"Wir halten das durch": Das Gesundheitsamt äußert sich zur Coronakrise

2.4.2020, 12:17 Uhr

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In einem Gespräch mit der Pegnitz Zeitung gibt Dr. Hanspeter Kubin, Leiter des staatlichen Gesundheitsamt Nürnberger Land, einen Einblick in seine Arbeit im Bereich Infektionsschutz und beantwortet Fragen.


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"Die Arbeitstage sehen im Moment so aus: Wir ermitteln die Kontaktpersonen von Covid-Patienten, führen Gespräche mit Krankenhäusern, Alten- und Pflegeheimen und kümmern uns um die Barrierepflege", erklärt der Facharzt für öffentliches Gesundheitswesen und Lungen- und Bronchialheilkunde gleich zu Beginn des Gesprächs. Der Begriff "Barrierepflege" meint Schutzmaßnahmen, durch die ein direkter Kontakt zwischen Menschen vermieden wird, wie Handschuhe, Schutzkittel und Masken – die Grundausstattung für die Durchführung eines Tests.

Was sind bestätigte "Corona-Fälle"?

In einer täglichen Pressemitteilung meldet das Landratsamt "Fälle, die mit dem Coronavirus infiziert sind" und spricht von derzeit sieben "Coronatodesfällen" im Landkreis. "Damit sind die Fälle gemeint, bei denen die Todesursache tatsächlich Covid-19 war, also ein durch das Virus ausgelöstes Lungenversagen – unabhängig von anderen Begleiterkrankungen", erklärt Kubin.

Die Krankheit Covid-19 wird durch eine Infektion mit Coronaviren ausgelöst. So fließe zum Beispiel ein Mensch, der an einem Herzinfarkt stirbt und zum Zeitpunkt des Todes auch Covidpatient war, nicht in diese Statistik ein.

Wie könnte es in Zukunft weitergehen?

Das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit analysiert die Verbreitung von Covid-19 anhand einer "7-Tage-Inzidenz", also die Zahl der Neuerkrankungen innerhalb von sieben Tagen, erklärt Kubin. "Erst wenn diese Zahl zurückgeht, ist der Gipfel überschritten". Im bayernweiten Durchschnitt läge das Nürnberger Land derzeit "irgendwo in der Mitte", so Kubin.


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Dennoch habe man relativ viele Fälle gemessen an der Einwohnerzahl. Das läge, laut dem Leiter des Gesundheitsamts daran, dass momentan viele Tests durchgeführt würden: "Wer viel testet, wird auch mehr finden". Wichtig sei, die aktuellen Maßnahmen und Barrieren auch weiterhin aufrecht zu halten, "auf alle Fälle auch bis nach Ostern".

Abstand und Hygiene statt Self-Made-Mundschutz

"Nicht glücklich", ist Kubin darüber, dass viele Menschen zu "Bastelmasken" greifen, wie Kubin selbstgemachte Mundschutze nennt. Die Gefahr bestehe aber dabei nicht unbedingt in den Mundschutzen, die dem Träger "falsche Sicherheit" gewährten, sondern im Ansteckunsgpotential, das sich hinter dem Auf- und Absetzen dieser Masken verbirgt.

Viren verteilen sich im Gesicht

Greift man dann mit der Hand an die Maske, um sie zum Beispiel nach dem Einkaufen wieder zu entfernen, könnten sich Viren im Gesicht verteilen. "Die Wirksamkeit solcher Masken steht und fällt mit der richtigen Händedesinfektion wie zum Beispiel durch kontaklose Infektionsspender", so Kubin.

Zertifizierte Atemschutzmasken seien in Krankenhäusern, Altenheimen und anderen medizinischen Einrichtungen Pflicht und sollten, so Kubin, auch nicht durch Masken ersetzt werden "die aus einem Material hergestellt wurden, von dem man nicht weiß, wie lange man sie tragen kann, bis sie durchfeuchten." Nach wie vor sieht Kubin als sinnvollste Maßnahme gegen die Verbreitung des Coronavirus: Auf Hygiene achte und wenn möglich, immer zwei Meter Abstand halten zu anderen Menschen. "Ich weiß, das ist schwer für die Psyche, aber wir halten das durch", ist er optimistisch.

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