Weißenburg hat jetzt ein Baumkataster

17.1.2019, 07:53 Uhr
Weißenburg hat jetzt ein Baumkataster

© Robert Maurer

In der Vergangenheit hat es schon so manches Mal massiven Ärger gegeben, wenn die Stadt Bäume hat fällen oder zurückschneiden lassen. Mancher Bürger argwöhnt gar, das sei die Lieblingsbeschäftigung der städtischen Gärtner. Und Aktionen wie im Birkenweg, als mehr Bäume gefällt wurden, als vorgesehen waren, befeuern solche Meinungen natürlich. Deshalb hat OB Schröppel diesmal die Flucht nach vorne angetreten und hat im Vorfeld über die bevorstehenden Fäll- und Schnittarbeiten informiert.

Gefällt werden vier Bäume im Bereich des Seeweihers und der Mittelschule sowie einer an der Gaststätte „Zum Torwart“. Meistbietend handelt es sich um Winterlinden, die etwa 100 Jahre alt sind und einen Stammdurchmesser von etwa 75 Zentimetern ha­ben. Aber auch eine deutlich jüngere Rotbuche (an der Schule) ist auf der Liste. Kronenschnitte bekommen zwei Bäume in der Holzgasse, drei am Wülzburghang, die Ulme am Kehler Weg und ein Ahorn in der Bismarck­anlage. Auch der Bund Naturschutz (BN) sei eingebunden und städtische Mitarbeiter seien mit BN-Vertretern die kritischen Bäume abgefahren, berichtete Birkhan.

Die Arbeiten sollen noch im Januar erfolgen, sobald die Gärtner die Baumfällmaßnahmen im Schulzentrum abgeschlossen haben. Auch dort müssen Bäume weichen, um Platz für die neue Vierfachturnhalle zu schaffen (wir berichteten).

In den vergangenen Wochen hat die Stadtgärtnerei ein Baumkataster erstellt. Dort wurde jeder Baum samt GPS-Koordinaten und einer kurzen Zustandsbeschreibung erfasst. Auffällige Bäume wurden nochmals genauer begutachtet. Herausgekommen ist die Liste mit den eingangs geschilderten Maßnahmen. Bei rund 600 Bäumen im Gebiet der Kernstadt, findet OB Schröppel, könne man bei fünf Fällungen nicht von übertriebenem Aktionismus sprechen. „Das ist weniger als ein Prozent. Man kann also sicher nicht von einem Radikalschlag sprechen.“

Außerdem hätte das jüngste Unwetter an Heiligabend gezeigt, dass ein umstürzender Baum eben keine theoretische Drohkulisse ist. Sieben Bäume knickten An den Sommerkellern im Sturm einfach um. Und die hatten noch nicht einmal Anzeichen gezeigt, dass sie angeschlagen gewesen wären. Insofern müsse man einfach den „haftungsrechtlichen Hintergrund“ beachten, gab der Rathauschef zu bedenken. Zumal die Meteorologen davor warnen, dass Naturphänomene wie extreme Windhosen auch in Deutschland immer häufiger auftreten werden. Bedingt durch den Klimawandel. Auch ein solches Phänomen hat Weißenburg schon einmal heimgesucht. Vor einigen Jahren fegte ein tornadoähnlicher Sturm über Niederhofen.

Zweimal im Jahr

Das Baumkataster soll in den nächs­ten Monaten auf die Weißenburger Ortsteile ausgeweitet werden, erklärten Schröppel und Birkhan. Künftig sollen dann alle Bäume im Stadtgebiet zweimal im Jahr in Augenschein genommen werden, um stets einen aktuellen Überblick zu haben. Der OB: „Das ist jetzt einmal viel Aufwand, um alle Bäume zu erfassen, aber dafür können wir künftig dokumentieren, wann und wo irgendwelche Auffälligkeiten festzustellen waren.“

Allerdings warnte Stadtgärtner Johannes Birkhan schon einmal vor, dass in den nächsten Jahren durchaus mehr Fällungen anstehen könnten. „Wir ha­ben etliche Lindenalleen im Stadtgebiet, die alle etwa vor 80 Jahren gepflanzt wurden.“ Diese Bäume näherten sich langsam ihrem Lebensende, zumal sie ja im Stressbereich direkt neben Straßen stehen.

Schröppel nutzte die Gelegenheit, um darauf hinzuweisen, dass aus seiner Sicht die Klagen über zu wenig Grün in Weißenburg nicht berechtigt sind. Abgesehen davon, dass man von jedem Ort in der Stadt binnen weniger Minuten mitten im Stadtwald stehe, sehe er „kein Defizit an Grün im Umgriff der Altstadt“. Es gebe etliche Spazierwege, und sogar am Bahnhof seien zwei Bäume gepflanzt worden, ergänzte Birkhan. Der OB verwies auf die frisch angelegte Allee an der alten B 2 bei Dettenheim. „Das wird in ein paar Jahren wunderschön sein.“ Und selbstverständlich würden überall, wo Bäume tatsächlich gefällt werden müssen, Nachpflanzungen erfolgen.

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