Weißenburgs OB will eine dritte Amtszeit

8.3.2020, 13:33 Uhr
Weißenburgs OB will eine dritte Amtszeit

© Foto: Robert Renner

Und er erzählt, dass sein Widersacher danach zu ihm gesagt habe, das habe ihm gefallen. Denn es zeige, dass Schröppel immer noch für seinen Job brenne.

Seit zwölf Jahren steht der Sozialdemokrat an der Spitze Weißenburgs und er will die nächsten sechs Jahre auch Oberbürgermeister bleiben. Das Amt mache ihm Spaß, er habe immer noch Tatendrang. "Es ist ja nicht so, dass ich amtsmüde bin", sagt er. Im Wahlkampf habe er zwar längere Zeit die Aussagen der Mitbewerber unkommentiert gelassen. Zum Ende hin habe er aber mit seinem Vorschlag zur Aufwertung des östlichen Altstadteingangs seinen Gestaltungswillen zeigen wollen.

Kritik, er habe damit kurz vor der Wahl die Stadtverwaltung für sich instrumentalisiert, weist er als "scheinheilig" zurück. Da werde mit zweierlei Maß gemessen, meint er. Wenn Markus Söder kurz vor der Landtagswahl Pläne präsentiere, wie das Raumfahrtprogramm "Bavaria One", dann habe der Ministerpräsident das auch "nicht mit seiner Frau daheim auf dem Sofa entwickelt", sondern es sei in den zuständigen Ministerien erarbeitet worden. Und Schröppel schaltet sogar in den Angriffsmodus: "Wenn man inhaltlich nichts zu bieten hat, macht man halt auf Formalismus."

Ansonsten will der gebürtige Nördlinger mit seiner Bilanz der vergangenen zwölf Jahre die Wähler überzeugen. "Die kann sich sehen lassen", befindet der 57-Jährige und erinnert an einige Großprojekte: Neubau der Mittelschule, Generalsanierung des Römermuseums, Gewerbegebiet West II und Rückkauf des Bahnhofs durch die Stadt samt dessen Sanierung und Umnutzung. In seiner Amtszeit wurden aber auch die Sozialarbeit an den Schulen begonnen, der Seniorenbeirat eingerichtet, der Gestaltungsbeirat für Bauprojekte installiert, die Friedhöfe saniert, die Kunst-Schranne eingerichtet samt Weißenburger Kunstpreis und Weißenburger Kunsttagen, der Wochenmarkt außerhalb der Wintermonate auf den Marktplatz verlegt und nicht zuletzt die Kindertagesstätten ausgebaut.

Beispielsweise sei "die Zahl der Krippenplätze um 100 Prozent gestiegen" und überhaupt sei die Stadt bei der Kinderbetreuung breit aufgestellt, biete kirchliche und private Träger, habe einen Wald- und einen Montessori-Kindergarten. Die Stadt selbst betreibt zehn Einrichtungen, so viele wie kaum eine andere vergleichbare Stadt.

Weiter sind in der Bilanz zu nennen: die Ansiedlung des Kunststoffcampus Bayern in Kooperation mit dem Landkreis sowie den Fachhochschulen Ansbach und Deggendorf, das neue Empfangsgebäude an den Römischen Thermen, der erste Bauabschnitt der noch von seinem Vorgänger initiierten Westtangente und Beschluss des zweiten Bauabschnitts und die Bebauung der Brachflächen auf dem Bender- sowie dem Aurnhammer + Benedict-Gelände und dem Neulinger-Areal durch Investoren.

Auch mit der wirtschaftlichen Entwicklung Weißenburgs ist Schröppel zufrieden und verweist auf den Zuwachs von 2600 sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätzen in den vergangenen zehn Jahren, die "sehr erfreuliche Arbeitslosenquote" von drei Prozent, den höchsten Bevölkerungsstand von rund 18 500 Einwohnern, die daraus resultierende hohe Einkommensteuerbeteiligung und die Gewerbesteuereinnahmen von in den vergangenen Jahren durchschnittlich 12,33 Millionen Euro. "Und trotz unserer hohen Investitionen in Großprojekte, sind wir finanziell gut unterwegs", befindet der OB.

Nicht zu vergessen ist der laufende Neubau der Vierfachsporthalle. Daran zeigt sich auch Schröppels Politikverständnis. Nach langen Diskussionen hatte es eine knappe Mehrheit für eine Variante mit Mehrzwecknutzung gegeben. Der OB hätte an dieser festhalten können, das aber wollte er nicht. "Bei jedem Beschluss, egal ob es um die Fassade gegangen wäre oder die Fußbodenfarbe, hätte es wieder Kampfabstimmungen gegeben", ist er überzeugt.

Das aber wäre dem Klima im Stadtrat nicht zuträglich gewesen. Daher hat er lieber einen Kompromiss gesucht, der von einer breiten Mehrheit getragen wird. "Es geht nicht darum, dem politischen Gegner möglichst viele Niederlagen zuzufügen, sondern einen Konsens zu finden", erklärt er seinen Politikstil. Bei der Sporthalle sei dies "ein mühsamer Weg" gewesen. Doch der 57-Jährige ist sich sicher: "Das war es wert."

Schlechte Kommunikation?

Seine Gegner sehen das anders: Er fahre einen Zickzackkurs und er lasse gerne mal Mitarbeiter im Regen stehen. Andere sagen, er wirke hölzern, wieder andere, er sei abgehoben und arrogant. Vor allem aber wird ihm von der politischen Gegenseite vorgehalten, schlecht zu kommunizieren, mit dem Stadtrat vor allem, aber auch mit Bürgern und Unternehmern.

Schröppel sieht "keine Anknüpfungspunkte für diese Kritik und führt sein Vorgehen beim geplanten Baugebiet "Wohnen zur Rezat" an. Vorab habe er alle Grundstückseigentümer und Anlieger bei einem Treffen informiert, damit alle den gleichen Kenntnisstand hätten. Er habe die Bürgersprechstunden eingeführt und die Ortsteilbürgerversammlungen wiederaufgenommen und er zeige stete Präsenz gerade auch in den Ortsteilen bei Feuerwehrversammlungen und Kirchweihen oder durch Schirmherrschaft bei Vereinsjubiläen und ähnlichen Veranstaltungen.

Das hat freilich zur Folge, dass er ein dickes Programm als OB zu bewältigen hat, über das er sich aber auch nicht beklagt. "Wer in dieses Amt geht, weiß, was auf ihn zukommt", sagt er. Trotzdem zeigen sich über die Jahre körperliche Verschleißerscheinungen. Die versucht er mit Radfahren zu kompensieren. Das tue ihm gut, sagt Schröppel. Spaß hat er aber auch beim Schafkopfen. Und den Sonntagnachmittag versucht er nach Möglichkeit für sich und seine Familie freizuhalten.

Mit seiner Frau Doris ist er seit fast 35 Jahren verheiratet. Sie ist ebenfalls gebürtige Nördlingerin und gelernte Industriekauffrau. Das Paar kennt sich seit der Schulzeit und hat zwei erwachsene Kinder. Die Familie kam 1994 aus Kempten, wo Schröppel als Richter und Staatsanwalt tätig war, nach Weißenburg. Hier arbeitete er zunächst als Amtsrichter.

Als er erstmals 2002 gegen den damaligen Amtsinhaber Reinhard Schwirzer antrat, hatte er gesagt, er habe "einen langen Atem". Den will er nun beweisen und noch einige Projekte umsetzen. Er nennt den kommunalen Wohnungsbau und freut sich, dass Weißenburg in diesem Bereich von der Regierung von Mittelfranken stets als vorbildlich gelobt wird. Eine Mammutaufgabe werde das digitale Rathaus, damit die Bürger "vom Standes- bis zum Einwohnermeldeamt alles online erledigen können".

Ferner gebe es Hochbauprojekte wie die Sanierung des Kronprinzen und des Progymnasiums sowie das neue Parkhaus an der Jahnstraße. Der zweite Bauabschnitt der Westtangente müsse gebaut werden. Der habe ja als ein Hauptziel, die Innenstadt vom Verkehr zu entlasten.

Nicht zu vergessen seien die Dorferneuerungen in Dettenheim und Oberhochstatt. Dabei stünden "Millioneninvestitionen" an. Sind die abgearbeitet, muss Schröppel bei Ortsteilveranstaltungen dann wohl auch nicht mehr lauter werden.

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