Weißenburger beim Franken-Tatort mit dabei

6.1.2018, 06:03 Uhr
Weißenburger beim Franken-Tatort mit dabei

© Privat

Andreas Scharrer ist seit fast dreieinhalb Jahren bei der Zukunftsinitiative Altmühlfranken als Regionalmanager angestellt. In seiner Freizeit singt und tanzt der Schwabacher gerne und spielt in der Nürnberger Laien-Musicalgruppe „ACT-Center“ mit. Von daher hatte der studierte Diplom-Geograf gute Voraussetzungen, um eine Rolle als Statist zu er­gattern.

Der 47-Jährige hatte in den Nürnberger Nachrichten und im Internet gelesen, dass der Bayerische Rundfunk für den vierten Franken-Tatort, der den grammatikalisch falschen Titel „Ich töte niemand“ trägt, noch Statis­ten sucht. Kollege Felix Oeder schoss zwei Fotos, eine Porträt und eine Ganzkörperaufnahme, die Scharrer samt dem ausgefüllten digitalen Fragebogen nach Nürnberg schickte, und so wurde er dann ein paar Tage später im August zum Casting in den Südwestpark nach Nürnberg eingeladen.

Ob ihm seine langen Haare zum Erfolg verholfen haben? Scharrer kann das nicht so genau sagen, hat aber die Vermutung, dass der zweite Regieas­sistent Tibor Baumann Wert darauf legt, ein Team auf die Beine zu stellen, das auch möglichst authentisch wirkt. Baumann ließ Scharrer beim Casting sogar einen kleinen Text sprechen. Als der Statist aus dem Wohnhaus kommt, in dem er einige Leichen gefunden hat, sollte er auf die fiktive Frage des Kommissars „Und?“ folgenden Satz sagen: „Na, sowie’s riecht, scho’ zwaa Wochen . . .“

SEK mit echten Waffen

Zehn Tage nach dem Casting erhielt Scharrer dann eine E-Mail, dass er genommen wird und wurde für den ers­ten von insgesamt sechs Drehtagen eingeladen, die allesamt auf dem ehemaligen Quelle-Areal abgedreht wurden. Eine Szene wird dem Laienschauspieler wohl für immer in Erinnerung bleiben: der Moment, als der Kollege der Spurensicherung hinter dem SEK das Gebäude stürmen sollte. Was Scharrer beeindruckte: „Das Son­dereinsatzkommando und die Waffen waren echt, nur nicht geladen, irgendwie skurril. Scharrer und die anderen Statisten hatten lediglich eine kurze Einweisung bekommen, wie sie sich verhalten sollten.

Neben seinen kurzen Einsätzen musste der Schwabacher viel Geduld mitbringen: „90 Prozent verbrachten wir in etwa mit Warten, Essen und Trinken. Nur fünf Prozent der Zeit mussten wir wirklich aktiv etwas machen.“ Dennoch hat der Laienschauspieler Blut geleckt und würde sich wünschen, dass er noch öfter bei Drehs mitwirken darf: „Es hat mir viel Spaß gemacht und war beeindru­ckend, welche logistische Leistung und wie viel Aufwand hinter so einem Dreh stecken.“ Immerhin ist Scharrer jetzt in der Kartei der Produktionsfirma verzeichnet und darf vielleicht eines Tages mal wieder an einem Film mitwirken. Dann allerdings würde sich der in Weißenburg arbeitende Schwabacher aber zumindest eine kleine Sprechrolle wünschen. Aber auch so freut er sich schon jetzt auf die Ausstrahlung des vierten Franken-Tatort: „Ich bin gespannt, wie oft ich dann wirklich zu sehen bin . . .“

Eine Frage, die auch für Emmi Thürmer bis April spannend bleibt, wenn der vierte Franken-Tatort ge-sendet werden soll. Der 49-jährige Lehrer, der an der Weißenburger FOS Deutsch und Geschichte unterrichtet, ist seit Langem ein eingefleischter Tatort-Fan und hat sich schon seit vielen Jahren für einen fränkischen Tat­ort eingesetzt. Unter anderem setzte er sich bei einer Online-Petition und auf einer Facebook-Seite für den fränkischen Tatort ein, bei dem er schon immer mal als Komparse mitspielen wollte. „Einfach mal kurz durchs Bild laufen, das war mein Traum“, verrät Thürmer, der von seinen Schülern erfahren hatte, dass für den ersten Franken-Tatort tatsächlich noch Statisten gesucht werden.

Prompt bewarb er sich, schickte zwei Fotos zum BR und wurde kurze Zeit später eingeladen. Gleich beim ersten Franken-Tatort durfte er an insgesamt drei Drehtagen als stummer Kripo-Beamter mitspielen – sein Traum wurde wahr. Weil Thürmer seitdem in der Kartei der Produktionsfirma verzeichnet ist, durfte er auch bei der Aufzeichnung der vierten Ausgabe dabei sein. „Auch die Sta­tisten sollen ja möglichst immer die gleichen sein“, erklärt der gebürtige Nürnberger, der stets komplett schwarz gekleidet ist. Seinen Stil wollte er selbst für den Tatort nicht aufgeben: „Wenn ich etwas anderes hätte anziehen müssen, dann hätte ich lieber gar nicht mitgespielt.“ Doch auch Regieassistent Tibor Baumann fand Thürmers Klamotten cool und arrangierte ihn als Komparsen.

Eingefleischter Tatort-Fan

Weißenburger beim Franken-Tatort mit dabei

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„Du hättest ja eigentlich auch einen schmierigen Barkeeper spielen können“, zieht ihn seine Frau Alex gerne auf. Thürmer ist ein Typ, der sich nicht so gerne verbiegen lässt und in seiner Freizeit als DJ „Pulp Country“ in der Mata Hari Bar in Nürnberg 50er-Jahre-Musik auflegt und sogar schon zwei eigene Alben herausgebracht hat. Die Musik und das Schauspielern sollen aber Hobbys bleiben. Eine Karriere strebt der passionierte Lehrer nicht an: „Die Hauptdarsteller waren zwar alle total nett am Set zu uns und der Egersdörfer ist die coolste Socke, ich bin aber wirklich gerne Lehrer.“

Vor allem das stundenlange Warten zwischen den Szenen kann Thürmer zufolge ganz schön nervtötend sein. Dennoch ist er stolz, dass er bereits in zwei Folgen des Franken-Tatort mitspielen durfte: „Mir ging es schließlich nur um den Kult und um einen kleinen Gag!“   

 

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