Zirndorfer AfD-Kandidat will Landrat und Bürgermeister werden

29.2.2020, 05:57 Uhr
Pleyer (52), gebürtiger Würzburger, ist diplomierter Nachrichtentechniker, verheiratet, hat ein Kind und lebt mit seiner Familie in Zirndorf.

© Privat Pleyer (52), gebürtiger Würzburger, ist diplomierter Nachrichtentechniker, verheiratet, hat ein Kind und lebt mit seiner Familie in Zirndorf.

Äußerst selbstbewusst oder dreist? Das zu bewerten, liegt im Auge des Betrachters. Dass Claus-Georg Pleyer, Vorstandsmitglied des AfD-Kreisverbandes Fürth/Neustadt-Aisch, nicht nur Bürgermeister von Zirndorf werden will, sondern auch noch den Chefsessel im Landratsamt anstrebt, werten etablierte Kommunalpolitiker schlichtweg als Affront.

Oder, so formuliert es Zirndorfs Bürgemeister Thomas Zwingel (SPD) beim Neujahrsempfang der Bibertstadt, "als Beleidigung für jeden engagierten Kommunalpolitiker".

Unüblich ist die Doppelkandidatur auf jeden Fall – und nach Auskunft aus dem Landratsamt bisher einmalig im Landkreis Fürth. Was aber nicht heißt, dass es nicht erlaubt wäre, sich für beide Mandate zu bewerben.

Per Gesetz eindeutig geregelt

Das regelt das Bayerische Gemeinde- und Landkreis-Wahlgesetz in Artikel 47. Demnach kann sich ein Bewerber für beide Posten aufstellen lassen, müsste im Falle einer Wahl allerdings innerhalb einer Woche entscheiden, welches Mandat er annimmt, erläutert ein Sprecher der Fürther Kreisbehörde. Das andere Amt müsste innerhalb von drei Monaten erneut zur Wahl gestellt werden.

 

 

Allerdings dürfte nicht davon auszugehen seien, dass die AfD im Fürther Land einer absoluten Mehrheit auch nur nahe kommt. Pleyer (52), gebürtiger Würzburger, ist diplomierter Nachrichtentechniker, verheiratet, hat ein Kind und lebt mit seiner Familie in Zirndorf.


Zirndorf hat so viele Bürgermeister-Bewerber wie noch nie


 

Seit 2013 AfD-Mitglied, kandidierte er bereits bei der Landtagswahl 2018 als Direktkandidat im Stimmkreis Fürth, zu dem auch Zirndorf gehört, und holte 10,7 Prozent der Stimmen. Als Person ist er den Wählern weitgehend unbekannt, weder gesellschaftlich noch kommunalpolitisch ist Pleyer bis dato im öffentlichen Leben in Erscheinung getreten.

Dagegen richtete sich auch Zwingels Kritik, die er allerdings ohne Nennung von Name oder Partei beim Neujahrsempfang – und quittiert von spontanem Applaus etlicher Kommunalpolitiker quer durch alle Parteien im Publikum – äußerte: Die "seltsame Doppelkandidatur" werfe die Frage auf, was er und Landrat Matthias Dießl (CSU) "die letzten Jahre gemacht haben, wenn nun eine Person problemlos unsere beiden Jobs übernehmen kann, noch dazu jemand, der kommunalpolitisch vollkommen unbeleckt ist?"

Zirndorf hat gar keinen OB

Hat sich der AfD-Mann doch als "Oberbürgermeister" für die Kleinstadt Zirndorf beworben, in der es gar keinen Oberbürgermeister gibt. Als Landratskandidat posierte Pleyer auch schon vor dem Vierkantturm des Rathauses der kreisfreien Stadt Fürth.


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"Dürfen wir jemanden, der derart unbedarft an kommunale Aufgaben herangeht, auch nur ein kleines Stück Verantwortung für unsere Stadt, für unseren Landkreis zukommen lassen?", fragte Zwingel und riet, der "offenkundig rechtspopulistischen Partei" mit einer Phalanx der demokratischen Kräfte zu begegnen. Pleyer konterte, Zwingel betreibe einen "Angstwahlkampf" und habe seine Neutralitätspflicht verletzt.

Dem unbenommen fruchtete der Appell der Bürgermeisters. Neben den üblichen Kandidaten von SPD, CSU, Grünen und Freien Wählern (FW) schickte auch "Die Linke", die allerdings ebenfalls noch nicht auf den kommunalpolitischen Parkett aufgetreten ist, erstmals einen Bürgermeisterkandidaten ins Rennen.

 

Und auch die FDP, die seit Jahrzehnten ein Schattendasein in der Bibertstadt fristet, stellte einen Bürgermeisterkandidaten auf. Paul Reubel, der Mann der FDP, begründete seine Bewerbung explizit damit, "der AfD hoffentlich ein paar Stimmen abspenstig machen zu können".

Auch auf Kreisebene haben die Wähler so viel Auswahl wie noch nie: Mit dem amtierenden Landrat Matthias Dießl von der CSU stehen insgesamt sechs Kandidaten (SPD, Grüne, ÖDP, Linke, AfD) zur Wahl.

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