Viele Lacher beim „Letzten Willen“

22.11.2016, 12:00 Uhr
Viele Lacher beim „Letzten Willen“

© Lettenmeier

Nach nicht einmal fünf Minuten gelingt es der Theatergruppe Pappenheim, in dem mit 200 Personen ausverkauften Saal im Gasthaus Zagelmeyer in Neudorf die Verbindung zum Publikum herzustellen und sie bis zum Ende nicht mehr loszulassen. Die bitterernste und gleichzeitig heitere Komödie „Letzter Wille“ von Fitzgerald Kusz sorgt für viele Lacher und mehrfachen Zwischenapplaus.

Auch wenn das Wort „postfaktisch“ erst in diesen Tagen seinen Platz in den Wörterbüchern findet, schon in den 70er-Jahren des letzten Jahrhunderts beobachtet der wohl bekannteste Autor fränkischer Theaterstücke diesen Wesenszug in der kleinbürgerlichen fränkischen Gesellschaft. Hemmungslose Gier nach Geld. Lügen und Betrügen. Vernichten eines Testaments.

Genau diese harte Kritik an der Gesellschaft findet Regisseurin Marianne Pappler so lebensnah. „Nein, wir wollen kein Bauerntheater spielen“, sagt sie und freut sich völlig berechtigt über die enorm gute Leistung ihrer Truppe. Das textreiche Stück hat den Pappenheimer Schauspielern viel abverlangt, aber sie haben es hervorragend gemacht. Und auch in Zukunft werden sie im Gasthaus Zagelmeyer Stücke, bestimmt auch von Kusz, aufführen.

Viele Lacher beim „Letzten Willen“

© Lettenmeier

Seine Texte haben die perfekte Mischung zwischen Dialekt und Hochdeutsch, die die Seele der fränkischen Zuschauer berührt. Das einfache, aber durchdachte Bühnenbild erinnerte bestimmt einige Zuschauer an das eigene Wohnzimmer – oder das der Großeltern. Inklusive der Dramen, die sich darin abspielen. So beschließen die vermeintlichen Oberhäupter der Verwandtschaft, Kurt Wolz (unglaublich echt: Holger Wenzel) und Versicherungsvertreter Heinz Pöhlmann (wunderbar: Fabian Schober), eine „Partnerschaft“, um ihre gegenseitige Abneigung unter dem Deckel zu halten.

Als sich die Gier Bahn bricht, werden auch die Partnerinnen der Patriarchen mit in den Strudel hineingezogen. Die alkoholkranke Frau von Kurt Wolz, Sigi, freut sich über Alkohol und Pelz. Darstellerin Anette Pappler gelingt eine einmalig glaubwürdige Vorstellung mit Gesangseinlagen. Ebenso Karin Pöhlmann (wunderbar gespielt von Britta Schober) – ihr gelingt erst am Ende des Dramas, das perverse Handeln der Männer infrage zu stellen.

Wo bleiben die Guten? Da ist der erst brave, dann immer mehr genervte Hausmeister Erich Rau (eine tolle Rolle für Manfred Walter) wird. Der vermöbelte Saxofonist Klaus Schneider, den Tim Schober sehr locker spielt. Und zu guter Letzt die Tochter von Olga, die Lehrerin Ursel Wolz, die Verena Wenzel facettenreich und vielseitig interpretiert.

Wer wird sich durchsetzen? „Haben Sie schon geerbt oder reden sie noch miteinander?“, fragt das Stück. Es ist sehr lohnenswert, sich dieses lokale Theater-Highlight zu gönnen. Nie war die Kritik und Fremdschämen lustiger, geistreicher und unterhaltsamer. Die nächste Aufführung am Samstag, 26. November, um 20.00 Uhr im Gasthaus Zagelmeyer in Neudorf ist noch nicht ausverkauft. Es lohnt sich.
 

 

Keine Kommentare