Wenn Schüler wählen: eine Grünen-Mehrheit im Weißenburger Stadtrat

20.3.2020, 12:04 Uhr
Wenn Schüler wählen: eine Grünen-Mehrheit im Weißenburger Stadtrat

© Foto: Robert Renner

Wie schon bei vorangegangenen Wahlen wurden am Werner-von-Siemens-Gymnasium Schüler, die offiziell noch nicht wählen dürfen, an die Urnen gerufen – noch bevor alle Schulen dichtgemacht wurden. Junior-Wahl nannte sich dies bisher, weil es bei Landtags-, Bundestags- und Europawahlen über die entsprechende Organisation abgewickelt wurde. Bei der Kommunalwahl nun stellte die Schule die Aktion selbst auf die Beine, was einen erheblichen Aufwand mit sich brachte.

Zu allem Überfluss fielen kurz vor der Wahl auch noch alle schuleigenen Kopierer aus, sodass Hilfe von außen nötig war. Die Stimmzettel wurden dann mit Unterstützung des Elternbeirats eilends bei Braun & Elbel in Weißenburg gedruckt.

Ansonsten galt es unter der Leitung von Studienrätin Judith Raab, der Fachkoordinatorin für Sozialkunde, und Studienrat Sebastian Birner ein Wahllokal einzurichten, Wahlbenachrichtigungen an die 370 Schüler der neunten bis zwölften Klasse zu verteilen, die Auszählung samt Wahlhelfern zu organisieren und vieles mehr. Viel Unterstützung erfuhr Raab dabei von Joachim Heinlein, dem städtischen Wahlleiter, dem sie dafür ausdrücklich dankt.

Klassenweise gingen die Schüler dann ins Wahllokal, wo die Stimmabgabe nach den gleichen Regeln wie bei offiziellen Wahl ablief - inklusive Kumulieren und Panaschieren. Dass Schüler das Prozedere kennenlernen und sich generell mit den Themen Wahlrecht, Wahlen und Demokratie auseinandersetzen, ist schließlich Sinn und Zweck der Übung.

Gewählt wurden von den Gymnasiasten der Landrat, der Weißenburger Oberbürgermeister und der Weißenburger Stadtrat. Wahlberechtigt waren 370 Schüler, 261 nahmen teil, was einer Wahlbeteiligung von 70,6 Prozent entspricht, die damit höher liegt als bei der tatsächlichen Kommunalwahl.

Bei der OB-Wahl ergab sich ebenfalls eine Stichwahl, wenngleich Jürgen Schröppel (SPD) mit 49,8 Prozent der Stimmen (real: 49,5 Prozent) noch näher an der absoluten Mehrheit lag, und sein CSU-Herausforderer Tobias Kamm mit 35,3 Prozent (real 43,5 Prozent) deutlicher hinter dem Amtsinhaber lag als bei der eigentlichen Wahl. Kandidatin Numero drei, Eva Sieland Hirschmann (Die Linke), schnitt mit 13 Prozent wesentlich besser ab als bei der Kommunalwahl (4,4 Prozent).

Ein ganz anders Bild als in der Realität würde sich nach dem Willen bei der Sitzverteilung im Weißenburger Stadtrat ergeben: Die CSU hätte nur vier (statt tatsächlich zehn) Sitze, die SPD nur zwei (real: fünf) und die Freien Wähler auch nur zwei (real: vier). Je einen Sitz würden Die Linke (real: ein Sitz) und die FDP (real: null) erhalten. Klarer Sieger wären die Grünen mit 13 Stadträten (real: vier). Das wäre eine klare Mehrheit.

Von deren Kandidaten wären im Stadtrat vertreten: Jan Cumme (kein Wunder, als Lehrer am Gymnasium), Claudia Pößnicker, Angela Auer, Philipp Steil, Katrin Schramm, Maximilian Hetzner, Uli Wagner, Michael Stroh, Stephanie Göggerle, Jacqueline Satzinger, Regina Sörgel, Daniela Hüttinger und Dr. Edgar Harzer.

Weitere Stadträte wären: Tobias Kamm, Artur Auernhammer, Maria Schneller und Susanne Gebhardt (alle CSU), Inge Pfitzinger-Miedel (ebenfalls Gymnasiallehrerin), Jürgen Schröppel und Stefan Würth (alle SPD), Manuela Mühlöder und Wolfgang Hauber (Freie Wähler), Dr. Hermann Drummer (FDP) sowie Dagmar Eisen (Die Linke).

Westphal musste Stimmen abgeben

Die Kreistagswahl wurde im Weißenburger Gymnasium aufgrund der hohen Kandidatenzahl (der Kreistag hat 60 Sitze) nicht durchgeführt, weil hier die Wahl zu viel Zeit in Anspruch genommen hätte. Nach ihrem bevorzugten Landrat wurden die Gymnasiasten allerdings schon gefragt. Manuela Westphal (CSU), kam bei den Schülern auf 40,2 Prozent der Stimmen und muss somit in eine Stichwahl mit Mathias Hertlein (SPD), der 22,6 Prozent der Gymnasiastenstimmen auf sich vereinigen konnte. Auf Platz drei landete Stefan Bauer (Freie Wähler) mit 18,4 Prozent, knapp gefolgt von Reinhard Ebert (ÖDP) mit 16,5 Prozent.

Die beiden Stichwahlen sollen nun über die Lernplattform mebis erfolgen, weil ja alle Schulen wegen der Corona-Pandemie geschlossen sind. Ob sich dies bewerkstelligen lässt, wird sich zeigen. Die Schülerwahl fand noch vor der Schließung statt. Das Ergebnis durfte aber erst nach der offiziellen Wahl bekannt gegeben werden, um Wählerbeeinflussungen auszuschließen.