Abitur bestanden, yeah!

24.6.2013, 10:00 Uhr
Abitur bestanden, yeah!

© Stefan Hippel

Mareike Torner (18):

Die schönsten Momente sind die, in denen ich an meinen Abi-Schnitt denken muss, der sämtliche Erwartungen übertroffen hat. Oder wenn mir wieder einfällt, dass ich jetzt meine Schullaufbahn komplett hinter mir habe. Dann läuft mir ein Freudenschauer den Rücken hinunter, und ich könnte die ganze Welt umarmen vor Stolz, Erleichterung und Glück!

Für mich ist das Schulkapitel mit einem richtigen Happy End ausgegangen. Doch ich habe leider auch Freundinnen, deren Träume aufgrund enttäuschter Erwartungen zerstört worden sind. Das hat mir klar gemacht, wie endgültig dieses Blatt Papier ist, auf dem die Punkte stehen: Es entscheidet beinahe über die ganze Zukunft. Weil mein Schnitt es vermutlich zulässt, habe ich mich entgegen meiner Pläne für ein Medizinstudium beworben und lasse die Immatrikulation für Jura in Erlangen nebenher laufen. Erst im Herbst sollte ich mich dann endgültig entscheiden.

In den nächsten Wochen ist Sonnen, Shoppen und Kellnern angesagt – und viele schöne Dinge, für die ich während der anstrengenden Schulzeit kaum Zeit hatte!

Hanna-Katharina Meier (18):

Als ich meine Abiwisch endlich in den Händen hielt, konnte ich nicht anders: Mir kamen die Tränen. Ich heulte und heulte. Ob aus Freude oder auf Grund meines Promillespiegels – keine Ahnung! Da ich bisher noch kein Kind auf die Welt gebracht habe, war dies der emotionalste Moment meines Lebens. So emotional, dass ich beim Autokorso glatt meinen Notenbogen verloren habe. Gott sei Dank tauchte das gute Ding nach ein paar Tagen unter der Rückbank auf.

Doch anstatt mich jetzt endlich so richtig erholen zu können, stehe ich unter akutem Freizeitstress: Treffen mit Freunden am See um 11, dann schnell heim unter die Dusche, um pünktlich beim Grillabend um fünf aufzutauchen. Zudem bereitet mir die Suche nach zu meinem Abikleid passenden Schuhen Kopfzerbrechen.

Um mich abzulenken, verbrenne oder zerreiße ich je nach Lust und Laune meine Schulsachen. Besonders Mathe bereitet mir hierbei immer eine großartige Genugtuung. Das einzige, was ich nach drei Wochen ohne Mathe immer noch kann und brauche, ist der Dreisatz. Schließlich muss ich wissen, wie viel das Oberteil oder die Schuhe nach der Reduzierung kosten.

Esther Krauß (17):

Die Ergebnisse haben mir gezeigt, dass man wirklich selten weiß, wie eine Prüfung laufen wird oder wie sie gelaufen ist. Ich fand es schon in der 10. Klasse blöd, dass wir in Deutsch schriftliches Abitur machen sollen. Jetzt hatte ich 14 Punkte im Deutsch-Abi, und dafür sind meine ehemals besten Fächer eben nicht mehr die besten. Insgesamt freute ich mich über mein Abi, weil der Schnitt besser war als gedacht.

Trotzdem machte ich noch eine Nachprüfung in Mathe. Zwei Tage zusätzliches Lernen sind auch kein großer Aufwand mehr für einen etwas besseren Schnitt. Weniger engagiert bin ich bis jetzt bei meiner Freizeitgestaltung. Monatelang schwirrten mir Ideen für die Zeit nach dem Abi im Kopf herum. Auch wenig aufregende Dinge wie mal wieder Klavier spielen oder eine gute Schwimmtechnik erlernen. Stattdessen verbringe ich viel Zeit mit Laptop und Telefon. „So viel freie Zeit wie jetzt hast du nie mehr!“, wird mir öfters gesagt. Eine Woche unproduktives Dasein wird aber nicht schaden, und die nächsten 15 freien Wochen werde ich sicherlich noch gut nutzen für mich.

Bis dann das „echte Leben“ ansteht – und mein Studium der Wirtschaftswissenschaften an der Uni in Nürnberg. Dann werden die Karten neu gemischt. Es ist nämlich garantiert nicht die Abiturnote, die bestimmt, wie zufrieden später jemand mit seinem Beruf ist. Im Moment geht mir immer nur ein Lied von den Toten Hosen durch den Kopf: „Schönen Gruß und auf Wiedersehen!“

Shiva Kianpoor (19):

Es ist so weit: Das Märchen ist wahr geworden, unsere Träume sind keine Träume mehr, denn das Abi steckt in der Tasche. Seit Jahren haben wir für dieses Ergebnis geschuftet und große wie kleine Herausforderungen in Kauf genommen.

Mit dem Abizeugnis in der Hand fühlt man zwar Erleichterung und Stolz, doch gleichzeitig eine Leere, die uns deutlich zu spüren gibt, dass unsere Kindheit, ja sogar die Jugendzeit, vorüber ist. Unseren Zeugnissen fehlt genau genommen noch ein letzter Satz: „Willkommen in der harten Welt“.

Ich hätte mir das Ende jedoch ein wenig spektakulärer vorgestellt. Nun stehe ich aber da mit einem Blatt in der Hand auf dem zwei Ziffern und ein Komma abgedruckt sind, die zwölf Jahre Schulerfahrung präsentieren sollen. Keine Spur von den Tränen, die für die unwichtigsten Tests verflossen sind, keine Spur von Dingen, die wir wirklich gelernt haben. Weder die Träume, die wir aufgegeben haben, noch die Zeit, die wir geopfert haben.

Es bleiben nur noch diese Noten, mehrere Unis, die uns aufgrund dieser Note einstufen und Menschen, die uns in Kategorien einteilen, bis wir selbst in dem Glauben versinken, nicht mehr zu sein. Also: ein Hoch auf die Schule für meinen Abschluss und somit den Eintritt in die höhere Bildungsebene. Doch ebenfalls ein Dank für die einfachste Definition meines bisherigen Lebens in der Schule und die Zahlenspielerei.

Tim Klunker (19):

So schnell ging’s vorbei, und trotzdem kann ich noch gar nicht glauben, dass es überhaupt angefangen hat. Aber das war’s – wir haben endlich unser Abitur. Da ich ohne große Ziele in die Prüfungen gegangen bin, und ich mich nicht an einen NC dranhängen musste, freut es mich umso mehr, dass ich immerhin eine eins vorm Komma stehen habe. Und so wie ich – und auch der aufmerksame Leser – das beurteilen kann, sogar ohne allzu großen Aufwand und Stress.

Während für viele nun das unangenehmste Kapitel in ihrem Leben endlich vorüber ist, kann ich es kaum erwarten, eine Schule wieder von innen zu sehen. Diesmal aber nicht als Schüler, sondern als Lehrer! Denn für mich steht schon lange fest, dass ich unbedingt Lehramt studieren will.

Ansonsten hätte ich mich nach dem Realschulabschluss bestimmt nicht noch mal drei Jahre in die Schule gequält. Hinzu kommt, dass nur wenige Gymnasien anbieten, gute Realschüler aufzunehmen – was aus meinem Schulweg eine halbe Odyssee machte.

Aber das ist ja jetzt vorbei! Ich habe jetzt, was ich brauche, um Lehramt zu studieren, und um danach endlich das machen zu können, was mich erfüllt – unterrichten!

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