Weißenburg: Ein ganzer Jahrgang in Corona-Quarantäne

23.10.2020, 05:37 Uhr
Weißenburg: Ein ganzer Jahrgang in Corona-Quarantäne

© Foto: Robert Renner

"Ich mag mir gar nicht vorstellen, dass das vermutlich nicht das erste und letzte Mal in diesem Schuljahr ist", sagte gestern kurz vor Mittag Schulleiter Wolfgang Vorliczky unserer Zeitung. Der Oberstudiendirektor geht momentan, seitdem die Coronazahlen wieder ansteigen, mit gemischten Gefühlen in die Schule, weil er nicht weiß, was der Tag so alles bringt und weil es derzeit eben überhaupt keine Planungssicherheit gibt.

Den Schlaf wolle er sich dennoch nicht rauben lassen, sondern das Beste aus der Situation machen und schauen, dass trotz der Schwierigkeiten, die Corona mit sich bringt, der Unterricht an Weißenburgs größter Schule möglichst reibungslos weiterlaufen kann.

Für die komplette Q11 bedeutet das seit gestern wieder Online-Unterricht zu Hause. Dafür seien sowohl die Schüler als auch die Lehrer besser vorbereitet, als noch beim ersten Lockdown im Frühjahr. Vorliczky geht davon aus, dass die Elftklässler auch daheim vor ihren Monitoren gut unterrichtet werden können.

Dennoch werde der Online-Unterricht nie ganz den Präsenzunterricht ersetzen können, glaubt der Pädagoge: "Unterricht lebt ja immer auch von der Interaktion mit dem Lehrer, und die ist im Distanzunterricht so einfach nicht möglich."

Auch 13 Lehrkräfte sind in Quarantäne

Weil die positiv auf Covid-19 getesteten Schüler auch Kontakt zu insgesamt 13 Lehrerinnen und Lehrern hatten, wurden auch die Pädagogen in Quarantäne geschickt und unterrichten ebenfalls online von zu Hause. Das Weißenburger Gesundheitsamt geht davon aus, dass die Infektionen außerhalb der Schule erworben wurden und der Infektionsherd nicht in der Schule war.

Alle Kontaktpersonen befinden sich für 14 Tage ab dem Tag des letzten Kontaktes in Quarantäne und werden bezüglich der weiteren Maßnahmen vom Gesundheitsamt kontaktiert. "Das Gesundheitsamt hat sehr schnell reagiert und noch am Mittwoch alle Kontaktpersonen der beiden infizierten Schüler angerufen", lobt Vorliczky die Behörde.

Der Schulleiter weiß, dass er und sein gesamtes Kollegium noch eine schwere Zeit vor sich haben, in der es vor allem auf ihre psychologischen Fähigkeiten ankommen wird. "Wir müssen vor allem die Schüler der Q12, die im Frühjahr Abitur schreiben, beruhigen, weil viele Ängste und Sorgen haben." Angst, dass sie aufgrund des ausgefallenen Unterrichts und des Lockdowns Nachteile bei den Abiturprüfungen haben könnten.

Vorliczky hofft deshalb, dass auch diejenigen Lehrer, die die Prüfungsaufgaben stellen und auswählen, ein Einsehen haben und keine "Orchideen-Aufgaben" wählen, die dem Coronajahrgang 2020/2021 zum Verhängnis werden könnten.

Schullandheim und Skikurs fallen aus

Dem Schulleiter des Werner-von-Siemens-Gymnasiums tun aber auch die Fünftklässler leid, die auf ihren sonst üblichen Schullandheim-Aufenthalt verzichten mussten.

"Das ist jammerschade", sagt Vorliczky, der weiß, dass man sich Jahrzehnte nach seinem Abitur an viele Dinge aus dem Unterricht nicht mehr erinnern kann, der Skikurs und das Schullandheim aber für alle Ewigkeit im Gedächtnis bleiben: "Die Aktivitäten neben dem Unterricht, das gemeinsame Erleben, die machen Schule doch auch erst aus."

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