Verdruss über zu wenig Zuhörerplätze

23.2.2021, 08:54 Uhr
 Verdruss über zu wenig Zuhörerplätze

© Foto: Jan Stephan

Schuld an dem Zwist war im Grunde Corona. Das Virus hat dafür gesorgt, dass in dem Trommetsheimer Schützenhaus abstandsgerecht nur 13 Zuhörer-Plätze zur Verfügung standen. Das öffentliche Interesse war allerdings wegen der Brisanz des Themas deutlich höher. Die ersten Interessierten hatten sich fast zwei Stunden vor der Sitzung vor dem Schützenhaus eingefunden, um einen sicheren Platz zu bekommen.

Paritätisch oder Windhund

Dass es sich bei den Frühwartern vor allem um Trommetsheimer handelte, sorgte allerdings für Verdruss. Zumindest bei einer Fraktion aus Alesheim, die ebenfalls gekommen war, um die Sitzung zu verfolgen, aber keine Plätze mehr bekam.

Sie standen vor einer verschlossenen Tür, vor der es zu einigen Wortgefechten kam. Die Alesheimer forderten eine "paritätische Besetzung" der Zuhörerplätze. Die Trommetsheimer erinnerten an das Windhund-Prinzip und verwiesen darauf, dass ja auch die Alesheimer rechtzeitig genug vor der Schützenheim-Tür hätten stehen können.

Bürgermeister Manfred Schuster musste sich einmal mehr am Schlichten versuchen. Mit überschaubarem Erfolg. Die Trommetsheimer beharrten auf ihren Zuhörer-Sitzen, und die Alesheimer zogen verärgert wieder ab. Dem Bürgermeister hatte es damit schon vor Beginn der Sitzung die Laune verhagelt.

Der Schuss ging nach hinten los

"Das war kein guter Start", bemerkte er zum Auftakt der Gemeinderatssitzung leicht angesäuert. "Wenn das als Unterstützung für den Gemeinderat gedacht war, dann ist der Schuss nach hinten losgegangen." Er hätte es wohl besser gefunden, wenn einige Trommetsheimer ihre Plätze den Alesheimern überlassen hätten, um in dem Dauerkonflikt nun nicht noch ein neues Fass aufzumachen.

Die sanfte Rüge des Bürgermeisters traf allerdings nicht bei allen anwesenden Trommetsheimern auf Verständnis. "Wie kann es der Bürgermeister für eine schlechte Idee halten, wenn ich meine Gemeinderatssitzung besuche, um mich zu informieren", fragte im Nachgang einer der Trommetsheimer Zuhörer. Zumal es im Vorfeld der Gemeinderatssitzung bereits ein exklusives Treffen des Gremiums mit Vertretern der Bürgerinitiative zum Erhalt des Alesheimer Kindergartens gegeben habe. Man wolle in Trommetsheim auch aus erster Hand erfahren, was diskutiert werde, so die Zuhörer.

"Wollen dass es ruhiger wird"

Unter denen waren auch einige Eltern, die ihre Kinder in dem Kindergarten in Trommetsheim betreuen lassen, der Teil der Auseinandersetzung ist. Im Gespräch mit dem Weißenburger Tagblatt stellte einer der Eltern fest, dass man kein Öl ins Feuer gießen und man niemanden angreifen wolle. "Wir wollen nicht noch mehr Aufmerksamkeit, sondern dass es ruhiger wird." Aber bislang habe die Sicht der Bürgerinitiative in der Diskussion breiten Raum eingenommen, während die Perspektive der Eltern des Trommetsheimer Kindergartens wenig berücksichtigt worden sei.

Der Streit dreht sich darum, dass der Alesheimer Kindergarten geschlossen und dafür dauerhaft eine zweite Gruppe im Trommetsheimer Kindergarten aufgebaut werden soll. Das hatten die Kirchenvorstände in Alesheim und Trommetsheim entschieden, die als Träger der beiden Kinderbetreuungseinrichtungen fungieren. Hintergrund waren anhaltende Personalprobleme in der Alesheimer Einrichtung, die zwischenzeitlich zu einer Schließung des Kindergartens und der Unterbringung der Kinder in Trommetsheim führten. In Alesheim gründete sich daraufhin eine Bürgerinitiative, die den örtlichen Kindergarten erhalten will.

Neue Banner hingen nur kurz

Noch in der Nacht der jüngsten Gemeinderatssitzung bekam der Trommetsheimer Türenstreit dann eine neue Dimension. In Alesheim tauchten an den Ortseingängen Banner auf. Auf denen beklagte man sich, dass man zwar die Kinder der Alesheimer wolle, aber deren Vertreter nicht in die Gemeinderatssitzung lasse. Die Suche nach einem Kompromiss erleichterte dieser Nebenkriegsschauplatz eher nicht. Das war vielleicht auch der Grund, warum die Banner nach dem Wochenende wieder verschwunden waren. Jetzt heißt es dort wieder, so wie in den Tagen vor der Sitzung: "Kompromiss für den Gemeindefrieden" und "Dem Dorffrieden so nah". Das klingt dann doch schon deutlich versöhnlicher.

Keine Kommentare