Christian möchte Basketballprofi werden

18.1.2019, 10:00 Uhr
Christian möchte Basketballprofi werden

© Güner Santemiz

Christian Feneberg sitzt im Café an einem kleinen Tisch und wirkt wie jeder andere Jugendliche, der seinen Samstagvormittag in der Nürnberger Innenstadt verbringt. Es ist die Ruhe vor dem Sturm: Nur wenige Stunden nach unserem Treffen steht der Schüler wieder auf dem Spielfeld in Bayreuth.

Sein besonderes Talent kann man schon auf den ersten Blick erahnen. Denn mit seinen 1,90 Metern ist er ziemlich groß. Allerdings zählt er unter seinen Mannschaftskollegen sogar noch zu den "Kleinen": Christian ist leidenschaftlicher Basketballer.

Er hat zwar wie fast jeder Junge mit Fußball angefangen. Aber der Papa war früher Basketballer, und so hat es sein Sohn auch mal ausprobiert. In einem Sportcamp entdeckte der damals Elfjährige seine Leidenschaft für die Sportart.

Er fing an, in Altdorf zu spielen, wechselte dann zum Post SV in Nürnberg und ist jetzt im Jugendteam "TenneT young heroes" in Bayreuth gelandet. Christians Augen leuchten, wenn er über seine Erfolge im Basketball spricht. Auch seine kleinen Brüder, elf und 13 Jahre alt, betreiben den Sport mit Begeisterung.

Das Basketball-Gen liegt also in der Familie. Die Brüder feuern sich oft gegenseitigen bei Spielen an und gehen gemeinsam mit dem Vater die Aufzeichnungen der vergangenen Spiele durch. "Es ist toll einen privaten Coach zu haben, aber das bedeutet auch, dass mein Papa mein größter Kritiker ist", sagt der 16-Jährige und grinst verschmitzt.

Teilnahme an Europameisterschaft

Christian ist ein Ausnahmetalent: Im Sommer wurde er für die Nationalmannschaft nominiert und durfte bei der U16-Europameisterschaft in Serbien dabei sein. "Das ist schon geiles Gefühl, mit dem Adler auf der Brust die Nationalhymne bei der EM zu singen", sprudelt es aus ihm heraus.

Sieben Spiele an neun Tagen absolvierte der Schüler, vorher nahm er an mehreren Auswahltrainings teil. Das war eine intensive Zeit. Knapp zwei Monate lang ist er zwischen seinem Heimatort Nürnberg und Berlin, wo die Trainingslager stattfanden, hin- und herfahren. Basketball ist eben sein Ein und Alles, das wird in dem Gespräch mit Christian deutlich.

"Auch wenn der Traum vom Turniersieg schon im Achtel-Finale geplatzt ist, war allein die Nominierung ein Riesenerfolg", zieht das Nachwuchstalent sein Fazit.

Aber auch nach der EM ist Christian weiterhin gefragt: Zum Saisonauftakt wurde er eingeladen, mit den "Großen" zu trainieren. Er hat es sehr genossen, beim Training der Bundesliga-Spieler von medi Bayreuth mitzumachen. "Das ist schon ein echtes Privileg, so ein Angebot bekommt nicht jeder", sagt der Schüler stolz.

Aber noch etwas hat sich für Christian nach dem Sommer geändert: Er ist für sein Team "TenneT young heroes" von Fischbach nach Bayreuth gezogen. Das bedeutet für den Elftklässler, dass er dieses Schuljahr nicht nur in die Oberstufe gekommen ist, sondern gleich auf eine komplett neue Schule.

Zusätzlich muss er sich jetzt noch an sein neues Leben im Internat in Bayreuth gewöhnen, 80 Kilometer entfernt von zu Hause. Und das alles macht er nur für seinen Traum, Basketballprofi zu werden und so viel Zeit wie möglich in den Lieblingssport investieren zu können. Denn neben dem Training muss er sich wie jeder andere Oberstufenschüler um Referate, Hausaufgaben und ums Lernen kümmern.

Als wir auf die Schule zu sprechen kommen, wirkt Christian etwas zurückhaltender: "Sprachen sind nicht so meins, Mathe geht schon." Ein Studium der Sportökonomie könne sich der Jugendliche vorstellen, sein Ziel ist es aber, hauptberuflicher Basketballer zu werden.

Ziel ist die NBA

Darauf arbeitet er jetzt intensiv hin: Sechs- bis siebenmal die Woche geht es in die Halle oder zum Krafttraining, zwei Stunden am Tag sind mindestens für die Ballsportart reserviert. Meistens steht direkt nach der Schule eine Übungseinheit an, auch wenn Christian lange Unterricht hat.

Dafür wird er zum Beispiel donnerstags vom Sportunterricht mit seinen Mitschülern befreit. "Sport mache ich ja eh schon mehr als genug", scherzt der 16-Jährige. Sogar am Freitagabend steht Basketball auf dem Plan, bevor es dann über das Wochenende heim nach Nürnberg geht.

Sein Hobby hat aber auch einen großen Vorteil, trotz des Umzugs bleiben die Freunde die gleichen; sie spielen auch Basketball. Und so kann er sogar noch mehr Zeit mit ihnen verbringen und nach der Schule oder dem Training mit ihnen "im Internat oder in der Bayreuther Innenstadt chillen".

Für mehr Freizeitaktivitäten bleibt auch keine Zeit mehr, aber das ist für den 16-Jährigen kein Problem. Er träumt davon, einmal in der NBA, der Basketball Profi Liga Nordamerikas, zu spielen – so wie sein größtes Vorbild: Paul George. Der spielt bei den Oklahoma City Thunders zusammen mit dem deutschen Basketballprofi Dennis Schröder.

George spielt übrigens auf derselben Position wie Christian: Shooting Guard. Das heißt, er ist richtig gut im Körbemachen, auch die schwierigen Würfe von außen beherrscht er meistens gut. Außerdem ist es seine Aufgabe, den eigenen Korb zu verteidigen. Aber Christian spielt nicht nur auf dieser Position, sondern übernimmt auch oft die Rolle des Point Guards. Hier ist er für den Spielaufbau zuständig und verteilt die Bälle an seine Mitspieler.

Nach unserem Treffen teilte mir Christian noch ein spannendes Update mit: Er darf am Lehrgang der U18-Nationalmannschaft teilnehmen, obwohl er erst 16 ist. Vielleicht bekommt er die Chance, noch mal bei einem Länderspiel dabei zu sein.

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