Wenn die Kühe den Gästen auf die Brotzeitteller glotzen

29.12.2006, 00:00 Uhr
Wenn die Kühe den Gästen auf die Brotzeitteller glotzen

Hinter Wald, Hügeln und Wiesen ist der «Wichtelhof“ von Wildenbergen in ländlicher Idylle eingebettet. Für Wanderer von Kammerstein oder Schwabach kommend, liegt das Lokal direkt am Wegesrand. «Landtouristen“ aus Nürnberg, Fürth oder Roßtal kehren hier immer wieder in Scharen ein.

Zehn Häuser zählt Wildenbergen, 40 Einwohner und vier Höfe. Fast wäre die kleine Welt am Ortsausgangsschild schon wieder zu Ende, gäbe es nicht seit ein paar Jahren auch eine Gastwirtschaft im Dorf. Der «Wichtelhof“ ist auf Grund seiner einfachen, regionalen Küche bekannt, und deshalb meistens brechend voll.

Allein unter Männern

Bauersfamilie Schwab probiert mit dem Lokal seit vier Jahren den Spagat zwischen Landwirtschaft und Gastwirtschaft. Früher hatte Senior Willi Schwab sein Einkommen mit ein paar Milchkühen. «Aber wenn du nur noch 25 Cent pro Liter bekommst, kannst du machen, was du willst.“ Seine Tochter Sabine nahm ihn beim Wort — und machte den «Wichtelhof“ auf. Den Bauernhof von 1653, den durch die Jahrhunderte nur Männer bewirtet hatten, aufgeben? Oder als Frau alleine die Äcker bestellen und das Vieh versorgen? Beides kam für die 32-Jährige nicht in Frage. Aber aus den Koch- und Backkünsten ihrer Mutter, den Metzgers-Qualitäten ihres Vaters und ihrer patenten Art entwickelte die Hauswirtschafterin eine Geschäftsidee. 300 000 Euro investierte die Familie und baute den alten Hühnerstall um.

Herausgekommen ist eine Brotzeitstube, in der nur Fleisch aus eigener Landwirtschaft und Schlachtung aufgetischt wird. Alles, was in der Küche verarbeitet wird, kommt außerdem aus der Region: Die Salami stammt vom eigenen Vieh, das Gemüse aus dem Knoblauchsland, das Bier aus Spalt und die Holunderbeeren auf der Torte beispielsweise vom Bauern nebenan.

Friteuse ist ein Fremdwort

«Qualität macht bei uns das Essen aus“, betont Sabine Schwab. Das Schnitzel brutzelt noch in der Pfanne, Friteuse, Fertigsoßen und chemische Zusatzstoffe sind für die Schwabs ein Fremdwort. Weil alles frisch und regional sein soll, gibt es sonntags auch nur zwei warme Gerichte. Das ist Genießen auf einfache Art.

Rund um das Essen entfaltet sich außerdem das Landleben mit seinem vollem Charme: Im Sommer glotzen den Gästen im Biergarten die Kühe auf den Brotzeitteller. Im Winter rodeln Kinder gleich hinter dem Gasthaus die Kuhweide hinunter.

«Wichtelhof“, Wildenbergen 8a, 91189 Rohr, Reservierung ratsam. Tel. (0 91 22) 35 04. Geöffnet Do.-Sa. ab 14 Uhr, So, ab 10 Uhr. Im Internet: www.wichtel-hof.de