Wut und Frust bei Altmühlfrankens Wirten

31.10.2020, 07:28 Uhr
Wut und Frust bei Altmühlfrankens Wirten

© Foto: Markus Steiner

"Das ist echt schlimm", findet Leni Baumgärtner, die Restaurantleiterin der Traditions-Braugaststätte "Zur Kanne" in Weißenburg. Sie überlegt nun mit ihrem Lebensgefährten und Küchenchef Marius Bansemer, wie sie den zweiten Lockdown überstehen sollen. Durch den ersten seien sie "ganz gut" gekommen, wenn jetzt aber den ganzen November über wieder kein einziger Gast kommen darf, dann werde das ein sehr harter Herbst.

Baumgärtner kann - ebenso wie viele ihrer Kollegen - den zweiten Gastro-Lockdown nicht nachvollziehen. "Wir haben viel investiert, die Tische weit auseinander gestellt und Plexiglasscheiben montiert. Wir machen alles, damit man sich bei uns als Gast sicher und wohlfühlen kann."

Jetzt, wo das Hygienekonzept gut funktioniere und die Menschen wieder gern essen gingen, komme der Lockdown zur Unzeit. Ob sich die "Kanne" mit einem Liefer- oder Abholservice über die Runden rettet, stehe noch nicht fest. Leni Baumgärtner ist aber sicher: "Irgendwas müssen wir uns ja überlegen."

Mehr Privatfeiern?

Alfons Pröls, Inhaber des Gasthofs "Schwarzer Bär" in Weißenburg, stellt sich ebenfalls auf eine schwere Zeit ein. Der zweite Lockdown sei in der Gastronomie "völlig sinnlos" und könne genau zum gegenteiligen Effekt führen, wenn sich die Menschen vermehrt und unkontrollierbar privat treffen.

"Alle Infektionsherde der letzten Zeit im Landkreis waren Privatfeiern", sagt der Gastronom. In den Gaststätten hätten sich die Hygienekonzepte dagegen bewährt. Pröls hätte es noch verstanden, wenn man die Maßnahmen noch einmal verschärft hätte und beispielsweise nur ein Hausstand pro Tisch erlaubt wäre. Oder dass es nur noch Mittagstisch und Außerhausverkauf geben dürfe. Die komplette Schließung der Gastronomie kann der stellvertretende Kreisvorsitzende des Hotel- und Gaststättenverbandes aber nicht verstehen.


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Da geht es ihm nicht anders als Berta Jäger, der Chefin des Jägerhofs in Absberg und ihres Zeichens die Dehoga-Kreisvorsitzende. "Wir verstehen überhaupt nicht, was das soll. Das ist einfach unverhältnismäßig, weil wir auch nicht anders behandelt werden wollen als der Einzelhandel."

"Wir kennen uns mit Hygiene aus"

Alle Gastwirte hätten inzwischen ein funktionierendes und bewährtes Hygienekonzept und hätten alles in ihrer Macht stehende getan, um es so angenehm und sicher für ihre Gäste zu machen wie nur möglich. "Wie viele werden den zweiten Lockdown überleben?", fragt sich Jäger. "Da kommt echt Wut und Frust auf. Denn wenn sich jemand dann mit Hygiene auskennt, dann vor allem wir."

Uwe Rohn, Inhaber des Fitnessclubs Brombachsee macht aus seiner Meinung über die Corona-Politik der Bundes- und Landesregierung schon lange kein Geheimnis mehr. Der Fitnesstrainer denkt, dass es wieder einmal die Falschen trifft. "Zwölf Millionen Wähler trainieren in 8800 Fitness-Einrichtungen für sich und ihre körperliche Gesunderhaltung. Und in diesen Anlagen in ganz Deutschland ist bisher so gut wie kein Corona-Fall nachweisbar. Warum sollen wir jetzt wieder unnötig geschlossen werden? Das ist Inkompetenz pur!"

Geringe Ansteckungsgefahr

Vorläufige Daten einer großangelegten Studie belegten Rohn zufolge ein extrem geringes Covid-19-Risiko in Fitness- und Gesundheitsanlagen in ganz Europa. So ergab die Analyse von mehr als 62 Millionen Besuchen lediglich 487 positive Fälle (sowohl Mitglieder als auch Personal) oder eine durchschnittliche Infektionsrate von 0,78 pro 100.000 Besuchen.


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Uwe Rohn denkt, dass die Sieben-Tage-Inzidenz nicht der geeignete Indikator ist, um den erneuten Lockdown zu rechtfertigen: "Meiner Meinung nach muss die Politik samt RKI die kompletten Zahlen vorlegen, auf was sich der Lockdown begründet. Es dürfen nicht nur die Zahlen von den positiven Getesteten veröffentlicht werden. Es müssen die Zahlen von den schweren Krankheitsverläufen und den Patienten, die intensivmedizinisch versorgt werden, offen gelegt werden. Und zuletzt müssen die Zahlen ins Verhältnis gesetzt werden, auch zur jährlichen Grippewelle."

Nur so könne die Bevölkerung letztlich nachvollziehen, ob das Ganze gerechtfertigt ist, glaubt Rohn. In der Fitnessbranche seien bereits jetzt viele Existenzen bedroht, da die Rücklagen nach dem ersten Lockdown meist aufgebraucht waren. Der zweite Lockdown wegen Corona könnte für viele Fitnessstudios das endgültige Aus bedeuten.

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