Wie aus Lebensmittelverschwendung Kunst wird

26.10.2020, 07:00 Uhr
Wie aus Lebensmittelverschwendung Kunst wird

© Foto: Jan Stephan

In der Konsequenz bewarb sich eine Vielzahl der Künstler mit Arbeiten, die sowohl für den Sonder- als auch für den regulären Kunstpreis zu werten waren. Dadurch gab es diesmal in der Schranne weniger rein Ästhetisches zu sehen, dafür mehr Ideen, Gedanken und Impulse zu den Dingen, die in der Welt schieflaufen. Gerade in der Gesamtheit der Ausstellung war das eine äußerst spannende Bereicherung.


Stark wie nie: Der Weißenburger Kunstpreis 2020


Der Sonderpreis der Bürgerstiftung Altmühlfranken ging schließlich nach Heideck, an Nadine Elda Rosani für ihr Werk "Prêt-à-Manger". Das zeigte die elegant als Skulpturen gearbeiteten Schenkel von Schwein, Schaf, Ziege und Pferd. Von oben erkannten die Betrachter aber "bestes Metzgerhandwerk", wie der Kunsthistoriker Dr. Harald Tesan in seiner Laudatio erklärte.

Folien mit Fotos von Presssack oder Schinken waren aufgezogen. Dass sich inmitten der tierischen Metzgertheke auch der formschöne Schenkel eines Menschen fand, verderbe nicht nur den Appetit, sondern gehe absichtsvoll an die Grenzen des guten Geschmacks, so Tesan. Rosanis Objekt rührte an existenziellen Fragen des Menschseins und seinem Umgang mit anderen Lebewesen.

"Ein Huhn - ein Jahr"

Der zweite Sonderpreis der Bürgerstiftung ging an die Installation "UN-BEGRENZT – 1 Huhn – 1 Jahr" von Ruth Bergmann. Die Künstlerin aus Höchstadt hatte die 300 Eier, die ein Huhn heutzutage legt, zu einer hängenden Traube versammelt und darunter die 33,3 Quadratzentimeter Fläche markiert, die einem solchen Huhn in einer Legebatterie zur Verfügung stehen.

Der Sonderpreis des Publikums ging zuletzt noch an Susanne Heinrich aus Roth und ihren "Baum des Lebens". Das extrem detaillierte und fein gemalte Gemälde zeigte den Vorgang von Zeugung und Geburt als die Quelle allen Lebens.

Kultur ist systemrelevant

Weißenburgs Kulturamtsleiterin Andrea Persch verwies darauf, dass man trotz der aktuellen Corona-Lage die Ausstellung nicht absagen wollte. "Immer nur abzusagen, kann nicht die Lösung sein, wir wollten auch etwas machen und so zeigen, dass die Kunst in diesen Zeiten systemrelevant ist." Dass die Ausstellung so viel Zuspruch erfahren habe, empfinde sie als Unterstützung für jene Entscheidung.

Sie bedankte sich bei dem ehrenamtlichen Team aus Weißenburger Künstlern, die die Ausstellung wieder mitinitiiert und betreut hatten. Namentlich nannte sie Roland Ottinger, Hacko Bernzott, Willi Halbritter, Michael Riedmiller, Hubert Beckstein und Caroline Ritzke. Zudem bedankte sich Persch bei den Mitgliedern der Jury, die die Preisträger auswählten. Hier waren zusätzlich Eva Hummel, Alfred Meyerhuber, Renate Gehrcke, Harald Tesan und Weißenburgs Oberbürgermeister Jürgen Schröppel tätig.

Letzterer bedankte sich am Ende noch bei seiner Kulturamtsleiterin. Diese Zeiten seien auch für die Kulturämter schwierig, weil sich die Dinge sehr schnell ändern würden. "Frau Persch hat die letzten Wochen viel Blut, Schweiß und Tränen vergossen", wusste der Oberbürgermeister zu berichten. Das Ergebnis rechtfertige aber die Mühen, denn mit dem Kunstpreis sei man "auf einem guten Weg", wie Schröppel zufrieden feststellte.

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