Schulsport

Viel mehr als nur Spazierengehen

23.1.2022, 15:39 Uhr
Schulsport kann auch Spaß machen - wie etwa mit dem Projekt BewegDich! oder eigenen Übungen.

© Peter Miodek, NN Schulsport kann auch Spaß machen - wie etwa mit dem Projekt BewegDich! oder eigenen Übungen.

Zunächst einmal verwirrt auch hier eine Regelung bei den staatlichen Vorgaben für Indoor-Sport. Denn während es im Vereinssport gestattet ist, die Maske (nur) bei der Ausübung des Sports abzunehmen, muss diese im Schulsport durchgehend getragen werden. Gemäß der 15. Bayerischen Infektionsschutzmaßnahmenverordnung gilt, „dass während der Sportausübung keine Maskenpflicht besteht“, klärt der Bayerische Landes-Sportverband (BLSV) in seinen Handlungsempfehlungen für Sportvereine auf.

Das Bayerische Kultusministerium schreibt hingegen: „Die im Rahmenhygieneplan bislang bestehende generelle Befreiung von der Maskenpflicht im Sportunterricht in Schulgebäuden wurde mit Schreiben vom 24.11.21 bis auf Weiteres aufgehoben. Dadurch muss auch im Sportunterricht im Schulgebäude grundsätzlich wieder eine Maske getragen werden. Der Sportunterricht ist daher dementsprechend zu gestalten.“ Ausnahme: „Soweit im Rahmen von Abschlussprüfungen Leistungsnachweise zwingend zum jetzigen Zeitpunkt erforderlich sind, kann zur Vorbereitung und Durchführung von Leistungserhebungen auf das Tragen einer Maske verzichtet werden.“

Es kommt also vor, dass ein Kind am Vormittag Sport mit Maske in der Schule macht, um dann am Nachmittag im Vereinssport – womöglich noch mit Klassenkameraden – „oben ohne“ durch die Halle tobt. Markus Scharrer, Rektor an der Mittelschule Weißenburg, versucht sich an einer Erklärung: „Schulsport ist eine Pflichtveranstaltung, Vereinssport ist freiwillig.“

Mathias Kopper ergänzt: „Als Sportlehrer bist du momentan übervorsichtig und willst dich doppelt absichern, damit ja nichts passiert.“ Kopper ist – zusammen mit seiner Kollegin Ursula Gerner – als Fachberater Sport für die Grund- und Mittelschulen im Landkreis zuständig (Realschulen und Gymnasien haben jeweils eigene Stellen) und kennt die Sorgen und Nöte der Sportlehrer.

Die Verunsicherung ist ein Problem, ein anderes ist laut Kopper die Trägheit der Prozesse. Bis im Ministerium reagiert werde, eine Entscheidung durch die Instanzen gehe und diese dann bei den Verantwortlichen vor Ort ankomme, könne es schon etwas dauern. „Der Leitfaden zum Thema Sportunterricht an Schulen kam nach eineinhalb Jahren Pandemie“, erzählt Kopper vielsagend.

Und dabei wäre der Schulsport so wichtig, wie Markus Scharrer voller Überzeugung sagt: „Bewegung ist dringend nötig, wir wollen die Bewegungsarmut bei Kindern und Jugendlichen nicht unterstützen“, so seine grundsätzliche Haltung. Da müsse man eben auch mal kreativ werden, das gemeinsame Spazierengehen habe sich irgendwann überholt. „Die Trampelpfade in der Umgebung sind ausgetreten“, beschreibt es Scharrer bildlich.

So viel wie möglich draußen

Die Empfehlung von Mathias Kopper lautet, so viel wie möglich an der frischen Luft zu machen, da sei fast alles möglich. Zumal an der Mittelschule, wo sie ja dank ihrer Mountainbike AG oder den Calisthenics-Geräten gut ausgestattet sind. Nebenbei bemerkt: „Wenn ich früher im Herbst bei 14 Grad mit den Kindern rausgegangen wäre, hätten sich einige Eltern sofort beschwert. Das ist jetzt anders“, schmunzelt Kopper.

Freilich gibt es aber auch Bedingungen (nass und zu kalt), bei denen Schulsport im Freien keinen Sinn mehr macht. Und dann greife im Innenbereich eben die Maskenpflicht. Rückschlagspiele wie Tischtennis oder Badminton, bei denen ein natürlicher Abstand geboten ist, seien dann angesagt, so Markus Scharrer. Und wenn Abstand möglich ist, werde die Maskenpflicht auch „flexibel gehandhabt“, wie es der Rektor formuliert.

Mathias Kopper rät den Sportlehrern, konditionelle Anstrengungen zu vermeiden (Kopper: „Soll doch jeder mal Sport mit einer Maske ausprobieren“) und stattdessen koordinative Übungen einzubauen. Er betont aber auch, dass es da Lehrer an weiterführenden Schulen leichter hätten als jene an den Grundschulen. „Ein Zweitklässler erkennt gar nicht so schnell, wenn er Sauerstoffprobleme wegen der Maske bekommt, und kann das auch nicht so schnell mitteilen, da bist du als Sportlehrer noch vorsichtiger.“

Sich Gedanken machen

Man müsse sich eben Gedanken machen. Pilates, Seilspringen, Turnen oder Trampolinspringen zählt Kopper auf, zudem lassen sich Sportarten wie Badminton oder Handball auch nach dem Prinzip eines Minigolf-Parcours ausüben. „Ohne große Belastung, mit Spaß an der Bewegung“, sagt Mathias Kopper, dann könne man den Sportunterricht in der Halle auch in diesen Zeiten abwechslungsreich und mit Maske einigermaßen erträglich gestalten.

Es gebe Sportlehrer, die ihn bei solchen Ideen fragend und mit großen Augen anschauen würden. Es kämen aber auch ganz viele Rückfragen. Nicht nur, was man denn machen dürfe, sondern auch, was man denn machen könne.

Wichtig findet Mathias Kopper: „Der Bewegungsmangel richtet so viel an bei Kindern, physisch und auch psychisch, das ist ja alles längst erwiesen. Schulsport ist nicht umsonst.“ Und wenn es Spazierengehen oder Walken sein sollte. Mittlerweile aber gerne als Notlösung.

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