass sich dies bis Monatsende auch in der Mitgliederzahl widerspiegelt.

Dornhausen als Vorbild

Die Zahl der Beitrittswilligen bildet die Basis für die Berechnungen der Ausmaße des Projekts, das dessen Leiter Philipp Unöder von der Hilpoltsteiner Firma Enerpipe vorstellte. Er ist zugleich im Vorstand der Nahwärme Dornhausen eG aktiv.

So wird das Ettenstatter Nahwärmenetz

© Foto: Jürgen Leykamm

Hier sprang im vergangenen Jahr auch der sprichwörtliche Funke über – als eine Delegation aus Ettenstatt dort einen Besuch abstattete. Und der zündete: "Wir waren begeistert von den Möglichkeiten eines solchen Netzes", blickte Rabus nun beim Treffen auf dem Sportgelände zurück.


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Mittels einer Info-Broschüre zog diese Begeisterung dann in der Gemeinde Ettenstatt weitere Kreise. Auf Info-Veranstaltungen musste aufgrund der Corona-Vorgaben verzichtet werden, so gab es per E-Mail weitere Informationen.

Der Pandemie zum Trotz aber wollte man baldmöglichst eine eigene Genossenschaft gründen, "weil uns die Zeit davon läuft", wie Auernhammer deutlich machte. Mit ihr hält man jetzt wieder Schritt, dank der Veranstaltung, bei der natürlich penibel auf Hygienevorschriften geachtet wurde.

Vermutlich 2023 am Netz

Theoretisch sei es möglich, den Bau noch in diesem Herbst beginnen zu lassen, so Unöder. Realistisch aber sei für den Startschuss eher das kommende Jahr, der Abschluss könnte dann 2023 erfolgen. Nun aber sei zumindest "eine Weichenstellung" erfolgt, so Auernhammer.

Geplant ist derzeit die Installation einer Heizzentrale am alten Bauhof. Von dort soll ein Hackschnitzelkessel mit einer thermischen Leistung von 1000 Kilowatt über einen Großpufferspeicher die Häuser mit Nahwärme versorgen. Die Gesamttrasse beträgt laut Unöder 7,4 Kilometer Länge – Leerrohre für Glasfaserkabel verlegt man gleich mit. Es wird mit einer jährlichen Abnahme von 4,14 Millionen Kilowattstunden gerechnet.

Zur Regulierung der Wärmemenge empfahl der Referent heimische Puffer mit 800 oder 1000 Litern. Auch bestehende Wärmepuffer könnten integriert werden. Besitze jemand eine Solaranlage, werde deren Wärme "durch die Nahwärme ergänzt und nicht ersetzt", so Unöder weiter.

Drei Millionen Euro Investitionssumme

Er geht von einer Investitionssumme von knapp drei Millionen Euro aus. Das lehrten die Erfahrungen aus bereits umgesetzten Projekten in der Region: "Da ist nichts schöngeredet!" Zudem stünde eine Förderung in Höhe von gut einer Million Euro in Aussicht.

Die Eintrittsgelder in Höhe von 6000 Euro pro Anschluss sorgten für ein stattliches Eigenkapital, sodass letztlich noch 1,12 Euromillionen an Fremdkapital aufgenommen und die nächsten 20 Jahre abbezahlt werden müssten.

6,9 Cent je Kilowattstunde

Gleich fällig bei Eintritt sei für das Mitglied die Begleichung des Geschäftsanteils in Höhe von 100 Euro. Erst Mitte des Jahres würden dann die ersten 3000 Euro fällig, im Frühjahr 2022 dann noch einmal die gleiche Summe, erläuterte Auernhammer die aktuelle Planung.

An laufenden Kosten kommt nach derzeitigem Stand für die Anschlussnehmer eine jährliche Grundgebühr von 360 Euro zu, sowie ein Preis für die Kilowattstunde von 6,9 Cent beziehungsweise 11,43 Cent bei einer Vollkostenrechnung.

Eine Versorgung mit Holz oder Pellets käme teurer, rechnete Unöder vor. Das träfe erst recht auf Öl zu. Gegenüber dem Heizen mit diesem fossilen Brennstoff "spart man sich fast 500 Euro im Jahr". Wer sich vom Heizen mit eigenem Holz zugunsten der Nahwärme verabschiedet, kann dieses jenen Unternehmen verkaufen, die es verarbeitet und damit die neue Genossenschaft beliefert.

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