Zivilcourage: Innenminister Herrmann zeichnet Franken aus

6.9.2019, 11:18 Uhr
Zivilcourage: Innenminister Herrmann zeichnet Franken aus

© Archivfoto: Peter Kneffel/dpa

Als sie die Schreie und Rufe hört, ist Susanne Karg (Name geändert) noch im Schlafanzug. "Ich dachte erst, die Postbotin wurde überfallen", sagt sie. Tatsächlich war es ein Angriff am helllichten Tag. Doch das Opfer war eine Seniorin.

Ein maskierter Mann versuchte an diesem Tag Ende März in Herzogenaurach, ihr die Tasche zu entreißen. Als sich die ältere Frau wehrt, bedroht er sie mit einem Messer. Aufgeschreckt durch die Rufe der Anwohner lässt er schließlich von ihr ab und flüchtet.

Karg folgt in diesem Moment einem Impuls. Ohne sich Gedanken über ihre Bekleidung zu machen, setzt sie sich in ihr Auto und fährt in die Richtung, in die der Mann weggerannt war. Nach ein paar Hundert Metern "habe ich einen gesehen, der sich gerade eine Sturmhaube aufsetzen will", sagt die Herzogenauracherin. Sie will die Polizei anrufen – und merkt, dass sie in der Eile nicht einmal das Handy eingepackt hat.

Verfolgungsjagd im Wohngebiet

In diesem Moment kommt jedoch ein Streifenwagen angefahren. Karg steigt aus und zeigt den Beamten den Täter, der wiederum flüchtet. "Der ist dann Richtung Wohngebiet gelaufen", sagt sie. Die Polizisten versuchen, ihm mit dem Auto den Weg abzuschneiden und umfahren dafür die Siedlung. Karg sorgt sich, dass der Gesuchte sich irgendwo in den Wegen zwischen den Häusern versteckt und entschließt sich erneut, ihm zu folgen. "Dabei habe ich noch gesehen, wie er irgendetwas in einen Garten schmeißt", so Karg.

Zu diesem Zeitpunkt ist bereits eine Fahndung angelaufen, auch ein Hubschrauber kommt dabei zum Einsatz. Wenig später wird ein 37-Jähriger festgenommen. In dem Garten, den Karg den Beamten zeigt, finden sich zwei Messer. Auf dem Präsidium kann die Herzogenauracherin, die auch ehrenamtlich engagiert ist, ihn Stunden später identifizieren. Vor wenigen Wochen wurde er zu zwei Jahren Haft verurteilt.


Zivilcourage: Wie man andere verteidigt - und sich selbst


Darüber, dass sie sich mit ihrem beherzten Einschreiten auch selber in Gefahr gebracht hat, dachte sie nach eigenen Angaben nicht nach. "So was geht einfach nicht. Wir müssen doch zusammenhalten", sagt sie. Für diesen Mut ist Karg, die ihren echten Namen nicht in der Zeitung lesen möchte, nun von Bayerns Innenminister Joachim Herrmann mit der Courage-Medaille ausgezeichnet worden, zusammen mit 36 anderen Bürgerinnen und Bürgern. Die "Medaillen für Verdienste um die innere Sicherheit" werden bereits seit dem Jahr 1994 verliehen.

Todestag von Dominik Brunner

Ausgezeichnet werden Menschen, die mutig und beherzt eine Straftat verhindert oder dabei geholfen haben, eine aufzuklären. "Wir brauchen Menschen, die Zivilcourage zeigen! Denn es darf uns nicht gleichgültig sein, wenn Mitmenschen belästigt oder körperlich angegriffen werden. Mit Ihrem Handeln haben Sie sich für andere stark- und Bayern dadurch ein Stück sicherer gemacht. Damit sind Sie alle großartige Vorbilder", sagte Herrmann bei der Feierstunde im Odeon des bayerischen Innenministeriums.

Ein leuchtendes Vorbild für Mut und Courage war für Herrmann auch Dominik Brunner. Sein Todestag jährt sich zum zehnten Mal. Er starb am 12. September 2009 nach einem Angriff, weil er Jugendliche in der S-Bahn und am Haltepunkt München-Solln beschützen wollte. Um Brunner ein würdevolles Andenken zu bewahren, findet die Verleihung der sogenannten "Courage-Medaille" seither in engem zeitlichen Kontext zu seinem Todestag statt.

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