Sparkasse Mittelfranken-Süd: Stabil in der Krise

13.4.2020, 09:24 Uhr
Sparkasse Mittelfranken-Süd: Stabil in der Krise

© Foto: Jan Stephan

Die Bilanzsumme fasst alle Vermögenswerte einer Bank zusammen, von Kreditforderungen über Wertpapierbestände bis hin zum Bargeld in der Kasse am Schalter. Damit ist sie der Maßstab für die Größe einer Bank. Wächst sie, ist das ein Indiz, dass es der Bank gut geht. Und das tut sie bei der Sparkasse Mittelfranken-Süd. Mit 3,927 Milliarden Euro schrammte man nur knapp an der Vier-Milliarden-Marke vorbei.

Ein Ergebnis, mit dem die beiden Bankvorstände Hans-Jürgen Rohmer und Daniela Heil gut leben können. Immerhin war 2019 wieder kein einfaches Jahr. "Es begann mit einem kleinen Paukenschlag", erinnerte sich Sparkassen-Vorstandsvorsitzender Rohmer. Die EZB verkündete, dass es keine Zinsanhebungen geben werde, und machte die zarten Hoffnungen der Finanzbranche auf eine Normalisierung zunichte.

Niedrige Zinsen

Bei der Sparkasse Mittelfranken-Süd hat man sich damit abgefunden, dass es auch die nächsten ein, zwei Jahre bei den historischen Niedrigzinsen bleiben wird. "Im vergangenen Jahr musste man Bundesanleihen mit einer Laufzeit von 30 Jahren kaufen, damit man bei einem positiven Zinssatz landete", erinnerte sich Rohmer. Für Geld, das die Sparkasse bei der EZB parkt, seien längst Strafzinsen zu zahlen.

Die Situation übt Druck auf das normale Wirtschaftsmodell einer Bank aus. Dort war man es Jahrhunderte gewöhnt, dass man Geld im Wesentlichen mit dem Verleihen von Geld verdient. Das hat sich größtenteils erledigt. Zum Teil aufgefangen wird der Rückgang von einem Wachsen des Anlagegeschäfts. Das Geld sucht sich andere Bereiche, in denen es sich vermehren kann. Einer davon ist die Börse. "Die Wertpapieranlage ist ein Stück weit stärker in Deutschland und auch bei unseren Kunden angekommen", freute sich Daniela Heil bei der Sparkassen-Bilanzpressekonferenz. Das Wertpapiervolumen der Bankkunden in der Region stieg im vergangenen Jahr auf über eine Milliarde Euro, während es Ende 2018 noch bei 875 Millionen Euro lag.

Ein Teil dieses Plus kommt aus den Aktien-Depotbeständen, die über die Sparkassen-Fonds der Deka verwaltet werden. Hier lagen Ende letzten Jahres 400 Millionen Euro in den Depots und damit 22 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Und das Wachstum wird weitergehen, weil man bei den Neuverträgen kräftig zulegen konnte. Knapp 5000 Sparverträge mit einem jährlichen Ansparvolumen von 20 Millionen Euro wurden neu abgeschlossen.

Die Aktienanlage sei auf lange Sicht vernünftig, sind sich die beiden Sparkassen-Vorstände einig. Auch wenn es im Moment Corona-bedingt erhebliche Einbußen zu verkraften gilt. Man hoffe darauf, dass sich Ende des Jahres schon wieder positive Signale am Dax zeigen könnten.

Im Jahr 2019 setzte sich bei der Sparkasse auch der Immobilien-Boom fort und half die fehlenden Einnahmen aus dem Zinsgeschäft aufzufangen. Um satte 23 Prozent stieg die Summe der ausgegebenen Wohnungsdarlehen auf nun 279 Millionen Euro. "Ein sensationelles Ergebnis", wie Rohmer befand, weil man ja schon von einem hohen Niveau komme. "Es werden weiter Einfamilienhäuser und Geschosswohnungen gebaut, es wird aber auch renoviert", stellte Daniela Heil fest.

Immobiliengeschäft boomt

Auch als Makler ist man stark im Geschäft. Bayernweit liege man bei der Größe der rund 60 Sparkassen etwa auf Platz 20, befinde sich im Immobiliengeschäft aber auf Rang fünf, vermeldete Daniela Heil stolz. Und das obwohl ein Sparkassen-Makler hierzulande wohl drei Objekte verkaufen müsse, um einen ähnlichen Ertrag zu erwirtschaften wie der Kollege in München.

Insgesamt vermittelte man im Jahr 2019 exakt 348 Kaufobjekte mit einem Volumen von 145 Millionen Euro. "Wir haben ein paar gute Bauträger in der Region, mit denen wir gut zusammenarbeiten", erklärte Heil einen der Gründe für das Ergebnis.

Inzwischen mischt die Sparkasse nicht mehr nur als Kreditgeber und Makler im Immobiliengeschäft mit, sondern auch als Bauherr. Die neu gegründete Tochtergesellschaft Sparkassen-Immobilien GmbH investierte 2019 rund 7,5 Millionen Euro in den Bau von Eigentumswohnungen in Roth. Hier könnte man sich auch ein Engagement im Süden vorstellen, wenn es denn geeignete Grundstücke gäbe, stellte Heil fest.

"Vor allem in Weißenburg oder Ellingen wäre das interessant." Sie geht davon aus, dass hier trotz massiver Zubauten in den vergangenen Jahren weiter Bedarf bestehe. Es gebe weiter einen Zuzug vor allem von älteren Menschen vom Land in die Stadt zu beobachten, und da werde Weißenburg als das Zentrum im Süden sich weiter behaupten, so die Sparkassen-Vorständin.

Parallel zu dem eigenen Immobiliengeschäft hat man zuletzt mit der HVMS auch eine Tochtergesellschaft im Bereich der Hausverwaltung aufgebaut. Die kümmert sich um Vermietung, Verwaltung und Gebäudemanagement bei Immobilien aller Art. Inzwischen habe man hier 1100 Objekte in der Verwaltung, und man rechne damit, dass man in 2020 zusätzlich 800 neue Einheiten übernehmen werde, hieß es beim Bilanz-Gespräch. Das sei kein Bereich, in dem man Millionen verdiene, "aber gerade in Zeiten, in denen die Zinsen schlecht sind, tun uns die stabilen Erträge aus diesem Bereich natürlich gut", so Heil.

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