Welpe im Kindergarten: Rasch hat neuen Therapiehund

27.12.2019, 10:10 Uhr
Zusammen lernen: Paula, Johanna und Jacob zeigen Briard-Welpe Yoko, wo die Futterbröckchen versteckt sind.

Zusammen lernen: Paula, Johanna und Jacob zeigen Briard-Welpe Yoko, wo die Futterbröckchen versteckt sind.

Yoko liegt auf dem Fußboden und schläft. Um sie herum braust der ganz gewöhnliche Alltagslärm des Kindergartens: Plastikbausteine fallen zu Boden, eine Holzklötzchenburg stützt ein, eine Stiftebox kippt um. Es lacht, kiekst, johlt. Yoko macht das nichts aus. Schließlich wohnt sie hier. Zumindest tagsüber.

Der Briard-Welpe ist gerade mal neun Wochen alt und schon in Ausbildung. Yoko wird Therapiehund, wenn sie mal groß ist. Ihre Besitzerin, Susanne Rehn ist Erzieherin und eine Hälfte des Leitungsduos im Rascher Kindergarten. Seit September 2018 arbeitet dieser mit ausgebildeten Therapiehunden und bietet tiergestützte Pädagogik an.

Rücksicht und Trost

Die Hunde dienen dabei als Medium. Mit Yoko und Rehns bereits ausgebildete Hündin Elaine lernen die Kinder zum Beispiel zählen: "Wie viele Leckerlis hat der Hund verdrückt?" Oder auch Ortsangaben: "Wo ist Yoko? - Neben dem Stuhl. Auf dem Stuhl. Unter dem Stuhl." Auch bekommen die Kinder einen entspannten Umgang mit Tieren und lernen spielerisch grundlegende Kompetenzen. Sie nehmen Rücksicht, sind vorsichtig und respektvoll. Keines der Kleinen behandelt das Hundchen wie ein Kuscheltier. Sie bürsten es, geben ihm Gutsis, spielen mit ihm. Kein Grabschen, kein Schwanzziehen. Niemand rückt der Kleinen zu nah auf den Pelz. Außerdem hat sie eine Hütte, in die sie sich zurückziehen kann, sollte ihr der Trubel zu viel sein.

Wenn Yoko der Trubel zu viel wird, kann sie sich in ihre Hütte zurückziehen. Hier warten Kauknochen und Spielzeug.

Wenn Yoko der Trubel zu viel wird, kann sie sich in ihre Hütte zurückziehen. Hier warten Kauknochen und Spielzeug. © Magdalena Gray

Therapiehündin Elaine hat sich angewöhnt, sobald die Klingel schellt, zur Tür zu trotten und die neu ankommenden Kinder abzuholen. Gemeinsam geht sie mit ihnen zum Fenster, an dem sie ihren Eltern zum Abschied noch einmal winken können. Sie spendet Trost und gibt Wärme. Eine richtige Nanny. Der Tag, an dem sie in den Kindergarten kam, war der erste Tag, an dem eines der kleinen Mädchen von seiner Mutter lassen konnte, ohne zu weinen, erzählt Yvonne Kaindl, die zweite Leiterin des Rascher Kindergartens. Dabei hatten die Eltern vorher Zweifel gehabt, ob ihre Tochter überhaupt mit der Situation zurecht kommen würde. Sie hatte bis dato mit Hundeangst zu kämpfen gehabt.

"Natürlich haben wir alle Eltern vorher gefragt, ob sie damit einverstanden sind, einen Hund dauerhaft mit dabei zu haben", sagt Kaindl. Es sei Teil der Auflage und Bedingung des Trägers gewesen. Zwei Paare hätten am Anfang gezögert, dann aber doch ihre Zustimmung erteilt. Besonders schön findet Kaindl, dass auch die Zweifler mittlerweile voll mit an Bord seien. Die Mutter des kleinen Mädchens sei völlig verblüfft gewesen, als es sich dank Hund ohne Tränen von ihr verabschiedet habe. "Das war rührend", erinnert sich Kaindl.

Vier Prüfungen bis zum zugelassenen Therapiehund

"Unsere Kleine hier muss das mit der Tür erst noch lernen", sagt Rehn und streicht Yoko über den Kopf. Bislang macht sie noch nicht viel mehr als essen, spielen, schlafen. Dass sie als Welpe direkt mit den Kindern zusammen aufwächst, ist eine absolute Besonderheit und Alleinstellungsmerkmal des Rascher Kindergartens. "Was wir hier erleben ist einmalig", sagt Rehn freudig. Ihre erwachsenen Hunde seien vor allem auf sie selbst geprägt, erklärt die Erzieherin. Yoko hingegen sei Teil des Kindergartenrudels. Vier Prüfungen muss sie im kommenden Jahr durchlaufen, dann ist auch sie ein zugelassener Therapiehund. Für die Kinder ist sie jetzt schon unentbehrlich.

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