Widerstand gegen «Neue Mitte»

17.12.2008, 00:00 Uhr
Widerstand gegen «Neue Mitte»

© Winckler

Aus zwei mach eins. Die bisher zwei Bürgerinitiativen gegen die geplante 25 000 -Quadratmeter-Shopping-Mall in der Fürther Innenstadt haben sich am Montagabend vereinigt. Damit ist ein breites Bündnis mit bunter Mitgliederstruktur von linker Antifa bis Attac, von Grünen- bis zu CSU-Sympathisanten und vielen interessierten Normalbürgern entstanden.

«Wir brauchen diese Breite, weil Stadtrat und Investor starke Gegner sind, denen wir nur unser Engagement entgegensetzen können. Die Vielfalt und Buntheit ist unsere Chance, erfolgreich politisch zu agieren», machte Stephan Stadelbauer vom Fürther Sozialforum den Gegnern des Bauvorhabens Mut. Zur sichtlichen Freude der Initiatoren, zu denen auch der ehrenamtliche Stadtheimatpfleger Alexander Mayer gehört, war der Saal der Landeskirchlichen Gemeinschaft proppenvoll.

Mayer hatte sich erst dazu entschlossen, die Bürgerinitiative zu unterstützen, als seine Kritik auf dem amtlichen Weg als gescheitert galt. «Das Landesamt für Denkmalpflege und ich haben einige Punkte des Bauvorhabens abgelehnt. Wir mussten feststellen, dass der Investor gar nicht nachgibt und unsere Kritik seitens der Stadt rüde zurückgewiesen wurde», sagte der Stadtheimatpfleger. Dann zeigte er nochmals die bisher bekannten Eckpunkte des vom Fürther Oberbürgermeister Thomas Jung auf «Neue Mitte» getauften Bauvorhabens auf.

Wie berichtet, will der portugiesische Konzern Sonae Sierra, der weltweit 48 Einkaufscenter betreibt, für 150 Millionen Euro im Fürther Zentrum eine gigantische Shopping-Mall bauen. Damit die notwendige Grundfläche von etwa 12 000 Quadratmetern frei wird, sollen zu beiden Seiten der Rudolf-Breitscheid-Straße mindestens zwölf Gebäude abgerissen werden. Vier davon sind denkmalgeschützt. Weitere denkmalgeschützte Gebäude sollen entkernt werden. Dabei, so die Kritik der Gegner, geht wertvolle Bausubstanz der Denkmalstadt Fürth verloren. Neben den Gebäuden würden wertvolle Stuckverzierungen, Treppenhäuser und anderes Kunsthandwerk zerstört. Dazu soll die Rudolf-Breitscheid-Straße überdacht werden. Dadurch gingen die erhaltenen geschützten Gebäude sowie die Straße selbst als öffentlicher Raum verloren, kritisiert die Bürgerinitiative. Anders formuliert: Wenn die «Neue Mitte» ihre Pforten schließt, kann sich niemand mehr durch die Rudolf-Breitscheid-Straße bewegen.

Kein freier Architektenwettbewerb?

Den geplanten Architektenwettbewerb zur endgültigen Gestaltung des Konsumtempels sehen die kritischen Bürger ebenfalls mit Argwohn. Schließlich, so Stadtheimatpfleger Mayer, habe Sonae Sierra sämtliche teilnehmenden Architekturbüros ausgewählt, so dass von einem freien Wettbewerb keine Rede sein könne.

Die Bedenken gehen jedoch über rein bauliche Aspekte und die freie Straßennutzung hinaus. Die Kritiker wollen auch die Zukunft des wirtschaftlich schwächelnden City Center geklärt wissen. Zudem befürchten sie ein Verkehrschaos in der Fürther Innenstadt durch Liefer- und Kundenverkehr. Immerhin soll das Einkaufszentrum mit einer riesigen Tiefgarage unterhöhlt werden.

Insgesamt einigten die Gegner sich auf acht zentrale Forderungen, die sie bei nächster Gelegenheit auch mit Thomas Jung diskutieren wollen. Der, so wurde kolportiert, soll Gesprächsbereitschaft signalisiert haben. Thomas Nagel

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