Zwei Männer aus Fürth in den Wirren der Revolution

26.4.2018, 12:00 Uhr
Zwei Männer aus Fürth in den Wirren der Revolution

© Sabine Rempe

Zwei junge Männer, geboren in Fürth. Der eine, Kurt Königsberger, wuchs in der Nähe des Bahnhofs, in der heutigen Gustav-Schickedanz-Straße 9, auf. Der andere, Robert Löwensohn, zog als junger Mann in die Königswarterstraße 56. Als nach dem Ersten Weltkrieg in Bayern die Wittelsbacher Dynastie vom Königsthron gejagt wird, wollen beide ihre Heimat schützen, in der die revolutionären Ideen gären. Ein Wunsch, der sie auf gegnerischen Seiten Stellung beziehen ließ.

Zwei Männer aus Fürth in den Wirren der Revolution

© Repro: Hurtienne

Königsberger schloss sich den Revolutionären um Kurt Eisner an, der nach dem Sturz von Ludwig III. die bayerische Republik als Freistaat ausrief und zum ersten Ministerpräsidenten gewählt wurde. In der Nacht zum 8. November 1918 wurde Königsberger von Kurt Eisner für wenige Tage zum provisorischen Kriegsminister und Oberkommandierenden der bayerischen Streitkräfte ernannt.

Zwei Männer aus Fürth in den Wirren der Revolution

© Repro: Hurtienne

Löwensohn zog es zu einem sogenannten Freikorps. Ziel dieser Verbände war es, unter anderem die sozialistische Revolution zu bekämpfen. Tatsächlich war Robert Löwensohn 1919 dann an der Niederschlagung der Münchner Räterepublik beteiligt.

Simon Rötsch, Schüler der 11. Jahrgangsstufe am Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium in Oberasbach, hat die Lebenswege der beiden Fürther gründlich recherchiert. Beide Biografien spielten bereits in seiner preisgekrönten Arbeit („Spuren jüdischen Lebens in Fürth während des Ersten Weltkriegs“) eine Rolle, mit der er im vergangenen Jahr einen Landessieg beim Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten holte (die FN berichteten). Für die Ausstellung vertiefte der 17-Jährige jetzt die Beiträge und fasste seine Untersuchungsergebnisse so zusammen, dass es Besuchern möglich wird, ein sehr intensives und abgerundetes Bild zu bekommen.

Besonderer Glücksfall

Die Ausstellung zählt mit zu den Veranstaltungen rund um den „Etz Chaim“-Wanderpokal der Jüdischen Gesellschaft Franken, der derzeit am Bonhoeffer-Gymnasium ist. Ermöglicht wurde die professionell aufbereitete Schau durch Zuschüsse der Regierung von Mittelfranken im Rahmen von „Wir feiern Bayern – 100 Freistaat und Revolution 1918/2018“.

Für René Hurtienne und Jürgen Rother, die beiden Lehrer unterstützen und begleiten das Projekt intensiv, ist diese Ausstellung ein besonderer Glücksfall: „Aus Lehrerperspektive ist es sehr spannend, mit Simon zusammenzuarbeiten, der eigentlich schon ein Historiker ist und in allen Punkten – auch in Sachen Design und Präsentation – sehr genaue und überlegte Vorstellungen hat.“

Den Betrachter erwarten große Bildwände, die an einem Gerüst befestigt sind. Ein schlichtes Farbschema – Rot für Königsberger, Feldgrau für Löwensohn – führt durch die Stationen der beiden Biografien. Ausführlich beleuchtet werden unter anderem Ausbildung, Militärzeit und Berufe der beiden Männer.

Kurt Königsberger machte 1910 sein Abitur am Königlich Humanistischen Gymnasium, dem heutigen Schliemann, und war Mitglied der Schülervereinigung „Abituria“. Auf dem neugebauten Militärflughafen Atzenhof wurde er zum Beobachtungsflieger ausgebildet und kämpfte dann während des Ersten Weltkriegs an der Westfront. Auch Robert Löwensohn war als Soldat in Frankreich, Russland und Serbien.

Hochdekoriert

Simon Rötsch fand heraus: „1917 wurde er zum Leutnant befördert. Zuvor hatte man ihn vor die Wahl zwischen einem Offiziersgrad oder dem Eisernen Kreuz gestellt. Beides, so sagte man ihm, sei „für einen Juden zu viel...“. Er wurde der einzige Offizier jüdischer Religion in seinem Regiment, das Eiserne Kreuz verlieh man ihm schließlich doch noch. 1919 stieg er als Mitinhaber bei der renommierten Fürther Bilderbuchfabrik Löwensohn ein. Die Ausstellung führt in einen schmalen, dunklen Raum, der von den Gerüstwänden gebildet wird. Verfolgung und KZ stehen am Ende der beiden Lebenswege. Königsberger und Löwensohn wurden von den Schergen der NS-Diktatur ermordet.

Die Ausstellung „In der Heym ist Daham“ wurde am 25. April um 19.30 Uhr im Bonhoeffer-Gymnasium eröffnet und ist nach Anmeldung im Sekretariat (0911) 699820 zu sehen.

 

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