Weißenburger Naturfreunde feierten mit einem Bergahorn

22.10.2019, 11:42 Uhr
Weißenburger Naturfreunde feierten mit einem Bergahorn

© Foto: Jürgen Leykamm

Das regnerische Wetter zum Festakt war dabei für beides bezeichnend: Dafür, dass die Ortsgruppe derzeit mit Mitgliedermangel und mehr zu kämpfen hat – und dafür, dass die Naturverbundenen sich nicht unterkriegen lassen.

Er hoffe, dass die Veranstaltungen im Jubeljahr für neue Impulse und vielleicht wieder für einen Aufwärtstrend sorge, sagte Oberbürgermeister Jürgen Schröppel. Gerade in Zeiten, in denen Klima- und Naturschutz größte Bedeutung hätten, sei dies doch sehr zu wünschen.

Der OB selbst sorgte mit einem Umschlag für eine solche Stimulans, denn im Inneren befanden sich "für jedes Jahr des Bestehens zehn Euro", wie er verriet. Landrat Gerhard Wägemann stellte sich in seinen Worten deutlich hinter dem Grundsatz der weltweiten Bewegung, der da lautet: "Natur muss für alle da sein." Nicht ohne Grund sei man mittelfrankenweit der einzige Landkreis, der ein eigenes Natur- und Umweltprogramm ins Leben gerufen habe. Auch von Wägemann gab es ein Kuvert.

Weißenburger Naturfreunde feierten mit einem Bergahorn

© Foto: Jürgen Leykamm

Überraschend deutlich riss Christian Schwarzkopf als Landesvorsitzender der "NaturFreunde" eine alte Wunde wieder auf. Diese hätten sich einst formiert, weil sie bei den Alpenvereinen nicht aufgenommen worden seien. Heute aber seien beide Organisationen "längst Freunde". Doch Schwarzkopf legte noch einmal nach. In den Anfangszeiten hätten die Großgrundbesitzer sogar auf die "NaturFreunde" geschossen, machte er darauf aufmerksam, wie der bereits erwähnte Grundsatz einst alles andere als selbstverständlich war. Als Geschenk hatte der Landeschef einen Sonnenschirm dabei, dem aktuellen Wetter zum Trotz.

Seitens des Bezirksverbands überbrachte dessen Vorsitzender Gerhard Teufel die besten Glückwünsche. Ebenso eine kleine Spitze hatte Herrmann Schmidt als Leiter der Treuchtlinger "NaturFreunde" dabei, der eine kleine Gießkanne überbrachte. Auf dass der Bergahorn immer genügen Wasser bekomme, "egal ob aus Weißenburg oder Treuchtlingen."

Über die Worte Schwarzkopfs "erstaunt" zeigte sich der Chef der Weißenburger Sektion des Deutschen Alpenvereins, Dieter Wirth, dem die gleiche Geschenkidee gekommen war. Andi Schlosser von der Naturfreunde-Jugend im Landesverband gratulierte ebenso.

Weißenburgs Vorsitzender Markus Patzig ließ die Geschichte noch einmal Revue passieren. Die Idee zum Gesamtverband sei 1895 in Wien geboren mit dem Ziel, der "malochenden Arbeiterschaft" aus den Städten Erholung in der Natur zu ermöglichen. 1919 habe sich die Ortsgruppe Weißenburg mit zwölf Gründungsmitgliedern formiert. Sechs Jahre später feierte man bereits die Einweihung des Naturfreundehauses auf dem Rohrberg.

Das Nazi-Regime bereitete der Gruppe ein nur vorübergehendes Ende – schon 1946 hieß es, die Neugründung zu feiern. Es begannen "arbeitsreiche, aber glänzende Jahre", blickte Patzig zurück. Geprägt durch zahlreiche Bau- und Erweiterungsmaßnahmen des Gebäudes. Darüber hinaus wurden ein Spielplatz, ein Trimm-Dich- sowie ein Vogellehrpfad angelegt.

Probleme mit dem Rohrberghaus

In der goldenen Ära habe man teils über 300 Mitglieder verbuchen können, betonte der Vorsitzende. Wasser- und abwasserrechtliche Gründe verhinderten allerdings in den 1990er-Jahren eine entscheidende Erweiterungsmaßnahme – mit verheerenden Folgen: das Jugendherbergswerk kündigte die Mitgliedschaft. Das Haus am Rohrberg wurde immer mehr zur Ausflugsgaststätte. Auch die Nutzung des Rohrbergbrunnens stand bald zur Disposition.

Kaum war dies Problem gelöst, stand schon das nächste an: Das Klärsystem war nicht mehr genehmigungsfähig. Die Installation einer Druckleitung schaffte hier Abhilfe. Nun waren also die Voraussetzungen für die erhoffte Erweiterung geschaffen, doch dann fehlte es an finanziellen Mitteln und personeller Schlagkraft. So begnügte man sich mit der Renovierung der Sanitäranlagen, weitere Investitionen stehen an.

Bei verringerter Manpower, denn der Mitgliederstand beträgt derzeit nur noch 120 – bei hoher Altersstruktur. So lässt sich laut Patzig vieles nicht mehr schultern, wie etwa das beliebte Bergfest. 2018 wurde auch die Beteiligung am Weißenburger Kirchweihzug eingestellt. Es gäbe zwar Bemühungen um die Gewinnung neuer Mitglieder, doch insgesamt böte derzeit der Blick nach vorne "wenig Grund zum Enthusiasmus." Dabei seien die von den Naturfreunden vertretenen Werte heutzutage wieder äußerst aktuell.

Mit dem klassischen Ruf "Berg frei!" beendete Patzig seine Festrede, und die Ehrengäste konnten zum Spaten greifen. Dafür, dass bei der Baumpflanzung alles fachgerecht vonstatten ging, sorgten die Landschaftsgärtner Michael Gerstner und Werner Kojan sowie Johannes Birkhan als Chef der Stadtgärtnerei. Stimmungsvoll begleitet wurden Pflanzaktion und Festakt durch die Jagdhornbläsergruppe der Jägervereinigung Weißenburg.

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