Themenarmes Wahlduell in Weißenburg

5.3.2020, 11:10 Uhr
Themenarmes Wahlduell in Weißenburg

© Foto: Robert Renner

Vermutlich werden etliche der rund 400 Zuhörer im Saal diese Erkenntnis gewonnen haben, so sie nicht vorher schon wussten, bei wem sie ihr Kreuz am 15. März machen wollen. Mancher aber wusste hernach auch nur, dass er eigentlich keinen der drei Bewerber wählen will. "Wir hätten eigentlich am liebsten den vierten Mann auf der Bühne als Oberbürgermeister", wurde nach der Veranstaltung ein paar Mal gewitzelt.

Gemeint war Moderator Klaus Seeger, der unterhaltsam und kompetent durch den Abend führte, nachhakte und sich gut auf die Weißenburger Themen vorbereitet zeigte. Trotz mancher Vorlagen seinerseits, gelang es aber weder Sieland-Hirschmann noch Kamm, Schröppel wirklich herauszufordern. Wie der gesamte Wahlkampf blieb auch das Wahlduell etwas themenarm.

Der Amtsinhaber präsentierte sich als erfahren, sattelfest, selbstbewusst und mit Überblick. Sein Rivale Tobias Kamm zeigte sich diskussionsfreudig, mitunter kampfeslustig, vor allem aber als freundlicher Mensch und baldiger Familienvater – seine Lebensgefährtin erwartet in diesen Tagen Zwillinge –, weshalb er immer wieder auch auf die Lebensumstände junger Familien anspielte, aber auch das Fehlen von Baugebieten in der Stadt. Junge Familien würden sich eben gerne eine Heimat schaffen, meinte er.

Keine schweren Angriffe

Schwere Angriffe wollte der Christsoziale, wie generell bisher im Wahlkampf, gegen dem Amtsinhaber nicht reiten. Dort wo er ansetze, gingen die Vorhalte aber eher ins Leere. Beispielsweise als er kritisierte, dass Schröppel plötzlich im Stadtbauamt Skizzen für ein kommunales Wohnbauprojekt auf dem Nachbargrundstück des früheren Gasthofes "Zum Kronprinzen" habe zeichnen lassen.

Der OB hielt dagegen, er habe das Thema kommunaler Wohnungsbau schon seit Monaten auf der Agenda und zwischenzeitlich sei bei ihm der Gedanke gereift, dass dieses Areal der ideale Standort ist. Diese Idee an die Öffentlichkeit zu bringen, sei nichts Ehrenrühriges. Und es sei "ganz normal", dass die Stadtverwaltung "auch in Wahlkampfzeiten" arbeite.

Doch das Thema bot noch einen weiteren Fallstrick für Kamm. Die CSU kritisiert seit Längerem, dass Schröppels Kommunikation gerade mit Bürgern zu wünschen übrig lässt. Zugleich hatte Kamm im Herbst vorgeschlagen, den "Kronprinzen" abreißen zu wollen ohne mit dem Jugendzentrum, das sich darin befindet, darüber zu sprechen.

Nun stellte er sich auf den Standpunkt, er sei nur Kandidat und habe ein ellenlanges Wahlprogramm, da könne er nicht jeden einzelnen Punkt vorher mit allen, die eventuell betroffen seien, abstimmen. Er spreche erst mit den Bürgern, wenn er bei einem Thema eine Richtung habe.

Sieland-Hirschmann: "Die Stadt steht gut da."

"Dann haben Sie die Bürger ja aber schon ausgelassen", konterte an dieser Stelle Eva Sieland-Hirschmann. Sie befand allgemein: "Die Stadt steht gut da." Es gibt aus ihrer Sicht aber Verbesserungsmöglichkeiten. Sie sprach sich in diesem Zusammenhang dafür aus, die Solidarität in der Gesellschaft zu verbessern. Dafür trete sie als OB-Kandidatin an. Es gehe nicht immer darum, wer etwas besser mache. Viel wichtiger sei es, Gemeinsamkeiten zu finden. "Dann kommen wir viel schneller viel weiter", meinte die Linke.

Auch Kamm meinte, man dürfe nicht alles schlecht reden, Weißenburg sei "wunderbar". Die Stadt müsse aber "auf die Zukunft ausgerichtet" werden. Es gelte sie "fit zu machen" für junge Familien und junge Generationen, denn es finde auf vielen Feldern ein Umdenken statt. "Da müssen wir mehr tun, da müssen wir aufholen und dafür will ich kämpfen", meinte der Christsoziale.

Er nannte dazu seine vier Schwerpunkte im Wahlkampf. Neben dem Thema Familie sind dies Mobilität (Stichworte: ampelfrei um die Altstadt, zentrumnahes Parken inklusive Elektroladestationen, Rufbusse und barrierefreier Bahnhof, Bildung und Kultur (Stichwort: Infrastruktur des Bergwaldtheaters, Beteiligung an der Bewerbung Nürnbergs als europäische Kulturhauptstadt 2025) sowie Wirtschaft und Umwelt (Stichwort: Gewerbe fördern).

Auf Seegers Frage, ob er 2026 nochmals kandidieren wolle, wenn es diesmal mit dem OB-Posten nichts werde, meinte Kamm selbstbewusst: "Ich trete für dieses Jahr an und nicht für 2026." Und ob er 2026 in eine zweite Amtszeit gehe, werde sich dann zeigen.

Thema: Bauen und Wohnen

Schröppel machte hingegen deutlich, dass er beim Anlegen neuer Baugebiete auch "an Menschen mit nicht so dickem Geldbeutel" denken wolle, weshalb eben verdichtetes Bebauen mit Reihen- und Mehrfamilienhäusern im geplanten Baugebiet "Wohnen zur Rezat" vorgesehen sei. Handlungsbedarf sieht der OB beim Altstadtverkehr, bei der Verbesserung der Radwegeinfrastruktur und bei den ÖPNV-Angeboten. Er verwies auf seine bisherige Bilanz und sagte, dass er weitere sechs Jahre OB bleiben wolle, um mit den Bürgern die "Erfolgsgeschichte" Weißenburgs fortzusetzen. Der Sozialdemokrat selbstbewusst: "In den zwölf Jahren habe ich gezeigt, dass ich es kann."

Tobias Kamm sagte, er wolle als OB ein "Ansprechpartner auf Augenhöhe" sein. Es würden jetzt "die Grundpfeiler" für die Zukunft der Sradt "eingerammt". Er stehe nicht nur für die nächsten sechs Jahre, sondern für zwölf oder gar 18 zur Verfügung.

Eva Sieland-Hirschmann argumentierte ruhig, wollte sich aber zu bestimmten Themen mangels Sachkenntnis nicht äußern und glaubt, dass in diesen Zeiten "unbedingt ein gesellschaftlicher Zusammenhalt nötig" ist. Für diesen werde sie sich als Oberbürgermeisterin einsetzen.

Zum Abschluss gab es ein Erinnerungsfoto der Kandidaten mit dem Moderator Klaus Seeger. Hände wurden dabei aber nicht geschüttelt. Wegen des um sich greifenden Coronavirus waren alle Besucher aufgefordert worden, diese Begrüßungsform zu unterlassen. Die Stadt war zu dieser Maßnahme von übergeordneter Stelle aufgefordert worden.

Das rund anderthalbstündige Wahlduell kann im Internet unter www.radio8.de/wahlduell-2020-weissenburg nachgehört werden.