Weißenburg ist um ein Schmuckstück reicher

19.12.2020, 05:11 Uhr
Weißenburg ist um ein Schmuckstück reicher

© Foto: Robert Renner

Es ruht auf einem massiven, drei Tonnen schweren regionalen Naturstein, der passgenau von der Weißenburger Firma Kittsteiner als Sockel gefertigt wurde. Diesen, vor allem aber das Modell, bewunderten die Gäste der Enthüllung, zu denen auch städtische Mitarbeiter aus den Museen und der Touristik sowie Steinmetzmeister Michael Kittsteiner zählten.

Er hatte in den vergangenen Wochen beim Anpassen des Sockels mehrfach Gelegenheit, das Modell genauer in Augenschein zu nehmen, und meinte begeistert: "Da wurde sehr detailgetreu gearbeitet." Entstanden ist es in der Werkstatt von Felix Broerken im nordrhein-westfälischen Welver.

"Er ist ein absoluter Topmann", lobte auch OB Schröppel. Broerkens Bronzemodelle finden sich in vielen deutschen Städten, beispielsweise in Hersbruck, Landsberg am Lech, Nördlingen oder Neumarkt in der Oberpfalz. Auf der Referenzliste des Künstlers stehen über 110 Städte, darunter nun auch Weißenburg.

Mit großem Aufwand entstanden

Vom Stadtrat wurde der Ankauf im Januar 2019 beschlossen. Von der Auftragsvergabe über die Fertigung bis hin zum Aufstellen vergingen also fast zwei Jahre. Kein Wunder, hatte Broerken doch großen Aufwand betrieben. Er war zu Fuß in der Altstadt unterwegs, fertigte Skizzen und Fotos und machte Aufnahmen mit einer Luftbilddrohne. Es folgte das aufwendige handwerkliche Verarbeiten der vielen Detailinformationen, bis schließlich das Modell im Maßstab 1:500 gegossen werden konnte.

Gekostet hat die Bronzeplastik inklusive des Natursteinsockels rund 40 000 Euro. "Besonders charmant ist, dass wir das nicht mit städtischen Haushaltsmitteln finanzieren mussten", freute sich der OB. Denn das Altstadtmodell wurde über ein Vermächtnis bezahlt. "Die Verwendung ist sicher im Sinne der Verstorbenen", sagte Schröppel und befand: "Das ist wirklich eine Bereicherung für unsere Stadt."

Er dankte Naturstein Kittsteiner für die solide Handwerksarbeit am Sockel. Der wurde Steinmetzmeister Kittsteiner zufolge mit einer Bandsäge grob in der Form des Modells aus einem Steinquader herausgesägt. Hernach ging es ans handwerkliche Schleifen, bis das Material glatt und optisch ansprechend wirkte.

Orientierung für Sehbehinderte

Das Besondere an der Plastik: Sie kann auch Blinden und sehbehinderten Menschen als Tastmodell zur Orientierung dienen. Am Rand wurde zusätzlich eine Beschriftung in Blindenschrift aufgebracht. Und auch vom Rollstuhl aus ist das Modell gut zu ertasten. Fährt man seitlich daneben, ist das gesamte Relief mit einer Armlänge zu erreichen, erläuterte der OB.

Auf der Internetseite von Felix Broerken heißt es: "Wenn die blinden Mitbürger auf Fingerkuppen ihre Stadt ertasten, in der sie lange leben, aber die sie nie begreifen konnten, dann ist es jedes Mal wieder ein bewegender Moment."

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