Viele Visionen für Weißenburg

23.7.2016, 06:16 Uhr
Viele Visionen für Weißenburg

© Grafik: Geoplan

Konrad Bender, der Kämmerer der Stadt Weißenburg, dürfte ein wenig blass um die Nase geworden sein beim Blättern in dem 73 Seiten starken Konvolut der Wünschbarkeiten. Es finden sich dort Projekte im Investitionsvolumen von vermutlich mehreren Hundert Millionen Euro. Und das in einem Moment, in dem die Stadt bis über beide Ohren in der Abwicklung baulicher Großprojekte steckt und die Verschuldung auf dem Weg nach oben ist.
„Da sind sehr große Maßnahmen dabei, die sicher nicht in einem Wurf realisiert werden“, beruhigt Reinhard Hutzelmann vom Institut Geoplan im Gespräch mit unserer Zeitung. „Das sind Visionen, die wir hier präsentieren, damit Sie eine Vorstellung bekommen, wie Weißenburg sich ent­wickeln könnte.“ Eine Art Ideensammlung für die Zukunft also auf erstaunlich konkretem Niveau. Die Vorschläge reichen von kleineren Hinweisen – erweiterten Öffnungszeiten in der Innenstadt (keine Mittagspause mehr) oder Einrichtung eines betrieblichen Busverkehrs vom Bahnhof ins Industriegebiet – über mittelschwere Bauvorhaben (Parkhaus hinter dem Kronprinzen) bis hin zu Großprojekten mit Visionscharakter.

Zu denen zählen der Umbau des Schulviertels zu einem naturnahen Campusgelände mit Freizeiteinrichtungen und ohne Durchgangsverkehr (Sperrung der Hagenau), die Schaffung eines Bahnhofsparks mit erheblich veränderter Straßenführung und die Einrichtung eines Rezatparks, der sich von der Rezataue bis zur Silbermühle westlich an Weißenburg vorbeizieht.
Innerhalb der nächsten zwei Wochen veröffentlicht die Stadt das komplette Konzept im Netz, und die Bürger haben die Gelegenheit, sich zu den Ideen zu äußern. Voraussichtlich im Oktober oder im November wird sich der Stadtrat grundlegende mit ISEK beschäftigen, stellte Stadtbaumeister Thomas Schwarz fest. Die Sitzung könnte einen ersten Fingerzeig liefern, welche der zahlreichen Projekte in der Stadtpolitik auf Sympathie stoßen. „Es ist Sache des Stadtrats, zu entscheiden, was aufgegriffen wird und was nicht“, betonte Weißenburgs Oberbürgermeister Jürgen Schröppel (SPD).

Einen Automatismus gibt es jedenfalls nicht. Dass die Visionen nun im Jahrestakt umgesetzt werden, davon muss man nicht ausgehen. Am Abend der Präsentation zeigte sich bereits eine gewisse freundliche Zurückhaltung im Umfeld der Stadtpolitik. Man sah sich die Vorschläge gerne an, fand sie auch ganz elegant, aber über die Umsetzung wollte man einstweilen nicht reden.
Unabhängig von den Einzelvorschlägen macht das Konzept auch konkrete Aussagen zur baulichen Entwicklung der Stadt. Zum einen steht die Nachverdichtung auf den Industriebrachen rund um den Altstadtring an, die bereits in vollem Gange ist. Zum anderen sieht man die Zukunft der Stadt im Weißenburger Westen. Dort entwickelt sich das neue Gewerbegebiet, dort soll eines Tages die Westtangente um die Stadt herumführen, und dort sollen auch neue Wohngebiete geschaffen werden.

Der Weißenburger Westen wird in den kommenden Jahren an Bedeutung für die Stadt gewinnen. Und damit wohl auch für die Ortsteile Emetzheim und Holzingen, die durch die neue Nähe zu einem sich entwickelnden Stadtteil attraktiver werden. Die Planer gehen davon aus, dass Weißenburg – trotz der demografischen Entwicklung – in den kommenden Jahren moderat wachsen wird. „Die Stadt habe in allen Bereichen eine hohe Qualität vorzuweisen“, lobte Hutzelmann und sprach von einem „sehr gut etablierten Wirtschaftsstandort“.
Das Entwicklungskonzept ist das Ergebnis einer rund eineinhalbjährigen Arbeit. Die Fachplaner sprachen mit Bürgern, mit der Verwaltung, mit Handel, Industrie, Wirtschaft, Kultur, Gastronomie und vielen weiteren Interessenvertretern. Sie spazierten durch die Stadt, fuhren in die Dörfer, unternahmen Exkursionen in andere Städte und erfuhren so, wo in Weißenburg der Schuh drückt. In Zusammenarbeit mit der Lenkungsgruppe, in der auch Stadträte saßen, entwickelten sie mit ihrer fachlichen Expertise Ansätze, wie sich die Stadt weiterent­wi­ckeln soll, wo sie handeln muss, wo sie handeln sollte und was die Potenziale für die Zukunft sind.

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