Solnhofen und Langenaltheim kritisieren Sparkasse

24.6.2020, 06:25 Uhr
Solnhofen und Langenaltheim kritisieren Sparkasse

© Foto: Rainer Heubeck

Nicht nur für sie, sondern auch für die Bürger ihrer Orte sei "es absolut unverständlich, wie innerhalb der letzten Jahre systematisch in ,Salamitaktik‘ eine regional verankerte, öffentlich rechtliche Institution ohne Rücksichtnahme auf ihre älteren Kunden ihre eigentliche Stärke – die örtliche und persönliche Präsenz – ignoriert, abbaut und jetzt sogar gänzlich auflöst", schreiben die beiden Rathauschefs in ihrem Brief.

Die Schließungen seien ausgerechnet auch noch in Corona-Zeiten gefallen, in denen "fast täglich" von Politikern, Wirtschaftsvertretern und Wissenschaftlern zu hören sei, "dass man sich doch auf Regionalität beziehungsweise regionale Kreisläufe rückbesinnen sollte und den ländlichen Raum unbedingt stärken" müsse.

Große Enttäuschung

Das sind für Maderer (Freie Wähler) und Eberle (SPD) "in Anbetracht der jüngsten Entwicklungen" aber "leider alles nur Lippenbekenntnisse". "Wenigstens die lokalen Sparkassen täten gut daran, hier ein Zeichen für unsere Region und deren Bürger zu setzen", sind sich die beiden Bürgermeister einig, die in ihrem Schreiben auch darauf hinweisen, was seit Bekanntgabe der Schließungen auf "Bürgermeister und Gemeinderäte von echauffierten Bürgern jeden Alters eingeprasselt ist".

Die Enttäuschung sei groß, dass die Geschäftsstellen nach der Corona-bedingten Schließung nicht noch einmal geöffnet wurden, um den Kunden die Lage persönlich zu erklären. Zu ihrer Überraschung habe sogar "unmittelbar nach der Bekanntgabe das Ausräumen der Geschäftsstellen begonnen".

Gegipfelt habe die Sache "in der Demontage des Überweisungsbriefkastens in Langenaltheim" am 22. Mai. "Viele Ihrer Sparkassenkunden hatten die Schließung noch gar nicht realisiert beziehungsweise mitbekommen oder hatten sich auf den Schließungstermin 1. Juli 2020 eingestellt. Hier waren wir Bürgermeister heftigen Beschwerden unserer Mitbürger ausgesetzt", machen Maderer und Eberle den Sparkassenvorständen Hans-Jürgen Rohmer und Daniela Heil deutlich.

Die Gemeindeoberhäupter sind überzeugt, dass es sicher "sensibler gewesen" wäre, wenn die Sparkasse "hier den Kunden noch einige Wochen Zweit gelassen" hätte, um sich auf die neuen Umstände einstellen zu können. So aber seien "viele Kunden ratlos vor dem nicht mehr vorhandenen Briefkasten" gestanden. Die Bürgermeister bedauern zudem, dass die Sparkasse nicht bereit ist, die Briefkästen weiterhin vorzuhalten und täglich zu leeren. Dies wäre ihrer Einschätzung nach "ohne großen Aufwand" möglich und "ein gutes Signal" an die älteren oder immobilen Kunden gewesen.

Dass auch das Aufstellen eines Überweisungsgeräts abgelehnt werde, können Maderer und Eberle ebenso wenig nachvollziehen wie die Aussage, dass es immer schwieriger werde, Personal für die ländlichen Geschäftsstellen zu finden. Es dürfte sicher möglich sein, sich ähnlich der Landarztproblematik Modelle zu überlegen, "die dem Mitarbeiter das Arbeiten in dörflichen Strukturen schmackhaft" machten. Die Rathauschefs: "So modern und flexibel sollte sich eine Bank Ihres Formats schon präsentieren", schreiben die beiden Rathauschefs an die Sparkassenvorstände.

Immer noch besser als eine Schließung wäre das weitere Einschränken der Öffnungszeiten gewesen, befinden Maderer und Eberle. Ältere Kunden hätten dann wenigstens ihr "wöchentliches Haushaltsgeld abholen" können, jetzt stünden sie "hilflos vor den Automaten".

Ihnen sei schon klar, dass es immer weniger persönliche Vorsprachen in den Filialen gebe, "aber für die älteren Kunden, die halt leider den persönlichen Kundenkontakt" wollten und brauchten, "sollte dieser Service noch einige Jahre weiter angeboten werden", meinen Maderer und Eberle.

Es gehe nicht nur um Geldbeträge und Überweisungen, sondern auch um persönliche Versicherungen oder Altersvorsorgeverträge. Die seien bei der Sparkasse wegen der Möglichkeit persönlicher Beratungsgespräche abgeschlossen worden.

Die beiden Rathauschefs weisen ferner auf Schreiben des Langenaltheimer Altbürgermeisters Friedrich Schlegel in der Angelegenheit hin und bitten abschließend "noch einmal vehement", die Geschäftsstellen "nicht zu schließe und damit ein Zeichen für unsere Region zu setzen". Und sie weisen darauf hin, dass "den Kommunen durch die Filalschließungen weitere Gewerbesteuereinbußen bevorstehen".

Altbürgermeister Schlegel (CSU) hatte nicht nur Sparkassenfunktionsträger angeschrieben, sondern sogar Ministerpräsident Markus Söder um Hilfe gebeten. Außerdem schrieb er unsere Zeitung und die Nürnberger Nachrichten an und wies darauf hin, dass wieder einmal "der ländliche Raum geschwächt" werde, "indem man zahlreiche Filialen" schließe oder herabstufe.

Für Schlegel ist es "besonders ärgerlich", dass "nicht irgendeine Firma" diese "unfreundliche Entscheidung getroffen" hat, "sondern die sogenannten Gewährsträger, also die größeren Städte und die Landkreise".

Die größeren Kommunen bräuchten die Dorfbewohner als Kunden und um überörtliche Einrichtungen mitzufinanzieren. Sie ließen sogar prüfen, ob nicht ein Geschäft der Nachbarstadt ihre Einrichtungen schwäche, aber sie beschlössen "ohne Rücksicht Maßnahmen, welche die Lebensqualität der kleineren Kommunen zu ihrem Vorteil" reduzierten. Schlegel: "Sie wünschen unsere Solidarität und erwarten uns als Kunden – bitten, fordern nicht zu sehr den Versandhandel zu bedienen. Wir warten aber vergeblich auf ihre Solidarität."

Keine Kommentare