Wird die Oberstufe zum Problem?

5.7.2017, 13:19 Uhr
Wird die Oberstufe zum Problem?

© Robert Maurer

Sieben Abiturjahrgänge lang hat die Zusammenarbeit gut funktioniert und mittlerweile hat sich alles „weitgehend eingespielt“, stellte Weißenburgs Gymnasialdirektor Dieter Theisinger bei der diesjährigen Abiturienten-Verabschiedung in der Andreaskirche fest. Doch nun gehe es darum, diese Zusammenarbeit „sturmfest“ zu machen, befand der Schulleiter.

Hintergrund für Theisingers Äußerungen ist die Rückkehr zum neunstufigen Gymnasium. Zwar kann auch künftig das Abi schon nach acht Gymnasiumsjahren abgelegt werden, doch die Regel sollen neun Jahre sein. Die Umstellung erfolgt erstmals für jene Schüler, die im Schuljahr 2018/2019 die Klassen 5 und 6 besuchen.

Wie sich die Umstellung in der Praxis auswirken wird, ist derzeit noch unklar. Aktuell sei die bisherige Si­tuation auf dem Prüfstand, sagte Theisinger. Was dabei herauskommt, ist in vielerlei Hinsicht offen. Der Weißenburger Schulleiter erwartet eine stärkere Diversifizierung, so wie es früher mit den Leistungskursen der Fall war. Seiner Erfahrung nach würde das auch die Wirtschaft gerne sehen.

Nur wenige Standardkurse

Das Problem in einem solchen Fall: „Mit Wahlmöglichkeiten wäre es in Treuchtlingen aber schwierig“, sagte Theisinger. Mit durchschnittlich knapp 50 Abiturienten kämen einfach nur ein paar wenige Standardkurse zusammen. Und das würde dann dem Vielfaltsgedanken widersprechen. Das war bereits in der Vergangenheit der Grund, weshalb die Oberstufe eingestampft worden war. Mit der G8-Einführung und dem damit weitgehend gleichgeschalteten Abitur, fiel diese Hürde weg, und somit war der Weg frei für das Kooperationsmodell von Treuchtlingen und Weißenburg.

Die Freude in der Altmühlstadt war groß und auch die Skeptiker waren bald überzeugt, dass es sich um eine sinnvolle Lösung handelt. Zum einen mussten die Schüler mit dem Eintritt in die Oberstufe nicht noch einmal die Schule wechseln. Zum anderen hat der Schritt die Raumnot am Weißenburger Gymnasium gelindert. Offiziell hat Treuchtlingen zwar noch immer keine eigene Oberstufe, weil die Schüler dem Werner-von-Siemens-Gymnasium zugeordnet sind. Aber sie werden an der Senefelder-Schule unterrichtet und so sind alle Seiten zufrieden.

Theisinger, der zum Schuljahres­ende in den Ruhestand geht, versicherte, dass „von Weißenburger Seite alles getan wird, was zur Unterstützung von Treuchtlingen geleistet werden kann“. Einen Königsweg, wie der Fortbestand eines Treuchtlinger Abiturs gewährleistet werden kann, hatte Theisinger allerdings nicht parat. Doch wollte er mit seinen Äußerungen den Blick darauf richten, dass sich hier ein Problem entwickeln kann.

„Ungelegte Eier“

Landrat Gerhard Wägemann sieht die Angelegenheit wesentlich gelassener und ist bemüht, den Ball flach zu halten. „Da ist derzeit überhaupt nichts im Busch“, beruhigte er gegenüber unserer Zeitung. Allerdings weiß auch Wägemann nicht, wie sich die neuerliche Reform des Gymnasiums auf die neue Oberstufe auswirken wird. Vom Kultusministerium gibt es dazu noch keine Aussagen. Deshalb ist für Wägemann der Vorstoß Theisingers bei der Abi-Verabschiedung auch eine Diskussion „über ungelegte Eier“.

Bekannt ist bislang, dass das Kultusministerium einen besonderen Schwerpunkt auf die Jahrgangsstufe 11 legen will. Diese soll „auf die Qualifikationsphase der Oberstufe“ vorbereiten und „vorwissenschaftliche Kompetenzen“ vermitteln. Außerdem soll das P-Seminar künftig in diesem Jahr stattfinden.

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