Bayerische Behörde gibt Auskunft

Weiter steigende Inzidenzwerte: Das sind die möglichen Gründe

Arno Stoffels

Region und Bayern

E-Mail zur Autorenseite

11.3.2022, 13:35 Uhr
Die Sieben-Tage-Inzidenzen in der Region und Bayern steigen seit Tagen wieder deutlich an.

© Tobi Lang Die Sieben-Tage-Inzidenzen in der Region und Bayern steigen seit Tagen wieder deutlich an.

Die Sieben-Tage-Inzidenz im Freistaat Bayern steigt seit Tagen deutlich an. Am Freitag lag sie bei 1788,6, am Vortag bei 1699,9 und vor gut einer Woche noch bei 1580,9. Der Trend ist auch in der Region zu beobachten. Lange Zeit lag beispielsweise der Kreis Neustadt/Aisch-Bad Windsheim bayern- und auch bundesweit am untersten Ende der Inzidenz-Tabelle. Doch damit ist es nun vorbei: Am Donnerstag kletterte die Zahl der Neuinfektionen je 100.000 Einwohner innerhalb der letzten sieben Tage über die 1000er-Marke, am Freitag lag sie knapp darunter.

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hat sich bereits besorgt über die wieder steigenden Zahlen gezeigt. Objektiv betrachtet sei die Corona-Lage deutlich schlechter als die Stimmung, so Lauterbach. Zuletzt verteidigte er zwar "maßvolle" Lockerungsschritte von Bund und Ländern, gleichzeitig warnte er vor der in seinen Augen wachsenden Sorglosigkeit der Bürger.

Doch ist das wirklich der Grund für die nicht abflachende Omikron-Welle? Das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) mit Sitz in Erlangen hat zu wichtigen aktuellen Fragen Stellung bezogen:

Die Sieben-Tage-Inzidenz in Bayern gehört gegenwärtig zu den höchsten in Deutschland. Welche konkreten Gründe gibt es dafür?

LGL: Unterschiedliche Trends bei den Fallzahlen sind und waren im Laufe der Pandemie immer wieder zu beobachten. Sie können verschiedene Ursachen haben, beispielsweise die Eintragung von Fällen von außen (Reiserückkehrer), unterschiedliches Testverhalten in der Bevölkerung, unterschiedliche Maßnahmen der Kontaktreduktion, unterschiedliches Verhalten in der Bevölkerung, Durchimpfungsraten, klimatische Faktoren etc.

Ist in diesem Zusammenhang bekannt, wie hoch der Anteil der Omikron-Subvariante BA.2 inzwischen bei den Neuinfektionen in Bayern ist?

LGL: Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass es aktuell eine regional unterschiedliche Verteilung der Omikron-Subvariante BA.2 in Deutschland gibt. Nach Angaben des Wochenberichts des Robert Koch-Instituts vom 03. März 2022 liegt der Anteil der Sublinie BA.2 der Variante Omikron deutschlandweit bei 37,5 Prozent der sequenzierten Proben.

Mit welchem weiteren Verlauf der Inzidenzwerte und damit der Neuinfektionszahlen rechnet das LGL? Von welchem Zeitpunkt an wird mit einem signifikanten Rückgang der Werte gerechnet?

LGL: Eine Prognose hierzu ist schwer möglich. Neben der Ausbreitung der Omikron BA.2-Variante spielen sicherlich auch die aktuellen Lockerungen und das Verhalten der Bevölkerung eine entscheidende Rolle. Zudem ist die Anzahl der getesteten Personen relevant, um die Fallzahlen zu bewerten. Das Testverhalten, das sich je nach Bundesland unterscheiden kann, kann neben dem Verhalten der Bevölkerung und der Verbreitung verschiedener Varianten eine wichtige Rolle bei dem beobachteten Infektionsgeschehen spielen. Ein erneuter Anstieg der Fallzahlen beziehungsweise eine Stagnation auf hohem Niveau durch die Ausbreitung von BA.2 sowie der anderen genannten Gründe kann nicht ausgeschlossen werden. Hingegen könnten, wie auch in den vergangenen Jahren, zunehmend mildere Temperaturen positive Auswirkungen auf den weiteren Verlauf der Neuinfektionen haben.

Welche Personengruppen stecken sich im Freistaat derzeit am häufigsten an und gibt es Erkenntnisse darüber, wo und wie sich die Menschen derzeit vor allem infizieren?

LGL: Für eine Vielzahl der Fälle sind keine Informationen zur Infektionsquelle vorhanden, vor allem weil es für die einzelne Person schwer nachzuvollziehen ist, wo die Infektion stattgefunden hat. Hintergrund dessen ist, dass potenzielle Ansteckungen, die in anonymen Menschengruppen - zum Beispiel unterwegs im öffentlichen Raum - stattfinden, viel schwerer für die einzelne Person erinnerlich und als mögliche Infektionsquelle benennbar sind. Entsprechend können auch die Gesundheitsämter solche Ansteckungen nicht erfassen. An nicht-anonyme Menschengruppen, in denen Menschen viel Zeit verbringen (Haushalt, Arbeitsplatz), können sich diese besser erinnern und diese als mögliche Infektionsquelle nennen.

Wie sind die Unterschiede zwischen einer Infektion mit der Omikron und der Delta-Variante und welchen Effekt haben die Impfungen?

LGL: Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung legt dar: "Infektionen mit Omikron scheinen stärker den Nasen-, Mund- und Rachenraum, die Mandeln sowie die Halslymphknoten zu betreffen als andere Varianten, bei denen eher die Lunge beteiligt ist. Daten aus verschiedenen Ländern weisen darauf hin, dass Infektionen mit der Virusvariante Omikron weniger schwer verlaufen als Infektionen mit der Variante Delta." Generell schützt nach aktueller Datenlage eine vollständige Impfung (insbesondere mit Auffrischimpfung) auch bei der aktuell zirkulierenden Omikronvariante in der Regel gut vor Hospitalisierung beziehungsweise einem schweren Verlauf.

Keine Kommentare