Wie schnell ist Euer Internet?

22.1.2021, 06:15 Uhr
Wie schnell ist Euer Internet?

© Foto: Markus Steiner

Ob man eine schnelle Internetverbindung hat, hängt dabei noch lange nicht davon ab, ob man in der Stadt oder einem kleinen Weiler wohnt. Denn es gibt durchaus sehr kleine Orte, die mit Highspeed im Netz unterwegs sind, aber auch Nutzer, die mitten in der Stadt über Internet im Schneckentempo klagen.

Weil keiner so genau einen Überblick hat, wo es noch heftig hakt, haben wir unsere knapp 6000 Facebook-Fans gefragt: "Wie schnell ist Euer Internet?" Über die Rückmeldungen waren wir teilweise sehr überrascht.

Eine der langsamsten Verbindungen im gesamten Landkreis dürfte vermutlich Matthias Peter haben, der in Langlau wohnt. Er ist mit Schneckentempo im Netz unterwegs und hat einen Download von nur 941 KBit/s und einen Upload von 369 KBit/s. Das Urteil der Chip-Redaktion, auf deren Seite er die Messung durchgeführt hat: "ganz schön mies".

Dem kann man eigentlich nicht recht viel mehr hinzufügen, wenn man bedenkt, dass derartig geringe Bandbreiten flüssige Videokonferenzen unmöglich machen. "Spielereien wie Internetradio, Spotify oder Ähnliches sind nur möglich, wenn kein Streamingdienst läuft beziehungsweise unsere Laptops, Handys und E-Book-Reader kein automatisches Update machen", sagt Matthias Peter. An Homeoffice sei natürlich auch nicht zu denken, eine Videokonferenz mit Bild ist unmöglich.

Hoffen auf das Frühjahr 2022

Bis spätestens April 2022 soll der Breitbandausbau auch in Langlau abgeschlossen sein, so heißt es im Förderantrag der Gemeinde Pfofeld. Matthias Peter muss sich also in Geduld üben: "Bis dahin muss ich mit meinem geringen Upload/Download klarkommen."

Wie schnell ist Euer Internet?

© Screenshot: Weißenburger Tagblatt

Es gibt aber selbst in Weißenburg noch weiße Flecken. Zum Beispiel im Wohngebiet Bürgermeister-Hemmeter-Straße in Holzingen, das vor gut 15 Jahren besiedelt wurde. Der maximale Upload beträgt dort laut der Messung von Jonatan S. 0,5 MBit/s, der Download liegt bei 5,95 MBit/s.


So unterschiedlich ist die Internet-Geschwindigkeit in Deutschland


Zum Streamen von Filmen reicht die Internetgeschwindigkeit gerade so, doch wenn mehrere Geräte gleichzeitig auf die Verbindung zugreifen, dann ruckeln Bild und Ton. In Zeiten des Homeschoolings ist das mehr als ärgerlich, sagt Schüler Jonatan und hat deshalb auch einen Brief an das zuständige Amt für Digitalisierung, Breitband und Vermessung geschrieben. Ob es was nützt, wird sich zeigen.

Oberbürgermeister Jürgen Schröppel hatte auf der letzten Bürgerversammlung in Holzingen im vergangenen Sommer noch mitgeteilt, dass das Problem bis spätestens 2024 behoben werden soll. Bis dahin ist der Zehntklässler allerdings längst aus der Schule.

Es gibt auch schnelles Internet

Es gibt im Landkreis aber bereits jetzt schon etliche Orte und Wohngebiete, die mit schnellem Internet versorgt sind. So hat unser Leser Christian Pfliegel, der auf der Ludwigshöhe in Weißenburg wohnt, einen Download von 241 MBit/s und einen Upload von immerhin 40 MBit/s.

Stefan Reuter, der nach eigenen Angaben in einem "100-Einwohner-Kaff" wohnt, kann sich ebenfalls nicht beklagen: Die Messung ergab 101,5 MBit/s im Down- und 40,15 MBit/s im Upload. Getoppt wird das von Steffen Arndt, der im Ortsteil Hagenbuch mit 800 MBit/s Dateien downloaden oder streamen kann. Sein Upload liegt nach eigenen Angaben zwischen 50 bis 100 MBit/s.


Weißenburg-Gunzenhausen und sein eigenes Glasfasernetz


Um auch weniger internetaffinen Leserinnen und Lesern einen Eindruck zu vermitteln, was Bandbreite für den Alltag bedeutet, erklären wir an einem Beispiel, wie viel Geduld und Zeit man mit einem langsamen und mit einem schnellen Internet mitbringen muss, um beispielsweise einen Kinofilm in Full-HD (8 GB) herunterzuladen.

Mit einem DSL-6000-Anschluss würde das sieben Stunden und 23 Minuten dauern. Mit einem 50-MBit-Anschluss nur 53 Minuten und 20 Sekunden, und wer VDSL mit 100 MBit hat, der muss nur 26 Minuten und 40 Sekunden warten.

Von gleichen Lebensbedingungen im Freistaat kann man in Sachen schnelles Internet also noch lange nicht überall sprechen, obwohl Bayerns digitale Infrastruktur "für flächendeckendes Homeoffice und Homeschooling gut aufgestellt" sei, behauptet Finanz- und Heimatminister Albert Füracker. Seinem Ministerium zufolge haben bereits über 97 Prozent der Haushalte im Freistaat schnelles Internet. Bandbreiten von 30 MBit/s und mehr würden " stabile Videokonferenzen – auch mehrere zeitgleich" gut ermöglichen. Gerade jetzt helfe "die zuverlässige digitale Versorgung in der Fläche durch die schwierige Pandemielage", betont Füracker.

Ein Film ohne Ruckeln

Für Matthias Peter klingt das wie Hohn. Von schnellem Internet kann er nach wie vor nur träumen, so wie etliche andere auch, die das Pech haben, am falschen Ort zu wohnen.

Als kleines Trostpflaster erhielt er von unserem Verlag einen Kinogutschein überreicht. Dann kann er nach dem Lockdown einen Film genießen – einmal ganz ohne Ruckeln. Und auch unsere Urkunde hat Matthias Peter sich redlich verdient: "Lahmstes Internet im Landkreis!" Ein Titel, auf den er gerne verzichtet hätte.

Nach den offiziellen Angaben des Freistaats Bayern haben

97,1 Prozent der Haushalte mindestens 30 MBit/s,

95 Prozent der Haushalte mindestens 50 MBit/s,

87,4 Prozent der Haushalte mindestens 100 MBit/s

und 56,3 Prozent der Haushalte mindestens 1 GBit/s.

 

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