Unbekannte stören Online-Unterricht an fränkischem Gymnasium

2.2.2021, 07:14 Uhr
Ärgerliche Zwischenfälle: Immer wieder stören Unbekannte den virtuellen Distanzunterricht, teils mit verstörendem oder anstößigem Material. 

© Robert Renner Ärgerliche Zwischenfälle: Immer wieder stören Unbekannte den virtuellen Distanzunterricht, teils mit verstörendem oder anstößigem Material. 

Dabei handelt es sich um kein reines Weißenburg-Problem. Zahlreiche Medien in der ganzen Republik berichten über ähnliche Vorfälle. Das Schema ist dabei immer gleich: In den Unterrichtsräumen der einzelnen Klassen im Internet tauchen Unbekannte auf und machen Blödsinn.


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Sie können andere Schüler oder auch Lehrer aus dem Raum werfen, im Chat jede Menge Unsinn verbreiten, anstößige Bilder posten, laute Musik abspielen oder Screenshots der Lehrer machen und weiterverbreiten. Die möglichst spektakuläre Störung des Online-Unterrichts ist als "Zoombombing" schon zu einer Art Wettbewerb in den sozialen Medien geworden. Zoom ist einer der am häufigsten in den Schulen genutzter Dienst für Online-Konferenzen.

"Diese Störungen verhindern eine geordnete Durchführung des Distanzunterrichts und haben teils auch obszönen und damit gerade für jüngere Schülerinnen und Schüler verstörenden Charakter", hatte Vorliczky bereits einen Tag vorher in einer Rundmail festgestellt und mit erheblichen Konsequenzen gedroht. Die Rede war von massiven Erziehungs- und Ordnungsmaßnahmen, "die sicher jenseits eines ,verschärften Verweises‘ beginnen". Zudem werde man strafrechtlich relevante Vorgänge auch zur Anzeige bringen. 

"Vermehrte Einzelfälle"

"Wir reden jetzt nicht von Hunderten von Fällen, das sind Einzelne", stellten Vorliczky und sein Stellvertreter Stefan Reutner auf Anfrage unserer Zeitung fest. "Aber es tritt in den letzten Tagen vermehrt auf." Und diesen einigen wenigen gelingt es damit ziemlich viele zu stören. In einer ohnehin für alle Seiten der Schulfamilie anstrengenden Ausnahmesituation. 

"Das trägt auf keiner Seite dazu bei, dass die Motivation steigt", stellte der deutlich angesäuerte Schulleiter des Gymnasiums fest. "Da will man Online-Unterricht und dann wird er durch solchen Unsinn torpediert. Das ist wirklich bitter, weil man aus diesem Instrument mehr machen könnte', so Vorliczky.

Man geht davon aus, dass die Störungen nur möglich sind, weil Schüler des Gymnasiums ihre Zugangsdaten zu den Online-Konferenzen an Dritte weitergeben. Die nutzen sie dann, um anonym in die Konferenz zu gehen und Unsinn zu machen.


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Die Bandbreite reicht von eher harmlosen, aber störenden Scherzen bis hin zu Straftaten. In einem Fall konnte ein Schüler ausgemacht werden, der seine Daten an einen Freund weitergegeben hatte. Die Konsequenz für ihn war ein verschärfter Verweis.

Der Zugang ist leicht

Dass es so vergleichsweise leicht ist, anonym in die Konferenzen zu kommen, liegt daran, dass es keine personalisierten Zugänge für die einzelnen Schüler gibt, sondern lediglich allgemeine Zugangsdaten für den gemeinsamen Konferenzraum. "Das ist natürlich eine Folge davon, dass man im Moment auf freie Tools setzt", so Vorliczky.

Er gehe davon aus, dass sich das Problem erledige oder zumindest bessere, wenn man auf Microsoft Teams umstelle. Die Staatsregierung hatte einen allgemeinen Zugang für Schulen zu "Microsoft Teams for Education" Ende Januar ermöglicht.

 

Neben den Störungen beklagten Vorliczky und Reutner auch ein anderes Phänomen, das zunehmend um sich greife. Immer mehr Schüler ließen ihre Kameras während des Online-Unterrichts aus. "Es ist mehr als irritierend, dass auf der einen Seite Präsenzunterricht massiv eingefordert wird und auf der anderen Seite eine Vielzahl von Schülerinnen und Schülern sich bei der Alternativlösung Unterricht über Videokonferenz nicht bereit ist, sich zu zeigen", hatte die Schulleitung in einer Rundmail an die Eltern beklagt und um Änderung gebeten.

Sichtbarkeit wünschenswert

"Es ist den Lehrkräften, die sich in überwiegender Mehrzahl in Ton und Bild zeigen, nicht zuzumuten, dass sie für 90 Minuten auf einen Bildschirm mit überwiegend schwarzen Kacheln blicken müssen. Es ist dabei im Übrigen auch nicht einmal ansatzweise zu kontrollieren, was die Schüler vor ihren Geräten dann jeweils genau tun", heißt es in der Mail weiter.

Man könne die Schüler rechtlich nicht zwingen, ihre Kamera anzuschalten, stellte Vorliczky klar. Aber im Zuge eines guten Miteinanders und eines funktionierenden Online-Unterrichts wäre die gegenseitige Sichtbarkeit sehr wünschenswert.

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