Das große Gähnen im April

7.4.2015, 18:40 Uhr
Das große Gähnen im April

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Im Frühling wollen viele Menschen ihren Winterspeck abtrainieren. Wenn sie nur nicht so müde wären, so schlapp und die Beine so schwer. Der Winterschlaf ist direkt in die Frühjahrsmüdigkeit übergegangen, und die steht den guten Vorsätzen im Weg.

„Ganz viele Menschen fühlen sich zu dieser Jahreszeit schlapp und fragen sich, wo das herkommt“, sagt Joachim Ficker, Internist und Leiter des Schlafmedizinischen Zentrums am Klinikum Nürnberg. Ganz sicher ist sich die Wissenschaft nicht, denn es kommen mehrere Ursachen zusammen. „Wenn die Sonne im Frühling wieder früher aufgeht, wird unsere innere Uhr, die den Schlaf-Wach-Rhythmus vorgibt, allmählich zurückgestellt“, sagt der Experte. Und das mag der Körper gar nicht. „Das ist wie ein Jetlag, der viele Tage dauert, ein langsamer chronischer Jetlag.“

Durch die Helligkeit ändert sich der Hormonspiegel. Der Melatonin-Anteil sinkt und der Serotonin-Spiegel steigt im Frühjahr. Darauf muss sich der Körper erst einstellen, er braucht ein bisschen Zeit, um sich anzupassen. Genauso wie der Mensch Zeit braucht, um körperlich wieder fit zu werden. „Am Ende des Winters haben die meisten einen Trainingsrückstand und auch etwas an Gewicht zugelegt“, sagt Ficker. Außerdem reagiert der Körper auf das wechselnde Klima. Wenn es wärmer wird, weiten sich die Gefäße und der Blutdruck sinkt. „Das alles zusammen macht das komische Gefühl der Frühjahrsmüdigkeit aus.“

Trotz der Schwierigkeit, morgens aus dem Bett zu kommen, hilft nur genau das dagegen: aktiv sein und Bewegung – am besten an der frischen Luft. „Man muss den Körper in den neuen Rhythmus zwingen“, sagt der Arzt. „Das Tageslicht synchronisiert unsere innere Uhr, und je besser sie synchronisiert ist, desto besser fühlen wir uns.“ Der blaue Lichtanteil der Sonne ist wichtig – auch bei bewölktem Himmel, künstliches Licht bringt nichts. „Die Frühjahrsmüdigkeit darf den April über noch anhalten, aber im Mai muss es besser sein, sonst sollte man mit einem Schlafmediziner darüber reden.“

 

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