Mehrere Veranstaltungen

Zwei Jahre nach Hanau-Attentat: Franken gedenkt der Opfer

19.2.2022, 17:42 Uhr
Demonstranten halten Plakate mit Bildern der Opfer des Hanauer Anschlags - auch in Franken fanden zwei Jahre nach dem Attentat Gedenkveranstaltungen statt. 

© Christophe Gateau/dpa Demonstranten halten Plakate mit Bildern der Opfer des Hanauer Anschlags - auch in Franken fanden zwei Jahre nach dem Attentat Gedenkveranstaltungen statt. 

Zwei Jahre nach dem rechtsextremistischen Terroranschlag in Hanau, bei dem neun Menschen ums Leben kamen, wird rund um die Bundesrepublik an die Opfer erinnert, so auch in der Region. In Nürnberg rief das Nürnberger Jugendbündnis am Samstagnachmittag mit Unterstützung des Nürnberger Nazistopp zum gemeinsamen Gedenken am Aufseßplatz auf. Gerade Nürnberg hätte eine besondere Verantwortung im Engagement gegen rechte Gewalt, betonen die Veranstalter. Zum einen durch die Rolle Nürnbergs in der Zeit des Dritten Reichs, aber auch aufgrund der schweren Verbrechen des Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU). Auf dem Kornmarkt fand schließlich eine Abschlusskundgebung statt. Der Tenor war klar: Es gibt kein Vergessen. Hauptproblem, sei der alltägliche Rassismus, den viele am eigenen Leib zu spüren bekommen. Im Fall Hanau fordern die Organisatoren gründliche Hintergrundermittlungen, denn eines sei sicher: "Es war kein Einzelfall".

Bei einer nächtlichen Aktion haben Aktivisten zuvor im Luitpoldhain und am Dutzendteich in Nürnberg Straßenschilder und Infotafeln angebracht.

Mit einer Gedenkaktion will auch das Nürnberger Staatstheater die Erinnerungen an die Mordopfer des Hanauer Anschlags und des NSU wachhalten. "Der Himmel weint über Hanau, (...) weint über Nürnberg", spricht ein Mitglied des Schauspielensembles eindringlich einen Teil eines Gedichts in die Kamera, der Hintergrund ist abgedunkelt.

In Erlangen läuft seit 17 Uhr eine Kundgebung am Schlossplatz, organisiert von der Gruppe Antithese. Vertreter des Ausländer- und Integrationsbeirates sowie der BIPoC Initiative Erlangen und der DIDF-Jugend Nürnberg äußern sich hier zu dem Anschlag vor zwei Jahren in Hanau.

In Lauf im Nürnberger Land haben sich rund 120 Menschen auf dem Markplatz versammelt um gemeinsam mit einer öffentlichen Mahnwache an die Opfer zu erinnern. Veranstalter waren Amnesty International (Ortsgruppe Lauf) und Caritas Nürnberger Land. Auch Landrat Armin Kroder (FW) und Marlene Mortler (CSU), Abgeordnete im EU-Parlament, waren gekommen.

In Bamberg hat die Organisation Seebrücke um 14 Uhr eine Gedenkstätte am Maxplatz errichtet und mit Kerzen an die getöteten Menschen erinnert. Im Anschluss daran fand am frühen Abend ebenfalls eine Kundgebung statt.

Auch in Würzburg und Bayreuth wurde zur Teilnahme an Demonstrationen und Kundgebungen zum zweiten Jahrestag des rassistisch motivierten Anschlags in Hanau aufgerufen.

"Euch schulden wir Antworten auf die Fragen"

Vertreter des Bundes und des Landes Hessen sowie der Stadt Hanau riefen zu gemeinsamem Handeln gegen Rassismus, Hass und Hetze in Deutschland aufgerufen. "Dieser Anschlag kam nicht aus dem Nichts. Und er geschah auch alles andere als zufällig", sagte Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) am Samstag bei der zentralen Gedenkveranstaltung auf dem Hanauer Hauptfriedhof.

Bundeskanzler Olaf Scholz, der am Wochenende an der Münchner Sicherheitskonferenz teilnahm, erinnerte in einer auf Twitter verbreiteten Videobotschaft namentlich an die Opfer. "Fatih, Ferhat, Gökhan, Hamza, Kaloyan, Mercedes, Sedat, Said Nesar, Vili Viorel. Ihr wart ein Teil unseres Landes, ein Teil von uns", sagte der SPD-Politiker. "Euch, euren Familien und Freunden schulden wir Antworten auf die Fragen, die bis heute offen sind", sagte der SPD-Politiker.

Ein 43-jähriger Deutscher hatte am 19. Februar 2020 in Hanau neun Menschen aus rassistischen Motiven ermordet. Danach tötete der psychisch kranke Rechtsextremist seine Mutter und nahm sich selbst das Leben. Mit der Aufarbeitung der Tat befasst sich ein parlamentarischer Untersuchungsausschuss des hessischen Landtags, der vor allem der Frage nachgeht, ob es vor, während oder nach dem Anschlag zu einem Behördenversagen kam.