Zwei Bürgermeisterinnen in Weißenburg

6.5.2020, 12:22 Uhr
Zwei Bürgermeisterinnen in Weißenburg

© Foto: Robert Renner

Erwartungsgemäß wurde aber Maria Schneller von der CSU zur 2. Bürgermeisterin bestimmt. Oberbürgermeister Jürgen Schröppel (SPD) gratulierte beiden Stellvertreterinnen zu den Ämtern mit je einem Blumenstrauß – überreicht und entgegengenommen mit weit ausgestreckten Armen, um den Corona-Sicherheitsabstand zu wahren. Hernach sprachen beide ihren Diensteid. Schneller und Schramm dankten für das Vertrauen. Die Christsoziale freut sich, dass sie "das Amt weiter ausüben darf": Die Grüne will durch Sorgfalt und Wertschätzung auch jenen, die sie nicht gewählt haben, zeigen, dass sie das Amt würdig bekleiden kann.

Die Bürgermeisterwahlen leitete Rechtsdirektor Heiko Stefke, demzufolge die Bayerische Gemeindeordnung das Prozedere exakt regelt. Es gab daher keine Kandidaten, alle 24 Stadträte waren wählbar. Natürlich sei es jedoch statthaft, Präferenzen zu benennen, die aber eben auch nur Vorschläge und keine Kandidaturen seien. Stefke: "Jeder ist gehalten, für jenen Stadtrat die Stimme abzugeben, den er wählen möchte."

Zwei Bürgermeisterinnen in Weißenburg

© Foto: Robert Renner

Die Möglichkeit, Vorschläge zu machen, wurde denn auch rege genutzt. So schlug Wolfgang Hauber (Freie Wähler) seinen Fraktionskollegen Heinz Gruber als 2. Bürgermeister vor. Dieser sei bereits seit 30 Jahren Stadtrat, starte in seine sechste Amtsperiode und habe entsprechend viel Erfahrung. Für den Posten der 3. Bürgermeisterin brachte Hauber die neue Stadträtin Manuela Mühlöder aus Emetzheim ins Spiel, damit in der Bürgermeisterriege auch eine Ortsteilbewohnerin vertreten sei.

Maximilian Hetzner empfahl für die Grünen als 3. Bürgermeisterin Katrin Schramm, denn aufgrund der neuen Mehrheitsverhältnisse sei es gut, wenn seine Partei auch einen Bürgermeister stelle. Andre Bengel von der SPD sprach sich hingegen für den bisherigen Amtsinhaber Gerhard Naß aus. Der habe "seine Sache gut gemacht", befand der Sozialdemokrat.

Klaus Drotziger schloss sich der Meinung Hetzners an, dass die Bürgermeisterwahl auch den Wählerwillen der Kommunalwahl widerspiegeln soll. Daher sollte die CSU als zweitstärkste Fraktion mit Maria Schneller auch wieder die 2. Bürgermeisterin stellen, meinte er.

Zwei Bürgermeisterinnen in Weißenburg

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Das sieht die Mehrheit im Stadtrat ähnlich. Von 25 möglichen Stimmen (24 Stadträte plus Oberbürgermeister), entfielen 16 auf Maria Schneller als 2. Bürgermeisterin. Acht Stadträte hatten sich für Heinz Gruber entschieden und einer für Katrin Schramm. Für die Grüne gab es bei der Wahl zur 3. Bürgermeisterin 14 Stimmen, sechs entfielen auf Gerhard Naß, vier auf Manuela Mühlöder und eine auf Heinz Gruber.

Für die Abstimmung war eine Wahlkabine im Foyer des Kulturzentrums eingerichtet worden. Um die Sicherheitsabstände in Corona-Zeiten auch während der Wahl einzuhalten, mussten die Stadträte nacheinander einzeln das Foyer betreten. Jeder hatte außerdem einen eigenen Stift ausgehändigt bekommen.

Zuvor waren schon die neuen Stadträte vereidigt worden. Tobias Kamm (CSU), Claudia Pößnicker, Gerd Meyer (beide Bündnis 90/Die Grünen), Manuela Mühlöder (Freie Wähler) und Victor Rother (Die Linke) sprachen OB Schröppel nach: "Ich schwöre Treue dem Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland und der Verfassung des Freistaates Bayern. Ich schwöre, den Gesetzen gehorsam zu sein und meine Amtspflichten gewissenhaft zu erfüllen. Ich schwöre, die Rechte der Selbstverwaltung zu wahren und ihren Pflichten nachzukommen, so wahr mir Gott helfe."

Allen neuen Stadträten hatte Schröppel das Stadtwappen als Anstecknadel auf die Tische gelegt. "Das Insignium der Macht" sei in Weißenburg eher bescheiden, fügte er scherzhaft an. Das Stadtoberhaupt gratulierte allen Stadträten zum Vertrauen, das ihnen die Bürger am Wahltag geschenkt haben. Er wünscht sich eine gute Zusammenarbeit in ähnlicher Atmosphäre wie in den vergangenen zwölf Jahren. Meinungsverschiedenheiten sollten weiterhin "in sachlicher und kollegialer Weise" ausgetragen werden und nicht in persönliche Auseinandersetzungen abgleiten.

Das Gremium werde wohl vielfach mit den Auswirkungen der Corona-Krise beschäftigt sein. "Die nahe Zukunft hält große Herausforderungen für uns bereit", meinte er. Dabei gilt es aber nach Lesart Schröppels, nicht schwarzzumalen, sondern mit Zuversicht in die Zukunft zu blicken. Schröppel riet dazu, es mit dem Kölschen Grundsatz zu halten: "Et hätt noch immer jot jejange." ("Es ist bisher noch immer gut gegangen.")

Weitere Themen der konstituierenden Sitzung waren der Erlass der Stadtratsgeschäftsordnung sowie die Ausschussbesetzungen gemäß dieser. Ferner wurden die Aufsichtsräte für die Stadtwerke bestellt, jene für das Technologie- und Studienzentrum Weißenburg entsendet, die Mitglieder des Kirchweihausschusses bestimmt sowie die Vertretung der Stadt in den Schulverbänden Alesheim-Emetzheim und Weißenburg und in den Wasserzweckverbänden Fränkischer Wirtschaftsraum, Gruppe links der Altmühl und Burgsalacher Juragruppenwasserversorgung festgelegt. (Weitere Berichte folgen.)

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