Zeitenwechsel in Pappenheim angekündigt

15.5.2020, 15:57 Uhr
Zeitenwechsel in Pappenheim angekündigt

© Foto: Miriam Zöllich

"Der heutige Tag bedeutet für mich, aber auch für Pappenheim, einen Zeitenwechsel", eröffnete der neue Bürgermeister. Er danke seinen Wählern für das entgegengebrachte Vertrauen und hoffe, dass er diejenigen, die anders gewählt haben, durch sein Handeln in den kommenden Monaten gewinnen könne. Er dankte auch seinem Vorgänger Uwe Sinn für den "fair geführten Wahlkampf" und dafür, was er während der vergangenen zwölf Jahre für Pappenheim erreicht habe.

Die Verabschiedung Sinns und der ausscheidenden Stadträte habe man auf einen späteren Zeitpunkt vertagt, erklärte Gallus. Der würdige Rahmen, der hierfür nötig sei, ließe sich derzeit nicht herstellen. Die konstituierende Stadtratssitzung fand im Saal des evangelischen Bildungszentrums (EBZ) statt, das derzeit aufgrund von Corona eigentlich geschlossen ist.

Die Bürger hätten sich mit ihrer Wahlentscheidung eindeutig einen "Neuanfang" gewünscht, erklärte Gallus dem Gremium und den gut 30 Zuschauern. "Viele Erwartungen sind daran geknüpft. Nicht nur an mich, sondern an uns alle." Diesen gerecht zu werden sei eine große Herausforderung. "Geben Sie uns etwas Zeit und haben Sie Geduld mit uns", bat der neue Bürgermeister.

Dennoch hat es im Verborgenen schon Weichenstellungen für die künftige Arbeit gegeben. In einer zwölfstündigen Klausurtagung haben die Ratsmitglieder bereits Referate neu gestaltet, die Besetzung der Ausschüsse diskutiert und künftige Ziele und Prioritäten formuliert. Bei den Beschlussfassungen zu den Ausschüssen, Referaten und Abgesannten gab es daher keine große Diskussion mehr (gesonderter Bericht folgt).

Zeitenwechsel in Pappenheim angekündigt

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Die Klausursitzung habe den Stadträten einiges abverlangt, sei aber nötig gewesen, berichtet Gallus im Gespräch mit unserer Zeitung. "Es ist mir wichtig, dass ein Strich gezogen und nicht mehr zurückgeschaut wird." Man habe sich gefragt: "Wie wollen wir künftig miteinander umgehen?", und parteiübergreifende Zugeständnisse gemacht. "Mir ist Offenheit wichtig, und dass es keine Bündnisse hintenrum gibt", stellte Gallus klar. Man wolle auch mehr Transparenz und Bürgerbeteiligung schaffen.

Und in der Klausur habe man zudem über die Prioritäten laufender Projekte diskutiert, die Gallus zuvor mit der Stadtverwaltung in einer Liste zusammengestellt hatte. So konnten sich sowohl die bisherigen als auch die neu gewählten Stadträte einen Überblick verschaffen.

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Insgesamt sitzen neun neue Gesichter im Pappenheimer Stadtrat, die in der konstituierenden Sitzung vereidigt wurden: Simon Schleußinger, Markus Gegg, Erich Neulinger und Sophie Wurm (alle CSU), Alexander Knoll (Freie Wähler), Michele Eckerlein (SPD) und Roland Kiermeyer (Bürgerliste). Mit Bettina Balz und Astrid Weddige sind erstmals auch die Grünen in den Stadtrat eingezogen. In der Klausurtagung hatte man sich verständigt, die Mindestpersonenzahl für eine Fraktion laut Geschäftsordnung von drei auf zwei zu reduzieren, sodass die Grünen nun auch eine vollständige Stadtratsfraktion bilden. Zur Vorsitzenden wurde Bettina Balz bestimmt. Die weiteren Vorsitzenden sind Friedrich Obernöder (CSU), Annette Pappler (SPD), Karl Satzinger (Bürgerliste) und Walter Otters (Freie Wähler). Letzterer wurde auch einstimmig zum zweiten Bürgermeister gewählt, das Amt der dritten Bürgermeisterin erhielt, ebenfalls einstimmig, Christa Seuberth (SPD). Diese freute sich, als erste Frau in der Stadtgeschichte das Amt auszuführen.

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Dass ein neues Kapitel in der Pappenheimer Stadtpolitik aufgeschlagen wird, zeigt auch eine Änderung der Geschäftsordnung, die in der Klausurtagung erarbeitet und in der Sitzung beschlossen wurde. Der finanzielle Verfügungsrahmen des Bürgermeisters – also jene Ausgaben, die ohne Stadtratsbeschluss möglich sind – wurde von 5000 auf 10 000 Euro erhöht. "Das reduziert den Verwaltungsaufwand, ist aber auch ein Vertrauensvorschuss für mich", weiß Gallus. Mit diesem will er sorgsam umgehen. Sollten Ausgaben unter der Grenze liegen, aber "politisch brisant" sein, möchte er dennoch den Stadtrat abstimmen lassen.

Seine Antrittsrede schloss Gallus mit den Worten von Albert Einstein: "Die reinste Form des Wahnsinns ist es, alles beim Alten zu lassen und gleichzeitig zu hoffen, dass sich etwas ändert." Und schob anschließend die eigenen Worte hinterher: "Packen wir es an!"

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