Ein Job in purer Idylle

24.9.2016, 10:00 Uhr
Ein Job in purer Idylle

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Seit fast drei Monaten bin ich jetzt im Einsatz im Unecso-Biosphärenreservat Schaalsee. Wer jetzt fragt: „Wo, bitte?“, dem geht es nicht anders als mir, als ich mich zum ersten Mal auf der Seite des Umweltpraktikums durch die 25 verschiedenen Standorte klickte. Der Schaalsee ist der tiefste See Norddeutschlands, er liegt genau an der Grenze zwischen Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein.

Nächste Frage: „Und was machst du da?“ In der abwechslungsreichen Landschaft begleite ich zum Beispiel Schulklassenführungen und Sinneswanderungen. Und suche Antworten auf folgende Fragen: Wie kann man Kindern und Jugendlichen einen wertschätzenden Umgang mit der Natur vermitteln? Welche Methoden eignen sich dafür auch außerhalb des Klassenzimmers?

Das Umweltpraktikum ist eine Kooperation der Commerzbank mit deutschlandweit insgesamt 25 Biosphärenreservaten, National- und Naturparks. Dabei zahlt die Commerzbank einen Beitrag zu den Lebenshaltungskosten und zur Unterkunft. Betreut werden die Praktikanten von Mitarbeitern der jeweiligen Einsatzstelle.

Nach der erfolgreichen Bewerbung gab es ein einwöchiges Vorbereitungsseminar im Bayerischen Wald – zusammen mit etwa 70 anderen Umweltpraktikanten. Dort bekamen wir Anregungen für das, was in unseren Einsatzstellen auf uns zukommen sollte: Baumwipfelpfad, Tour durch die „echte Wildnis“, Waldspiele. Und wir lernten Grundlagen der Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit: Webdesign, Pressemitteilungen schreiben, Broschüren und Faltprospekte gestalten.

Jetzt, hier am Schaalsee, ist meine Arbeitszeit ausgewogen aufgeteilt zwischen Büro und draußen. Ich schreibe Presseartikel, überarbeite die Besucherinformationen und helfe, Führungen vorzubereiten.

Vor allem macht mir Spaß, dass mit meinen Aufgaben viel Kreativität und Freiheit verbunden sind. Ich kann selbst Ideen einbringen und lerne dabei noch viel. Besonders meine Ökologie- und Artenkenntnisse haben sich in den vergangenen Wochen sehr erweitert – wahrscheinlich viel mehr als jemals in der Schule in Bio.

Ein Job in purer Idylle

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Bei „Fadenschwanz und Löffelohr“ zum Beispiel gehen wir mit Jüngeren auf die Spurensuche: Bei Spielen und Geschichten sollen sie herausfinden, um welches Tier es sich handelt. Dabei lernen sie die Zauberformel SchuWaLuNa: Schutz – Wasser – Luft – Nahrung, also das, was jedes Lebewesen zum Leben braucht.

Für ältere Schüler gibt es das Programm „Naturschutz ausprobiert“: Dabei lernen sie, wie ein Biosphärenreservat funktioniert und warum es wichtig ist, die Natur zu schützen. Dazu sollen sie ein kurzes Gedicht schreiben, das Modell eines eigenen Biosphärenreservats bauen und überlegen, wer alles Interesse am Naturschutz hat – und was man überhaupt schützen kann.

Im Biosphärenreservat gibt es zum Beispiel spezielle Kästen für Haselmäuse. Dort können die nachtaktiven Nager wohnen, die dank des EU-Artenschutzabkommens einen besonderen Schutzstatus genießen. Außerdem gibt es Seeadler, Fischotter und neun nachgewiesene Fledermausarten. Gelegentlich kommen auch Reiher (Foto rechts: dpa) vorbei. Eine Besonderheit ist die lachsartige Große Maräne, die in Norddeutschland nur im Schaalsee vorkommt.

Für zwei Wochen tauschte ich meine kleine Wohnung im Amt des Biosphärenreservats gegen ein Zimmer im Norden des Sees. Dort betreute ich Acht- bis Zwölfjährige in einem Ferienlager. Honig schleudern beim Imker, ein Besuch beim Schäfer, eine große Bio-Molkerei mitsamt Butterherstellung und Käseverkostung: Die Kinder – und ich – sahen und erlebten einiges. Ich lieferte mir ungezählte Tischtennisduelle mit den Kindern und bekam den Posten der abendlichen Witzeerzählerin.

Alles in allem würde ich das Praktikum jedem empfehlen, der ein bisschen Interesse an Umwelt und Natur hat. Und dass speziell hier am Schaalsee die nächste Badestelle direkt am See nur dreihundert Meter von meiner Wohnung entfernt ist, war natürlich im Sommer auch nicht zu verachten.
 

Mehr Informationen zum Umweltpraktikum findet ihr auf der Homepage www.umweltpraktikum.com

 

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