Wie regional sind Frankens Lebensmittel wirklich?

31.7.2019, 05:56 Uhr
In den Gewächshäusern im Knoblauchsland wächst jede Menge Gemüse.

© Hagen Gerullis In den Gewächshäusern im Knoblauchsland wächst jede Menge Gemüse.

Wer durch die Metropolregion Nürnberg fährt, sieht Felder, auf denen Kirschen und Kohl wachsen und Karpfen in Weihern ihre Runden drehen. 2018 wurden 50 Prozent der Fläche der Metropolregion landwirtschaftlich genutzt. Früher war es noch mehr gewesen, denn in den vergangenen 14 Jahren gingen 70.000 Hektar verloren – weil Straßen gebaut oder Wohnungen errichtet wurden.

Um die Erzeugung regionaler Lebensmittel zu sichern, erarbeitet jetzt ein Forschungsprojekt Grundlagen für ein verbessertes Flächenmanagement. Denn: "Für die Wertschöpfung braucht es Flächen", erklärt Tobias Chilla. Er ist Professor am Institut für Geographie der Universität Nürnberg-Erlangen mit dem Schwerpunkt Regionalentwicklung.

Sein Institut beteiligt sich am Projekt ReProLa (regionalproduktspezifisches Landmanagement). Weitere Projektpartner sind die Forschungsgruppe Agrar- und Regionalentwicklung Triesdorf, die Fraunhofer-Arbeitsgruppe für Supply Chain Services sowie die Stadt Nürnberg. Koordiniert wird ReProLa von der Metropolregion Nürnberg.

Regionale Produkte erzeugen Beitrag zur Wirtschaft

ReProLa stützt sich auf folgende Annahme: Regional erzeugte Produkte leisten einen positiven Beitrag zur Wirtschaft – etwa weil Arbeitsplätze geschaffen werden. Auch der Handel mit Regionalprodukten in Form von Hofläden, Märkten oder in der Gastronomie erzeugt einen Wert, was bedeutet, dass damit Geld verdient wird, erklärt Chilla. "Wie viel Umsatz mit einem regionalen Produkt gemacht wird, unterschätzt man häufig."

Mithilfe von ReProLa soll auch Wissen über die regionale Produktion von Lebensmitteln ermittelt werden: Welche Regionalprodukte sind besonders relevant in der Metropolregion? Welchen Flächenbedarf haben diese Produkte? Das Projekt ist bis 2023 terminiert.

Um den gegenwärtigen Zustand zu erfassen, sind die Forscher in der ersten Projektphase auf Daten angewiesen. Die Ermittlung wird laut Tobias Chilla eine "echte Herausforderung". Den regionalspezifische Informationen über die Herstellung, Verarbeitung und den Absatzmarkt eines Produkts existieren nicht. "Wir müssen vorgehen wie Detektive." Es müssen Statistiken ausgewertet, Branchenberichte gelesen und Landwirte, Erzeugergemeinschaften und verarbeitende Unternehmen interviewt werden.

Vielleicht, so die Hoffnung von Chilla, ergeben sich daraus Ansätze, wie die regionale Wertschöpfung noch vergrößert werden kann. Welcher Hersteller muss mit welchen Verarbeitern zusammenarbeiten? Welche innovativen Lösungen in Logistik und Vertrieb bieten Potenziale? Wie kann die Wertschätzung des Verbrauchers für regionale Produkte weiter gestärkt werden?

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